Kapitel 22-Simon

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Das wird sad...

Ich lag in meinem Bett und schaute in den Nachthimmel.

Neben mir schlief Rob, tief und fest, mit leisem Schnarchen hob und senkte sich sein Brustkorb.

Morgen würde es soweit sein.

Der Vollmond am Himmel stand ruhig, wie ein Beobachter, und starrte auf mich herab.

Ich war voller Angst.

Wir hatten es nicht mehr geschafft, vor dem Sklaveneinzug abzuhauen, deshalb mussten wir einen anderen Plan machen.

Morgen würden die Sklaven abgeholt werden, um an der Mauer nahe einem Tor, welches extra gebaut wurde um den Übergang zu vereinfachen, in einem Lager untergebracht zu werden.

Dort hatten wir 8 Tage zeit, Training und die Kriegstrategie eingetrichtert zu bekommen, bevor der Krieg in Ost stattfand.

Wenn alles klappen sollte, dann wären Rob, Falco, Sam, zwei andere eng befreundete Sklaven von Falco und Sam und ich kurz nach Beginn des Krieges so weit weg wie möglich, in der Hoffnung, den Tumult der Stunde nutzen zu können, und nach Ost abzuhauen.

Das ging nur mit viel Glück.

Bei dem Plan drehte sich mir der Magen um; ich wusste, dass Rob alles durchgeplant hatte, und trotzdem gab es so vieles was schiefgehen konnte.

Mit nackten Füßen ging ich durch das große Haus, das so schnell zu meinem Heim geworden war.

Früher dachte ich, nur Miss Muro würde mich einsperren, doch wie gefangen man sich in anderen Zeiten fühlen kann, ist unvergleichlich.

Wenn man bedachte, was alles passiert war bis ich hier gelandet bin...

Ich lachte leise auf bei dem Gedanken, was wohl gewesen wäre, niemals Rob begegnet zu sein.

Ich wäre nicht in diesem Haus, nicht in West, nicht in diesem Spiel, das sich Leben nennt.

Und trotzdem war ich nie glücklicher, als an Robs Seite.
Und ich würde niemals auch nur eine Sekunde, die ich mein Leben für ihn opferte, die ich mit ihm verbringen durfte, missen oder eintauschen wollen.

Der Balkonboden war eiskalt, meine Füße frierten ein, doch das war mir egal.

Diese Freiheit zu spüren, der Wind der meine Nase umwehte, das war das einzige Gefühl das meinem Leben den Antrieb gab.
Dieses, und die Liebe.

Ich schloss die Augen und atmete tief ein.

Mein Zittern war mir egal.

»Nun wirst du sie doch erlangen, die Freiheit, nicht?« hörte ich jemanden sagen, so leise, als sei es das Echo eines Schattens.

Ich fuhr herum, doch ich sah niemanden.

Es war so dunkel wie zuvor, doch wieder diese Stimme.
War sie real oder nur in meinem Kopf?

»Ein berauschendes Gefühl, die Freiheit...«

Wieder drehte ich mich; diese Stimme...

»Simon?«

Erneut drehte ich mich.
Und dann sah ich ihn.

Ich schnappte nach Luft, hielt mir die Hand vor den Mund und starrte nach vorne.
Kurz konnte ich es nicht glauben.

Dann fiel ich meinem besten Freund so schnell in die Arme, dass er nicht anderst konnte, als fast umzukippen.

Ich verstand die Welt nicht mehr, aber das war egal, denn ich hatte Marius im Arm.

Schluchzend klammerte ich mich an ihn.
Seine starken Arme hielten mich so fest er konnte.

»Es tut mir leid!« rief ich aus, was ich immer bereute nie und zu wenig gesagt zu haben.

Marius streichelte beruhigend über meinen Kopf, wie er es als Kind immer schon getan hat und blieb stumm.

»Shhh. Ich bin hier. Ich bin immer bei dir.« sagte er leise zwischen meinen Schluchzern.

Wie immer, er hatte mich beruhigt.

Ich sah zu ihm hoch, seine klugen, mitfühlenden Augen verrieten alles.

Er wusste um meine Situation, um meine Angst, alles was in meinem Kopf herumschwirrte.
Er wusste es einfach und war für mich da, ohne groß zu reden, ohne großen Aufwand.

»Was, wenn es nicht klappt?« fragte ich leise, mich immer noch nicht von ihm lösend.

Er lächelte und strich durch meine Haare.

»Wird es. Du wirst überleben, du wirst endlich leben, Simon.«

»Woher willst du das wissen?« fragte ich schluchzend.

»Schon als Kind hattest du den Traum von Freiheit, und du hast immer alles getan um dieses Ziel zu erreichen. Du wirst unseren Traum in Erfüllung gehen lassen.«

Mir liefen Tränen über die Wangen, für einen Moment vergaß ich alles um mich herum und lächelte.

So still er manchmal war, genauso fand er doch die richtigen Worte für jede Situation.
Mein bester Freund...

»Ich hab trotzdem Angst.«

»Das ist gut, das heißt, dass du es willst.«

Ich schniefte und nahm seine Hand.

»Es tut mir alles so unendlich leid...du fehlst mir so...« flüsterte ich mir erstickter Stimme.
»Ich wollte das alles doch nicht...«

Marius wischte eine Träne von meiner Wange und lächelte mich sanft an.

»Alles was ich wollte war dich zu beschützen. Du bist als erster gesprungen, wärst du das nicht, und hätte ich mich nicht zwischen dich und den Schützen gestellt, wärst du es gewesen, der tot auf der Straße landete. Du solltest überleben.«

Ich sah ihn traurig an.
Die Tränen flossen ungehindert über meine Wange.

Nicht mal überrascht war ich, denn es lag in seiner Natur alles und jeden beschützen zu wollen.

»Solange du überlebst, wäre ich tausende Male gestorben. Du musst überleben und unseren Traum von Freiheit erfüllen. Tu es für uns beide.«

Ich nickte nur und lächelte traurig, meine Schluchzer rissen Löcher in die Stille der Nacht.

»Ich vermisse dich so!« nuschelte ich gegen seine Brust.

Noch einmal legte ich die Arme um ihn, während er langsam blasser wurde.

»Ich vermisse dich so sehr...« murmelte ich.

»Ich werde immer an deiner Seite weilen. Es gibt keinen Ort, an dem du ohne mich sein wirst. Ich werde immer bei dir sein.« hörte ich diese leise Stimme noch sagen, bevor sein blasser Körper in meinen Armen verschwand und ich mich selbst umarmte, ich die Augen schluchzend schloss und sie mit einem Mal wieder öffnete.

Mein Zimmer.

Hellichter Tag.

Ein Traum? Eine Vision? Realität?

Ich wusste es nicht, aber als ich aus dem Fenster sah, lächelte ich der Zukunft entgegen.

Die Zukunft, die ich mir mit Marius immer schon ausgemalt hatte und mit Rob in Erfüllung gehen sollte.

Sie spornte mich an, sie gab mir Mut.

Ich sah zur Tür, in der Rob stand und bloß stumm nickte.

Ich stand auf und schnappte mir den gepackten Rucksack, ging die Schritte zur Tür und lächelt mutig.

Sollte der Schritt zur Erlangung unserer Freiheit beginnen.

Ernsthaft, als ich das schrieb, hab ich geheult...

Wrong Side-Gefährliche Liebe [Band 2] || CrispyWill [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt