Kapitel 7

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Wie versprochen ging ich am nächsten Morgen direkt zu Alex. Ich setzte mich auf die Bettkante seines Krankenbettes und umarmte ihn zur Begrüßung. „Ich freue mich das du hier bist.", sagte er und ich lächelte ihn einfach nur stumm an. „Wenn du willst, kann ich dich ja besuchen, wenn ich Zeit habe.", schlug er mit einem betrübten Lächeln vor. Ich nickte. „Du wirst nur nicht besonders oft Zeit haben."

„Das stimmt wohl. Leider. Gib mir wenigstens deine Handynummer, dann können wir immerhin telefonieren." Ohne zu zögern zog ich mein Handy heraus und tippte meine Nummer in seines ein. „Ich hoffe du verstehst warum ich nicht hier weg kann. Noch nicht einmal für einen Tag.", sagte ich und Alex erwiderte sofort: „Natürlich. Wäre es jemand aus meiner Familie, dann würde ich genauso sein." Ich war froh, dass er das wenigstens nachvollziehen kann.

Alex lächelte mich unablässig an. „Ich möchte das du weißt, dass du etwas ganz besonderes bist und ich dich mehr als alles andere bewundere. Das was du für deine Vater tust, ist unglaublich.", sagte Alex plötzlich und ich wusste gar nicht was ich dazu sagen konnte. Wie schaffte er es mit seinen Worten immer wieder ins Schwarze zu treffen.

Wir versuchten danach erfreulichere Themen anzuschneiden und glücklicherweise gelang uns das auch. Selten in meinem Leben habe ich so viel gelacht wie an diesem Tag. Ich bekam Bauchschmerzen davon und konnte mich selten zurückhalten. Immerhin war es besser als Gestern. Noch so ein Tag, dann wäre die Verabschiedung sicher noch schlimmer gewesen.

Alex' Lachen war aber auch ansteckender als jede Krankheit. Das machte es nicht unbedingt besser. Jedes Mal wenn ich ihn ansah musste ich lächeln und ich konnte es auch nicht lassen. Ich musste einfach. Es war der perfekte Tag. Wir redeten zuerst, dann aßen wir gemeinsam das ekelhafte Krankenhausessen, welches aber mit Alex fantastisch war und schließlich machten wir sogar gemeinsam einen Ausflug. Ich schob Alex im Rollstuhl durch den Park, welcher direkt neben den Krankenhaus war.

Es war das erste Mal seit dem Unfall, dass er das Krankenhaus verlassen hatte und ich merkte sofort wie er aufblühte. Es war schön zu sehen, dass er es sehr genoss endlich wieder an der frischen Luft zu sein und etwas anderes zu sehen, als die Wand des Krankenhauszimmers.

Alex bestand auch darauf wenigstens kurz mit zu meinem Vater zu kommen. Er sagte er wolle ihn auch kennenlernen immerhin hat Marc ihn schon kennengelernt. Obwohl ich wusste, dass es für mich nicht leicht werden würde konnte ich ihm gleichzeitig diesen Wunsch nicht abschlagen. Deshalb schob ich ihn, nachdem wir von dem Park zurückgekommen waren nicht in Richtung seines Zimmers, sondern zu meinem Vater.

Im Gegensatz zu Marc hatte ich durchaus das Gefühl, dass Alex etwas nervös war. Ich wusste nicht warum, denn mein Vater könnte mir selbst wenn er Alex nicht leiden könnte, dass nicht sagen. Ich war aber selber etwas nervös. Es war doch eine verletzliche Seite, die ich ihm offenbarte und das viel mir doch schwerer als gedacht.

Bei Marc war es klar, dass es nicht einfach werden würde, aber Alex wusste es ja bereits und trotzdem war ich nervös. Als wir das Zimmer betraten war gerade ein Arzt im Zimmer. Sein Blick war ziemlich besorgt. "Wer sind Sie?", fragte er mich. "Ich bin seine Tochter und das ist ein Freund.", sagte ich und deutete dabei auf Alex.

"Darf ich vor ihrem Freund offen reden?", fragte mich der Arzt und ich merkte wie sofort mein Puls in die Höhe schoss. Das bedeutete nichts Gutes. Ich nickte nur stumm. Ich hätte wohl niemals ein Wort herausgebracht. "Dann sollten wir uns setzten." Der Arzt setzte sich auf einen der beiden Stühle in dem Zimmer und ich nahm gegenüber von ihm Platz.

Meine Hände lagen in meinem Schoss und ich merkte wie diese immer schwitziger wurden. Alex rollte sich mit seinem Rollstuhl einfach stumm neben mich. Es war eine merkwürdige Situation. Ich wurde unglaublich nervös, weil ich wusste, dass es keine guten Nachrichten sein konnten, die der Arzt mir sagen musste und Alex musste das Ganze natürlich miterleben, andererseits war er wahrscheinlich auch die Person, die ich jetzt am meisten brauchen würde.

racing against deathWhere stories live. Discover now