Kapitel 5

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Am nächsten Tag war ich einmal mehr zu früh dran. Ich war diesmal wahrscheinlich sogar noch nervöser als gestern, immerhin würde ich Alex heute kennenlernen und irgendwie machte ich mir Sorgen, dass er mich nicht mögen würde.

Genau genommen hatte ich keinen Grund das anzunehmen und selbst wenn wäre es ja auch nicht schlimm, weil ich im Grunde ja Marc auch bald nicht mehr sehen würde und trotzdem die Nervösität war da. Seit meinem Unfall habe ich eigentlich nie neue Leute kennengelernt und ich hatte das Gefühl, dass ich gar nicht mehr wusste wie das geht.

Ich bereute es, aber zu früh gekommen zu sein. Es war mittlerweile ziemlich kalt und ich trug wie immer nur eine ziemlich dünne Jacke. Keine Ahnung warum ich es mir nicht endlich merkte mich wärmer anzuziehen, aber irgendwie bekam ich das einfach nicht auf die Reihe. Die lockeren Hosen die ich immer trug waren natürlich auch nicht die wärmste.

Gut, immerhin für diese hatte ich eine Entschuldigung. Eine Skinni Jeans wäre wesentlich komplizierter und unbequemer mit meiner Prothese. Es würde wahrscheinlich irgendwie gehen, aber die lockeren Hosen waren einfach leichter und deshalb machte ich mir keine Gedanken mehr über Skinni Jeans.

Als Marc kam sah er sofort, dass ich ziemlich gefroren hatte. "Zieh dich doch wärmer an, wenn du schon immer zu früh da bist.", sagte er scherzhaft, während er mir seine Jacke umgelegt hatte. "Komm gehen wir rein." Ich nickte und folgte ihm stumm. "Bist du nervös?", fragte er deshalb und hatte wie meistens ein Grinsen auf den Lippen.

"Natürlich bin ich nervös. Ich bin möchte das dein Bruder mich mag.", erwiderte ich. Er tätschelte mir die Schulter. "Du brauchst nicht nervös zu sein. Ich mag dich also stehen die Chancen das Alex dich mag sehr hoch. Normalerweise sind wir uns bei Sympatien immer ziemlich einig." Es beruhigte mich nicht so wie es sollte, aber ich hatte zugesagt, deshalb würde ich das jetzt auch durchziehen.

Marc führte mich zielsicher die Gänge entlang bevor er vor einem Zimmer stehen blieb. Er sah mich kurz an und fragte: "Bereit?" Ich nickte nur als Antwort, denn ich war so nervös, dass ich sicher kein Wort herausgebracht hätte. Deshalb folgte ich Marc einfach nur stumm in das Zimmer seines Bruders.

"Alex, das ist Malena!", stellte Marc mich vor. Als ich Alex sah setzte mein Herz kurz aus. Wir sahen uns gegenseitig in die Augen und es war als wäre niemand mehr im Raum. Gut es war nur Marc im Raum aber diesen blendete ich völlig aus. Meine Knie wurden weich und ich wäre fast weggekippt, aber ich konnte mich dann doch noch zusammenreißen.

Alex schien mich genauso zu mustern und ich konnte einfach nicht wegsehen. Kurz dachte ich darüber nach wie komisch es sein musste ihn so anzustarren, aber ich konnte mich an ihm einfach nicht satt sehen. Keine Ahnung was es war, aber irgendetwas an ihm zog mich in seinem Bann. Fast hätte ich die Schrauben in seinem Bein nicht bemerkt, denn er hatte etwas anderes zumindest für mich viel auffälligeres an sich.

Es war das Grinsen. Genauso wie bei Marc schien es sein Gesicht die gesamte Zeit über zu zieren. Generell sah er Marc ziemlich ähnlich. Ich schreckte hoch als Marc mich von der Seite knuffte. "Du solltest etwas sagen.", flüsterte Marc mir zu. Ich konnte ein leichtes Lachen in seiner Stimme erkennen. Ihm schien dieser magische Moment zwischen mir und Alex nicht entgangen zu sein.

Normalerweise glaubte ich nicht an Liebe auf den ersten Blick. Ich hielt so etwas immer für Schwachsinn. Wie konnte man auch jemand anderes kennen und wirklich urteilen ob es richtige Gefühle waren? An diesem Tag musste ich meine Meinung wohl oder übel ändern. Es war nicht so das ich von Liebe sprechen würde, aber Alex zog mich an und das konnte ich schlecht leugnen. Er war wie ein Magnet für mich. Nicht so ein billiger der sofort wieder vom Kühlschrank abfiel wenn man nur leicht dagegen kam, sondern eher wie so ein Industriemagnet, die man nur mit viel Kraft wieder abbekam.

racing against deathWhere stories live. Discover now