Es war der nächste Tag und die Sonne war bereits dabei, unter dem Horizont zu versinken, woraufhin das Licht des Tages allmählich verblasste. 
Ich nahm mein Handy hervor, während ich auf dem Weg zu einem meiner Lieblings-Imbisse war. Meine Finger flogen über den Display und ich sendete eine Nachricht an Jamie, in welcher stand: “Hey, bist du in deinem Apartment?”
Nur wenige Minuten später erhielt ich eine Antwort von ihm. 
“Ja, was hast du vor?”
Ich entschied mich dazu, ihm nicht mehr zurückzuschreiben. Somit würde der Überraschungseffekt noch ein wenig größer sein. Hoffentlich freute Jamie sich, wenn ich bald vor seiner Tür stehen würde.
Ich betrat den chinesischen Imbiss, dessen Einrichtung eher einem großen Wohnzimmer nachkam. Es war der weitaus gemütlichste Ort, an dem man essen gehen konnte.
Ich wusste, dass viele Studenten hier aßen. Es war äußerst verständlich, denn die asiatischen Gerichte schmeckten hier besser, als irgendwo sonst. 
Nachdem ich einen kurzen Blick auf die Speisekarte geworfen hatte, die auf einem Bildschirm über der Theke angezeigt wurde, hatte ich meine Wahl getroffen. 
Ich bestellte zwei Boxen Chop Suey und hoffte bloß darauf, dass Jamie noch nichts gegessen hatte und mit meiner Entscheidung zufrieden sein würde.
Es dauerte einige Minuten, bis ich meine Gerichte erhielt. Nachdem ich ein paar Worte mit dem Besitzer des Imbisses gewechselt hatte, den ich aufgrund meines regelmäßigen Aufenthaltes kannte, verließ ich den Laden wieder. 

Ich machte mich auf den Weg zu Jamie’s Apartment, an welchen ich mich ziemlich genau erinnern konnte. 
Als ich es erreichte, schlug mein Herz augenblicklich schneller. Um meine Atmung wieder in den Griff zu bekommen, nahm ich ein paar tiefe Luftzüge. Anschließend klopfte ich an seine Tür, woraufhin mein Versuch, ruhiger zu werden, kläglich scheiterte. Ganz im Gegenteil, ich spürte meinen Herzschlag nun noch deutlicher und hoffte bloß, er würde mir meine Nervosität nicht anmerken.

Jamie öffnete die Tür und warf mir einen kritischen Blick zu. “Sehr frech von dir, einfach nicht mehr zu antworten”, meinte er, konnte sich sein Lächeln jedoch nicht verkneifen. 
Ich hielt die Essensboxen hoch und sagte: “Ich war beschäftigt.” 
Seine Augen weiteten sich und er fragte: “Du hast mir was zum Essen mitgebracht?”
Ich nickte würdevoll und betrachtete ihn unauffällig.
Jamie trug ein verwaschenes T-Shirt von Iron Maiden, welches mich zum Lächeln brachte. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er nicht vorgehabt hatte, heute noch etwas zu unternehmen. 

“Komm rein, es ist kalt”, sagte Jamie und trat beiseite. Ich folgte seiner Anweisung, woraufhin er die Tür hinter mir schloss. 
“Das ist wirklich süß von dir. Ich habe mich eben noch gefragt, was ich essen soll”, fuhr er fort und ich konnte ihm seine Freude deutlich anhören. 
Seine Wortwahl erinnerte mich an unsere Verabredung im Café. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jamie mich ebenfalls als süß bezeichnet, doch er hatte sich selbst verbessert, in der Hoffnung, ich hätte es nicht gehört. Dass er diesen Ausdruck nun verwendete, ohne sich zu korrigieren, schien eine Bedeutung zu haben. 
Ich reichte ihm lächelnd eine der Boxen und erklärte: “Chop Suey. Ich hoffe du magst es.”
Jamie nahm sie bereitwillig entgegen und antwortete: “Selbstverständlich.” Er sah mir in die Augen und schien über etwas nachzudenken. “Es war sehr risikoreich, einfach etwas zu kaufen. Ich hätte ja auch Vegetarier sein können”, fügte er dann grinsend hinzu. 
“Ich weiß, aber so wirkst du nicht auf mich”, entgegnete ich selbstgefällig und ließ mich, ohne um seine Erlaubnis zu fragen, auf seinem Bett nieder. 
Jamie musterte mich skeptisch und fragte: “Was soll das denn heißen?” 
Er setzte sich neben mich und begann, mit den enthaltenen Stäbchen zu essen. Beeindruckt sah ich ihm dabei zu und antwortete: “Nichts Negatives. Ich bin begeistert, dass du mit diesen Stäbchen essen kannst.”
Jamie lachte und erklärte: “Ein Freund von mir kommt aus China. Er hat es mir mal beigebracht und seitdem esse ich immer mit ihnen, um es nicht zu verlernen.”
Ich war sprachlos, da ich noch keine Person getroffen hatte, die dies wirklich beherrschte. 
“Für einen Moment dachte ich, du sagst, dass du asiatische Wurzeln hast”, beichtete ich ihm und lachte ebenfalls. 
“Da muss ich dich leider enttäuschen. Dafür habe ich aber mexikanische Wurzeln”, sagte Jamie grinsend. “Wirklich?”, fragte ich ihn verblüfft und betrachtete ihn intuitiv ein weiteres Mal. Er nickte und fing meinen Blick auf. “Ich bin beeindruckt”, gab ich zu und widmete mich wieder meinem Essen. 
Jamie unterbrach mich bei meinem Vorhaben und drückte mir meine Stäbchen in die Hand.
“Ich kann das nicht”, meinte ich und blickte ihn zweifelnd an. Jamie schien jedoch voller Optimismus zu sein, was mein Geschick anging. 
“Ich zeige es dir”, beschloss er und legte meine Finger in die richtige Position. Als sich unsere Hände berührten, durchzog mich ein angenehmer Schauer, der mir meine gesamte Konzentration raubte. 
Jamie erklärte mir, was ich zu tun hatte, doch ich konnte meinen Fokus unmöglich auf seine Worte legen, während wir an mehreren Stellen gleichzeitig Körperkontakt hatten. 
Meine verwirrenden Gedanken kehrten für einen Moment zurück, doch ich verbannte sie. Ich hatte mir vorgenommen, einfach das zu tun, was mein Herz mir sagte, ohne jedes meiner Gefühle zu hinterfragen. Die Zeit, die ich mit Jamie verbringen konnte, wollte ich genießen, da sie wortwörtlich wertvoll war. 
“Wie nochmal?”, fragte ich irritiert nach, als Jamie seine Erklärung gerade beendet hatte. 
Er sah mich fassungslos an und fragte: “Ist meine Stimme so langweilig, dass du mir nicht mehr zuhören konntest?”
Ich schüttelte lachend den Kopf und erwiderte: “Nein, deine Stimme ist toll.” Als ich es ausgesprochen hatte, realisierte ich erst, was ich gerade gesagt hatte.
“Also, ich meine-”, begann ich, um meine Wortwahl zu korrigieren, doch Jamie ließ mich nicht ausreden. “Schon gut, ich nehme das jetzt als Kompliment.”
Ich lächelte und hörte mir seine Erklärung dieses Mal aufmerksam an. 
Nachdem meine ersten frustrierenden Versuche fehlschlugen, schaffte ich es endlich, mit den Stäbchen zu essen. 
Insgeheim war ich enttäuscht, als Jamie seine Hand wieder von mir nahm. 
Es war ein schönes Gefühl gewesen, Körperkontakt mit ihm zu haben. Alles in mir sehnte sich danach, ihn zu berühren und seine Haut an meiner zu spüren. 

Wir aßen für eine kurze Zeit schweigend, bis Jamie mich von der Seite betrachtete und sich seine Frage zurechtzulegen schien. 
“Wie geht es dir?”, fragte er bloß, doch die Sorge in seiner Stimme war deutlich herauszuhören. Das letzte Mal, als er mich das gefragt hatte, waren die Emotionen in mir hochgekommen, doch nun hatte ich mich unter Kontrolle.
“Besser. Und wie ist es bei dir?”, erwiderte ich seine Frage und sah zu ihm auf. 
Er lächelte und antwortete: “Bei mir auch.”

Als wir unsere Gerichte aufgegessen hatten, brachte Jamie die Boxen in seine Küche. 
Er kehrte zurück und warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits 20:45 Uhr. 
“Stört es dich nicht, im Dunkeln zurück zu gehen?”, fragte Jamie mich und setzte sich hinter mich auf sein Bett, sodass er sich gegen die Wand lehnen konnte. 
“Nein. Ich habe zwar ein bisschen Angst, dass mich jemand auf dem Weg überfällt, aber das wird schon nicht passieren. Wenn mir jemand entgegenkommen würde, der so aussieht wie du, würde ich jedoch ganz schnell umkehren und mich verstecken”, antwortete ich und schenkte ihm ein breites Grinsen. 
Jamie warf mir einen missbilligenden Blick zu und sagte drohend: “Ich werfe dich gleich raus.” 
Ich lachte, da er unglaublich niedlich war, selbst wenn er sich Mühe gab, gefährlich zu wirken. Jamie griff nach seiner Fernbedienung, um den Fernseher einzuschalten, der an der gegenüberliegenden Wand befestigt war. 
“Hättest du mir ein wenig früher gesagt, dass du vorbeikommst, hätte ich mir etwas anderes angezogen”, fügte er grinsend hinzu. Ich ließ meinen Blick an ihm herunter gleiten und lächelte. 
“Mir gefällt es”, meinte ich und dachte angestrengt nach. Ohne meinen Gefühlen große Beachtung schenken zu wollen, konnte ich das Verlangen danach nicht ignorieren, mich an ihn zu lehnen. Neben Jamie war zwar noch genügend Platz, doch der Gedanke daran, ihm nahe zu sein, war einfach zu verlockend.
Jamie schien erst einige Augenblicke später tatsächlich zu realisieren, was ich eben gesagt hatte, weshalb er seine Augen vom Fernseher abwandte, um mich anzusehen und mir ein sanftes Lächeln zu schenken. 
Ich spürte ein prickelndes Gefühl in meinem Magen und fragte mich, wie Jamie mit einem einzigen Blick solche Dinge in mir auslösen konnte. Es war, als würde ich vor Glück und Freude überlaufen. Als wäre alles in reiner Ordnung, solange Jamies Augen nur auf mir ruhten und sein warmes Lächeln niemals erstarb. 
Ich fasste, ungeachtet seiner möglichen Reaktion, den Entschluss, meinem Verlangen nachzukommen. 
Ohne Vorwarnung rückte ich näher zu ihm und lehnte mich mit dem Rücken an seinen Oberkörper, sodass ich meinen Kopf sanft gegen seine Brust legen konnte. 
Intuitiv machte Jamie mir ein wenig mehr Platz, damit ich besser zwischen seinen Beinen sitzen konnte. In dieser Position war es uns beiden möglich, den Film zu schauen, der im Fernsehen lief. Durch den plötzlichen Körperkontakt zu ihm wurde mir heiß, aber es gelang mir dennoch, mich völlig zu entspannen. 
Ich merkte Jamie deutlich an, dass er nicht mit dieser Aktion gerechnet hatte. 
“Du bist süß”, sagte er verlegen und ich konnte spüren, wie er lächelte. Wenn er nicht bald damit aufhören würde, mir solche Dinge zu sagen, würde es mein Herz nicht länger aushalten. 
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, an seiner Brust zu lehnen, die sich in regelmäßigen Abständen hob und senkte. Wenn ich mich darauf konzentrierte, konnte ich seinen leisen Herzschlag  wahrnehmen. Ich hatte mich lange nicht mehr so glücklich gefühlt, wie in diesem Moment. 
“Stört es dich nicht?”, fragte ich vorsichtig nach und versuchte, ihn von unten anzuschauen. 
Jamie schüttelte den Kopf und antwortete: “Nein, du kannst ruhig liegen bleiben.”
Seine Worte beruhigten mich. 
Ich konnte mich unmöglich auf den Film konzentrieren, wenn ich beinahe seinen gesamten Körper so eng an mir spürte. Insbesondere ein gewisses Körperteil, welches ich zwar bloß leicht, jedoch deutlich in meinem Rücken ausmachen konnte, ließ mich fast den Verstand verlieren. Alles, nach dem ich mich gesehnt hatte, wurde in diesem Augenblick Realität. 
Jamies sanften Atem im Nacken zu fühlen und seine Wärme, sowie seinen angenehmen Geruch wahrzunehmen, war bereits mehr, als das, was ich mir erträumt hatte. 
Ich wünschte, ich müsste mich nie wieder aus dieser Position befreien. Jamie war die einzige Person, die ich so nah an mir spüren und nie wieder gehen lassen wollte. 
“Danke für das Essen. Und für deinen Besuch”, flüsterte Jamie und strich mir zaghaft durchs Haar. 
Er löste mit dieser unerwarteten Berührung einen angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aus, welches sich unmöglich ignorieren ließ. 
“Du musst dich nicht bei mir bedanken. Es war eine gute Entscheidung”, sagte ich lächelnd und schmiegte mich noch ein wenig enger an seine Brust, falls das überhaupt möglich war.
Jamie hörte nicht damit auf, zärtlich durch mein Haar zu streichen, was mich innerlich verrückt machte.
War er sich seiner Wirkung auf mich bewusst? 

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Danke für's Lesen, Freunde! (∩˃o˂∩)♡

Unexpected Love (boyxboy) Where stories live. Discover now