Stirb Mit Mir

Kapitel 10

Cara

Eine Woche ist vergangen seit dem Jake überstürzt mein Zimmer verlassen und sich aus dem Staub gemacht hat. Eine ganze Woche fehlt er nun schon in der Schule, seit einer Woche habe ich nichts mehr von ihm gehört. Und eine Woche lang mache ich mir durchgehend Sorgen. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Wieso ist er so urplötzlich verschwunden? Hat das eventuell etwas mit der SMS zutun die er erhalten hat, als er gerade dabei gewesen ist mich zu küssen?

Oder hat es vielleicht an mir gelegen?

Habe ich irgendetwas falsch gemacht?

So viele Fragen gehen mir durch den Kopf, doch egal wie ich die ganze Sache drehe und wende, ich kann beim besten Willen keine Antworten finden.

Es ist abends, nach Mitternacht um genau zu sein und wir haben Freitag.

Eigentlich sollte ich mich freuen weil das Wochenende vor der Tür steht aber alles, was ich fühle ist Leere in mir. Ich kann nicht aufhören an Jake zu denken, egal was ich tue. Sogar wenn ich schlafe Träume ich von ihm.

Was wenn ihm etwas passiert ist? Wenn er zu unachtsam aus meinem Fenster gesprungen- über eine Straße gerannt ist und ihn ein Auto erfasst hat? Liegt er vielleicht bewusstlos im Krankenhaus? Himmel, wenn ich weiterhin darüber nachdenke werde ich noch wahnsinnig!

Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ich vermute erst es ist Kate, die bestimmt irgendetwas unternehmen will, an diesem langweiligen Freitag Abend. Aber ich werde ihr höchstwahrscheinlich absagen. Mir ist nicht nach Essen gehen und tratschen, was wir normalerweise immer zu dieser Zeit in der Woche tun.

Doch zu meiner Überraschung ist es nicht Kate, sondern eine unbekannte Nummer, die mich da gerade anklingelt. Stirnrunzelnd nehme ich den Anruf entgegen: ,,Miller?"

,,Cara ich brauche dich!" plappert eine aufgewühlte Stimme sofort drauf los.

Erst verstehe ich nur Bahnhof. Kein Wunder, dass ich seit neustem Airhead genannt werde, eine lange Leitung habe ich wirklich...

Doch dann macht es klick: ,,Jake was ist los?"

Mein Herz fängt an zu rasen und meine Hände werden feucht, all die Fragen die ich mir die ganze letzte Woche wieder und wieder gestellt habe schwirren erneut in meinem Kopf herum, werden hochgewirbelt, wie das Laub im Herbst durch einen kräftigen Windstoß.

,,Baker Street, direkt neben Barons Cafe, beeil dich," keucht er und legt auf.

Immer noch total perplex starre ich auf meinen toten Bildschirm und überlege fieberhaft, ob das gerade wirklich passiert- oder ob es nur eine Halunzination, entstanden durch meine mickrigen, verzweifelten Hoffnungen gewesen ist.

Doch nach einigen Minuten ringe ich mich schließlich dazu durch aufzustehen, ziehe mir hastig meine Jacke über, schnappe mir meine Autoschlüssel und verlasse verwirrt und wie ferngesteuert mein Anwesen.

...

Als ich nach langem Suchen endlich das Haus finde, was Jake mir am Telefon so ausführlich beschrieben hat, (Ha. Welch Ironie!) bleibt mir die Spucke weg.

Das hier sieht nicht aus wie eine Wohngegend. Nein, es wirkt auf mich eher wie ein Friedhof. Ich muss mich geirrt haben. Hier kann ich nicht richtig sein.

Das ist niemals Jakes Haus.

Und wenn, dann habe ich eindeutig ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.

,,Wer bist du?" reißt mich plötzlich eine kleine Kinderstimme aus meinen Gedanken und ich zucke so stark zusammen, dass ich das Gleichgewicht verliere und mich mit dem Gesicht zu erst auf der Straße lang lege. Gleich darauf höre ich jemanden lachen. Erst will ich erbost und empört mit Schimpfwörtern um mich werfen, doch dann fällt mir auf, wie kindlich diese Lache eigentlich klingt. Also richte ich meinen schwer geschädigten Kopf auf, ignoriere die Schmerzen an meinem Knie, das ich mir wahrscheinlich aufgescheuert habe, erhebe mich vom Boden, klopfe meine Klamotten sauber und stütze meine Hände in die Hüften. Danach sehe ich mich nach dem Kind um, was es gewagt hat, mich erst zu erschrecken und dann auszulachen. Es sitzt auf einem Motorrad, im Dunklen hätte ich es fast übersehen. Ich hebe drohend meinen Zeigefinger.