Kapitel 24

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Jake

Die Zeit ohne Cara vergeht nur schleppend.

Die ersten paar Stunden nach ihrem Abgang verbringe ich am Fluss, starre einfach nur aufs Wasser und denke nach. Ich fühle mich so leer, so tot, da Cara die einzige ist die mich lebendig macht.

Die ersten Tage sind grauenvoll ohne sie. Es trifft mich Erkenntnis, beruhigt mich und holt mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, weil niemand da ist der das sonst tun könnte.

Ich fühle gar nichts, am Anfang unserer Trennung. Wahrscheinlich stehe ich unter Schock. Einfach nur Schock. Über das was ich getan habe. Ich habe Cara vertrieben, sie belogen und verletzt. Nun ist sie weg und ich weiß nicht ob oder wann sie zurück kommt.

Sie ist weg und es ist alles wieder wie vorher.

Vor ihr.

Ich erinnere mich daran, was sie für mich getan hat, in dieser kurzen Zeit.

Bei unserem ersten Treffen in der Pausenhalle habe ich befürchtet, dass sie mich kaputt macht, sobald ich sie an mich ran lasse. Doch nun weiß ich, dass es anders ist. Im Gegenteil. Sie hat mich nicht zerstört und verletzt, sondern geheilt. Sie hat mich die ganze Zeit über unterrichtet. Darin wie man vertraut, wie man lacht und lebt. Darin weiter zu atmen. Und bevor ich noch etwas habe tun können, bin ich wieder lebendig gewesen.

Jede einzelne Zelle meines Körpers hat unter Flammen gestanden, unter Adrenalin und Lebensfreude.

Mein kaltes Herz hat sie erwärmt und meine gebrochene Seele wieder repariert, meine Schuldgefühle gegenüber Danny hat sie in den Hintergrund rücken- und mich vergessen lassen.

In der ersten Woche realisiere ich dies nicht. Ich bin zu durcheinander und zu verletzt, da sie mich einfach stehen gelassen hat. Ich bin egoistisch. Ich verschließe mich komplett, ich verschließe meine Seele und meine Augen davor, wie sehr sie mir jeden verdammten Tag geholfen hat.

Und weil ich alles falsch gemacht habe, was man falsch machen kann, verbringe ich die erste Woche in Horror und Angst. Angst ohne sie zu sein. Wieder alleine, wenn die Einsamkeit ironischerweise genau das ist, was mich mein gesamtes Leben lang begleitet hat.

In der ersten Woche versuche ich ihren Verlust zu verdrängen aber schaffe es am Ende nicht weil ich über alles zu viel nachdenke.

Also lasse ich stattdessen den Schmerz meine gebrochene Seele ertränken, bis ich nicht mehr länger da bin, bis ich aufhöre zu existieren.

Ich will irgendwo zwischen Kokain ersticken, Alkohol ertrinken und in Selbstmitleid versinken.

Es ist nicht nur die Tatsache, dass Cara mich verlassen und sich danach nicht mehr gemeldet hat, es ist alles auf einmal. Meine Krankheit, mein bevorstehender Tod, Danny, mein Vater, der Tod meiner Mutter. Einfach alles bricht über meinem Kopf zusammen. All das, was ich lange Zeit einfach in die hinterste Ecke meines Gehirns geschoben habe, aus Angst mich genau dem stellen zu müssen, was nun passiert.

Ich weine und ich schreie und ich kiffe mir so lange die Birne zu bis ich irgendwann kaum noch ansprechbar bin, bis ich es endlich schaffe, nichts mehr zu fühlen außer komplette Taubheit.

In der zweiten Woche verstehe ich endlich, wie bescheuert ich wirklich gewesen bin.Es sackt. Alles. Ich realisiere es endlich.

Stirb Mit MirWhere stories live. Discover now