❥ Kapitel 16

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Die momentane Situation könnte man mit einem Wort beschreiben. Ungemütlich, zumindest für mich. Barbie sieht mich mit so fest zusammengekniffenen Augen an, dass ich mich schon frage, ob sie mich überhaupt noch sieht. Wäre ich doch bloß nicht auf Klo gegangen.

„Kannst du dich noch daran erinnern, was ich dir letztens gesagt hatte?" fragt sie mich mit klimpernden Wimpern.

Wenn sie auf ihre Drohung wegen Ash anspielen wollte, ja dann weiß ich was sie meint. Sie dachte doch nicht ernsthaft, das ich irgendetwas tue das sie sagt, oder? Ihre Worte interessieren mich ungefähr so viel, wie ihre falschen Wimpern. Nämlich gar nicht.

Als ich zur Antwort ansetzen will, unterbricht sie mich, mal wieder. Kann sie mich nicht einmal ausreden lassen, ich hasse es wenn mich jemand unterbricht.

„Wahrscheinlich nicht, so wenig Gehirn wie du hast." fängt sie schließlich an. „Mit Ash rumzumachen, verstehe ich nicht unter fern halten oder was meinst du?"

„Hör mal ich—" fange ich an meine Meinung zu äußern, aber wer hätte es gedacht, sie redet wieder dazwischen.

Nein! Du hörst jetzt mal zu, du kleines Flittchen. Ash will nichts von dir, wie könnte er auch? Sieh dich doch mal an." Sie zeigt auf den Spiegel, wo ich mich ansehe.

Ich sehe ein durchschnittliches Mädchen, nichts besonderes. Braune lange Haare. Durchschnittlich groß. Durchschnittliches Gesicht. Und unter den Klamotten, die Zeichen dafür, das ich eine Versagerin bin. Vielleicht hat sie ja recht? Ash könnte etwas besseres haben, stattdessen hat er mich. Barbie scheint meine Reaktion zu gefallen, denn sie macht einen bedrohlichen Schritt auf mich zu.

„Also endlich kapiert? Dann halte dich auch daran oder du wirst es bereuen, Süße." sagt sie mit einem schelmischen Grinsen und schubst mich so fest wie nur möglich gegen den Spiegel und geht.

Ich schlage mit der Wange gehen den Spiegel auf und schnappe erschrocken nach Luft. Verdammte Scheiße tut das weh, sie hat sie doch nicht mehr alle! Wie können Menschen so wenig Mitgefühl haben? Ein Blick in den inzwischen etwas angesprungenen Spiegel sagt mir, das ich an der Wange einen kleinen Glassplitter habe und blute, worauf ich panisch Papiertücher hole. Wie fest hat sie mich denn dagegen geschubst, das der Spiegel springt?

Vorsichtig entferne ich den Splitter und versuche das inzwischen angetrocknete Blut wegzuwischen, das mir bis zum Kinn gelaufen ist. Was mache ich hier überhaupt? Bis vor kurzem wussten die Meisten wahrscheinlich noch nicht einmal meinen Namen und jetzt sehen mich alle immer an, als ob ich das Hauptgeschehen hier wäre. Ich bin ein Nichts und das wird auch immer so bleiben.

Meine Schwester würde jetzt sagen, das ich nicht auf den Unsinn hören und mein Ding machen soll. Blöd, das sie immer die Mutigere und Offenere für alles war. Ich wünschte sie wäre jetzt hier und könnte mir einen Rat geben.

***

Nachdem ich mich einige Zeit wieder unter Kontrolle gebracht habe, sehe ich ein letztes Mal in den Spiegel und verlasse dann auch mal die Toilette. Im Gang ist alles leer, was wahrscheinlich heißt das der Unterricht schon begonnen hat - großartig. So leichtsinnig wie ich bin, laufe ich auch schon wieder jemanden in die Arme.

Gott, ich sollte mir echt mal angewöhnen auf meinen Weg zu achten. Als ich meinen Kopf hebe, stelle ich glücklicherweise fest das es nur Ash ist.

„Zwei Fragen. Erste, wieso rennen wir uns immer über den Haufen? Zweite, was machst du hier?" frage ich ihn neugierig.

„Also um das festzuhalten, du rennst eigentlich immer in mich rein, weil du so verträumt bist." antwortet er belustigt. „Und ich bin hier weil ich dich suchen wollte, da du so lange weg warst."

Oh. „Ach weißt du i-ich habe Mädchensachen erledigt, du weißt schon Make-Up und Haare und sowas." erzähle ich ihm nervös.

„Ich dachte das lügen hätten wir hinter uns, Madi?" schnaubt er verletzt.

„Ich lüge nicht!" trichtere ich ihm ein.

„Okay und wieso siehst du noch immer gleich aus, nur das du einen verdammten Kratzer extra hast?" erwidert er sauer.

„Ich..." Abwartend sieht er mich an. „Ich bin gegen den Spiegel gefallen?" frage ich eher als zu antworten.

„Du bist gegen den Spiegel gefallen?" fragt er sarkastisch, aber nicht im witzigen Sinne. „Wenn du mich schon anlügst, lass dir etwas besseres einfallen." Damit wendet er sich ab.

Verdammter Ash, er soll doch stehen bleiben. Ich renne ihm nach und überhole ihn und komme vor ihm zum stehen. Er sieht mich genervt an und meidet meinen Blick. Ich habe es voll verbockt wie immer, kann ich auch einmal etwas richtig machen?

„Ash." wispere ich mit brüchiger Stimme. „Bitte sei nicht sauer auf mich, i-ich wollte es dir nur nicht sagen da du dir sonst Sorgen machst. Es tut mir leid, bitte verlass mich nicht. Du sollst dich nicht immer um mich kümmern, ich will dich nicht belasten. I-ich..." Mit diesem Satz fallen die ersten Tränen.

Er flucht leicht und nimmt mich schnell in seine Arme, wo mich seine gewohnte Wärme empfängt. Ich sage wieder und wieder das es mir leid tut, worauf er immer sagt das es nichts zu entschuldigen gibt. Beruhigend drückt er mich an sich und verteilt immer wieder Küsse auf meinem Haar.

Nach meinem kurzen Ausbruch lösen wir uns wieder. Er legt seine Hände an meine Wangen und sieht mich mit sanften Augen an.

„Denk nie wieder so, du bist und wirst niemals ein Balast sein. Du kannst mir alles erzählen, ich höre dir immer zu. Du sollst nicht das Gefühl haben, das du nicht mit mir reden kannst, okay?" Eindringlich blickt er mich an.

„Danke, womit habe ich dich nur verdient?" frage ich eher zu mir als zu ihm.

„Das könnte ich mich auch fragen." entgegnet er lächelnd und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Wir sollten in den Unterricht zurück, wir fehlen schon ziemlich lange."

Darauf nicke ich nur und wir gehen zusammen zum Klassenzimmer. Bevor ich die Tür aufmachen konnte, hält er mich ab. Verwirrt sehe ich zu ihm auf.

„Was ist jetzt eigentlich mit deinem Gesicht passiert? Das war kein Unfall, oder? Sag mir wer es war und die Person wird sich wünschen, dich niemals angefasst zu haben" teilt er todernst mit.

Da es keinen Sinn macht ihm es vorzuenthalten, erzähle ich die Geschichte von vorhin. Ash gefällt das gar nicht und ballt seine Hände zu Fäusten und ist so wütend, das man schon Angst bekommen könnte.

Das Einzige was er darauf sagt ist „Die mache ich später fertig. Das wird ab heute ein Ende haben." und geht mit dieser Aussage in das Klassenzimmer, worauf ich ihn folge, davor aber nochmal tief ein und ausatme.

Was ein Morgen wieder einmal. Kann es einen Tag auch einfach mal ruhig sein? Nein? Ja, das hatte ich befürchtet. Mal sehen was der Tag noch so mit sich bringt oder eher was für Katastrophen.
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Was Ash wohl noch vor hat?😯

Wird Madi wohl bald einknicken und den Rest erzählen?🤭

Dazu sage ich nur: DRANBLEIBEN😁

Bis im nächsten Kapitel, Adios!💙

Searching For LoveWhere stories live. Discover now