XXVIII

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"Ich kann nicht verstehen, wie gefühllos Menschen sein können.", seufzte Jaemin, nachdem Jeno ihm sein Gespräch mit seinen Eltern zusammenfasste, das mittlerweile schon paar Tage her war.

Beide waren allein zuhause, denn Tingyan musste für paar Wochen zurück nach Hongkong, um ihre Modelkarriere fortzuführen und Yeeun hatte ein Termin mit ihren Eltern. Deswegen waren die letzten paar Tage so stressig und Jeno und Jaemin hatten keine Zeit für sich selbst. Aber jetzt lagen beide im Garten und schauten sich den mit einzelnen Wolken bedeckten blauen Himmel an.

"Tja, mir war es von Anfang an klar, dass sie mich nicht akzeptieren würden...aber ich habe noch Hoffnungen.", antwortete Jeno und lächelte schwach.

Diese Aussage ließ Jaemin schmunzeln. "Inwiefern?"

"Nun ja...vielleicht brauchen sie mehr Zeit, um zu realisieren, dass ihr Sohn sich offiziell als homosexuell geoutet hat und gleichzeitig eine eigene Zukunft haben möchte. Meine Eltern können die größten Arschlöcher sein, aber sie sind sehr schlau."

Daraufhin lachte Jaemin kurz. "Seit wann bist du so erwachsen? Und seit wann siehst du deine Eltern nicht mehr als Monster an?", fragte er und drehte sich zu ihm.

"Ich habe sie schon immer irgendwo bewundert, aber mein Frust und meine Traurigkeit haben es überdeckt.", sagte er und drehte sich ebenfalls zu Jaemin. "Und seit ich dich kenne, bin ich viel positiver gegenüber der Welt geworden. Ich hab nicht gelogen, als ich sagte, dass du mein Leben verbessert hast.", gestand er.

"Das war sowas von kitschig, Jeno.", kommentierte Jaemin.

"Hab ich von dir, Schätzelein."

"Hey!", sagte er und boxte den Älteren leicht, woraufhin beide lachten.

"Aber ich meine es ernst, du hast mich so verändert. Du hast mir so viele neue Dinge gezeigt, die an sich als normal gelten, aber für mich unfassbar wichtig sind. Du hast mir eine andere Welt gezeigt, die nicht perfekt sein muss.", sagte er und schaute sich Jaemin genau an.

Er konnte immer noch nicht realisieren, dass er solch einen Engel als festen Freund hatte. Er stützte sich auf seinem Arm ab, damit er Jaemins Gesicht mit seiner freien Hand streicheln konnte. Als Jaemin dabei anfing breit zu lächeln, schlug Jenos Herz tausendmal stärker.

"Du bist viel zu süß!", sagte Jeno, weswegen Jaemin rot wurde und verlegen versuchte, Jenos Blick zu vermeiden.

"Lass das! Ich bin doch dafür zuständig, dich mit Komplimenten zuzuschütten und dich in Verlegenheit zu bringen, nicht umgekehrt.", beschwerte Jaemin sich und schmollte.

"Träum weiter, Nana.", antwortete Jeno und stand auf. "Hast du Lust drauf, spazieren zu gehen?", fragte er den Jüngeren und reichte ihm die Hand.

Jaemin griff nach ihr und stand durch Jenos Hilfe auf. "Klar, warum nicht."

Die kalte, aber gleichzeitig erfrischende Herbstluft erinnerte Jeno an den Tag, an dem er Jaemin kennenlernte. Sie waren fremde, die sich jedoch sofort verstanden hatten. Und jetzt liefen beide Hand in Hand durch die Straßen ohne sich Gedanken um mögliche abwertenden Blicke oder Kommentare zu machen.

"Wieso wolltest du spazieren gehen?", fragte Jaemin neugierig.

"Nur so...ich wollte mich ein bisschen bewegen.", antwortete er knapp.

Daraufhin spazierten sie weiter und quatschten noch ein bisschen über alles Mögliche, bis Jeno plötzlich ein Tippen auf seiner Schulter vernahm.

"Entschuldigung?", fragte eine fremde, vermutlich weibliche Stimme, die Jeno kurz zusammenzucken ließ.

Sofort blieben die Jungs stehen und drehten sich um. Tatsächlich stand ein Mädchen vor ihnen, das vermutlich genauso alt war wie die Jungs.

Das Mädchen mit den langen schwarzen Haaren hielt einen allzu bekannten Geldbeutel in der Hand. "Ich glaube, das gehört einen von euch.", sagte sie und Jeno weitete seine Augen aus.

"Oh Gott, nicht schon wieder!", stöhnte er auf und Jaemin musste sofort anfangen zu lachen.

"Du änderst dich echt nie, was?", fragte er rhetorisch, während Jeno seinen Geldbeutel in die freie Hand nahm und es sicherer in seiner Jackentasche einsteckte.

"Vielen Dank!", sagte er zum Mädchen und beugte sich vor ihr.

"Kein Problem.", antwortete sie höflich. "Pass bitte besser auf, ich hab selbst mein Geldbeutel verloren und ich musste alles sperren und glaub mir, das war relativ peinlich.", erzählte sie und kicherte beschämt.

"Oh ja, das kenn ich zu gut.", sagte Jeno und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Übrigens, ich bin Eunbin und bin erst bei hierhergezogen, aber ich kenne euch von den Medien und deinem Geständnis. Ich hab solch einen Respekt vor euch und da ich euch grad begegne, wollte ich mich dafür bedanken. Es ist schön zu sehen, dass Menschen vom höheren Stand für die LGBTQ+ Rechte kämpfen.", erzählte sie und erst, nachdem sie davon sprach, bemerkte Jeno eine kleine Bisexuellenflagge auf Eunbins Jacke.

"Wow...Es freut mich, dass wir jemanden helfen konnten.", antwortete Jeno lächelnd.

"Hast du Lust auf einen Kaffee oder so? Als kleines Dankeschön.", schlug Jaemin vor, weil es die Tat des Mädchens wertschätzte. Jedoch lehnte sie es dankend ab.

"Dankeschön, aber meine Freundin wartet schon auf mich. Wahrscheinlich sieht man sich hier öfters und dann könnt ihr sie vielleicht auch kennenlernen, wenn ihr wollt.", schlug sie vor und die Jungs akzeptierten den Vorschlag.

"Ja klar! Na dann halten wir dich nicht mehr auf. Nochmal Dankeschön für den Geldbeutel.", verabschiedeten alle drei sich.

Als Eunbin wieder weg war, begann Jaemin wieder damit an, den Älteren zu necken.

"Du hast echt keine Verantwortung über deinen Geldbeutel, du bist wie so ein kleines Kind."

"So oft ist das nun doch nicht vorgefallen!", protestierte er, aber als er Jaemins skeptischen Blick sah, gab er schnell auf. "Okay ja...aber hey, hätte ich meinen Geldbeutel nicht verloren, wäre ich dich nie begegnet.", sagte er und schaute ihn mit einem siegessicheren Blick an.

Der Jüngere rollte nur seine Augen. "Ja gut...da hast du leider recht.", antwortete er und versuchte sich ein Lächeln zu unterdrücken.

Statt noch was hinzuzufügen, stellte sich Jeno vor ihm, legte seine Hände um Jaemins Gesicht und küsste ihn, woraufhin Jaemin erwiderte.

Selbst beim Küssen schafften die beiden es nicht, ein Lächeln zu unterdrücken, gerade weil beide sich so glücklich schätzten, zusammen zu sein. Als sie sich vom Kuss trennten, schauten sie sich noch lange in die Augen, die Freude und Liebe ausstrahlten.

"Ich liebe dich, Jaemin.", gestand Jeno voller Ehrlichkeit und Liebe.

Jaemin umarmte Jeno fest und legte seinen Kopf auf Jenos Schulter. "Ich liebe dich auch.", antwortete er glücklich.

~Ende~

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Oh mein Gott, es fühlt sich so komisch an, das Buch jetzt fertig zu haben. Ich hatte so viel Spaß dabei und ich hoffe sehr, dass ich euch damit auch zum Nachdenken gebracht habe.

Erstmals will ich mich bei jedem einzelnen bedanken. Jeder Read, Vote oder Comment hat mich unfassbar glücklich gemacht! Es war schön zu sehen, dass ich so viel Support von euch bekomme. Also nochmal, danke!!♡

Ich weiß nicht genau, wann meine nächste Geschichte kommen wird, da ich wegen Abi relativ viel Stress habe, aber wer weiß, vielleicht sieht man sich bald in einer neuen Fanfiction wieder!

Das war das Ende von "Meine Welt"!
Ich hoffe, es hat euch gefallen und dass ihr Spaß beim Lesen und "Miterleben" hattet.

@TTALGIALIEN 2018/19

Meine Welt || l.jn x n.jmWhere stories live. Discover now