Aufmerksam beobachtete Kyungsoo, wie ich aufstand, quer durch das Zimmer lief und die Schublade öffnete von der er wusste, dass ich wusste, dass er dort seinen geheimen Süßigkeitenvorrat aufbewahrte. Ich fand eine Tüte mit Weingummiringen und fischte zwei heraus, bevor ich zurückging. Kyungsoo sah mit einer gehobenen Augenbraue zu mir hoch.

»Wenn wir, bis wir dreißig sind, niemanden gefunden haben, heiraten wir einfach einander.« Das war genial, aber Kyungsoos Blick nach zu urteilen, verstand er die Brillanz hinter meinem Plan nicht. »Du spinnst doch.«

Ich schüttelte mit dem Kopf und hielt ihm den roten Weingummiring entgegen. »Du willst doch wohl nicht bis ans Ende deiner Tage, allein bleiben.«
Zögerlich verneinte Kyungsoo, die Augen fest auf den Ring zwischen meinen Fingern fixiert. »Aber die andere Frage ist, ob ich mir dich bis ans Ende meiner Tage ans Bein binden will.«

»Soo!«, maulte ich und verzog das Gesicht. »Warum musst du immer gemein sein, wenn man versucht, dich aufzumuntern?« Nicht, dass das häufig vorkommen würde, es war wohl meist eher andersherum, aber nichtsdestotrotz.

»Schon gut«, beschwichtigte Kyungsoo schnell und nickte letztlich. »Schön, aber nur wenn du mich ordentlich fragst.« Weil ich ihn nur verständnislos ansah, wies Kyungsoo auf den Boden vor sich und ich verstand, grinste und kniete mich folgsam hin.

»Do Kyungsoo.« Er hatte ein dummes Lächeln auf den Lippen und hob die Brauen. »Wirst du mich heiraten?«, fragte ich mit all der Ernsthaftigkeit, die ich aufbringen konnte. und hing dann schnell ein »Mit dreißig«, an.
Das Lächeln wurde breiter und verschmitzter. Er nickte. »Ja.«

Kyungsoo streckte die Hand aus und ließ sich von mir den Ring anstecken, dann verlangte er nach dem anderen, gelben Stück Weingummi in meiner Hand und steckte es wiederum mir an den Ringfinger.

Für einen Augenblick betrachteten wir unsere beiden Hände mit den Ringen daran und ich spürte, wie sich langsam meine Mundwinkel hoben, bis Kyungsoo den Mund öffnete. »Kitschig«, sagte er und wir beide fingen zu lachen an.


2️⃣0️⃣1️⃣1️⃣


KYUNGSOO schaffte seinen Abschluss mit Bravour. Wie es nicht anders von ihm zu erwarten war, beendete er die Schule als einer der Besten und heimste eine Urkunde ein. Für ihn aber, war das nicht mehr als ein angenehmer Nebeneffekt. Kyungsoo hatte sich in der Schule angestrengt, weil er ein Ziel vor Augen gehabt hatte und genau nach Plan, schrieb er sich kurz darauf, zum Wintersemester für BWL an der Uni ein.

Mein Abschluss hingegen, verlief holpriger. Mit Ach und Krach (sowie der finanziellen Unterstützung meiner Eltern) bekam ich es auf die Reihe, einen Notendurchschnitt zu erreichen, der mich gerade noch für die medizinische Fakultät qualifizieren konnte. Und so nahm ich dank dessen und dank des Motivationsschreibens, das mein Vater für mich verfasst und ich unterschrieben hatte, zum darauffolgenden Wintersemester mein Medizinstudium auf.

Nicht, dass ich je Arzt werden wollte. Es gab nur, wenn es nach meinen Eltern ging, gar keine andere Möglichkeit, meine Zukunft zu gestalten. Nicht, nachdem mein älterer Bruder, Baekbeom, bereits auf seinen, von unseren Eltern sorgfältig verfassten Lebensplan verzichtet hatte und mit seiner Freundin in die USA ausgewandert war.

Immerhin überließen sie mir die Entscheidung für eine Fachrichtung selbst. Ich hatte spaßeshalber die Pathologie vorgeschlagen, aber mein Vater war wesentlich weniger entsetzt darüber gewesen, als ich gehofft hatte. Letztlich würde ich wohl die Pädiatrie wählen.
Vorausgesetzt es käme jemals dazu.


»Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall, Baekhyunnie«, murmelte Kyungsoo kopfschüttelnd und klang belustigt, weswegen ich die Stirn in verzweifelte Falten schlug.
Er hatte mich vorhin aus dem Krankenzimmer abgeholt und sich, obwohl ich eigentlich längst wieder stabil war, bereiterklärt, mich Huckepack zurück zu unserem Zimmer im Wohnheim, einmal quer über den Campus zu tragen.

vier autoren - eine story │ PROJEKTWhere stories live. Discover now