Tagträumereien

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Ich stand in der Schwertkampfarena, war allein und ließ meinen Blick über das leere Trainingsgelände schweifen. Camp Half-Blood schien ausgestorben zu sein... Ich sah niemanden, was ziemlich untypisch war.
Das Meer war ruhig. Friedlich. Perfekt.
Ich sah mich um. Auf ein Mal stand Annabeth, mit ihren langen braunen Haaren, auf der anderen Seite der Arena.
Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, atmete tief durch und setzte dann zum Schlag an.

Annabeth war stärker als ich, das war mir auch bewusst. Das war sie schon immer. Normalerweise konnte ich mich recht gut verteidigen, sodass es ein ausgeglichener Kampf war. Normalerweise. Heute nicht. Heute war alles anders.
Sie besiegte mich mit der Leichtigkeit, wie ich unter Wasser atmen konnte, denn mein Vater war Poseidon, Gott des Meeres.

„Percy, was war denn los mit dir heute? Geht's dir nicht gut?", fragte Chiron mich mit seinem durchforschendem, weisen Blick, den er immer hatte wenn ihm etwas komisch vorkam.
„ Ich... Äh.. Doch.. mir... Mir gehts gut..."

Mir war es unangenehm, dass ich nicht so gut war wie es alle von mir erwarteten; dass ich nicht immer diese Leistungen erzielte, die ich eigentlich erzielen sollte.
Ich bin 17 und ich hatte schon sehr viel Kampferfahrungen gesammelt, aber mein ADHD macht mir mein Leben nicht leichter! ADHD ist übrigens ein Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsdisaster, mit dem ich schon mein ganzes Leben klar kommen musste.

Mein Vater ist Poseidon, ich bin also ein Kind der großen 3.
Von solch einem Kind wird erwartet, dass es jeden Kampf gewinnt, gegen jedes Halbblut oder jedes Monster. Und genau hier lag mein Problem, denn das konnte ich nicht und machte mir deshalb selbst Vorwürfe... Warum ich darin ein Problem sah?

Stellt euch einfach mal kurz vor, dass ihr zu diesen tollen, auserwählten Kindern gehört, die ja eigentlich gar nicht existieren dürften. Der ganze Druck großartige Leistungen zu erzielen, sei es vom Camp oder den Göttern, lastet auf euren Schultern und ihr fühlt euch für alles verantwortlich. Denn weit und breit gibt es kein anderes Kind der großen 3. Genau diese Verantwortung und dieser Druck erdrückt mich, sodass ich manchmal nicht mehr durchatmen kann.
Ich will meine Mutter und insbesondere meinen Dad stolz machen. Leider habe ich aber das Gefühl, dass ich dies nicht kann. Die Leistungen, die ich im Moment erziele, sind alles andere als vorzeigefähig.
Könnt ihr euch das vorstellen? Wenn ja, es ist noch schlimmer als ihr denkt.

Annabeth kam auf mich zu, mit ihrem kleinen, süßen Lächeln im Gesicht.
„Nächstes Mal," sagte sie aufmunternd und gab mir im vorbeigehen einen Kuss auf die Wange.

Nun stand ich wieder da.
Allein.
Der einzige Unterschied: Es war diesmal Realität.
Ich hörte dem Rauschen der Wellen zu und träumte vor mich hin, als ich eine große Hand auf meiner Schulter spürte.
„Percy, wir müssen uns unterhalten!"
Chiron.
„Warum?", fragte ich, während ich mich besann und ihm zuwandte.

„Ich kenne dich mittlerweile lang genug um zu wissen, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt, mein Junge!"
„Chiron, das ist doch echt nicht der Rede wert...", versuchte ich ihn zu besänftigen.
„Percy, komm bitte mit. Wir gehen ins Haupthaus."
Versuch gescheitert.
Chiron trabte vor mir her, denn er war ein Zentaur.
Er hatte den Körper eines Pferdes und ab der Taille war er ein normaler Mensch.

Ich wusste nicht was ich Chiron jetzt erzählen sollte. Ich meine, ich wusste ja selbst noch gar nicht was mit mir los war.
Ich höre immer nur die Worte meines Halbbruders Tyson, die sich in meinem Kopf ständig wiederholten:
„Er macht sich nurnoch Sorgen. Er ist nur in seinem Palast oder auf dem Olymp, aber wenn er da ist, dann streitet er sich nur mit den anderen Göttern! Seine Laune wird von Tag zu Tag schlechter, Dad ist nichtmehr der Alte!"

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Das war das erste Kapitel! Ich hoffe ihr habt Lust weiterzulesen 😊

~Celii💕

Percy Jackson und das Geheimnis Poseidons ( #wattys2018 )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt