❁Kapitel 1❁

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T A E H Y U N G
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Leben und Tod.

Etwas, was uns Menschen tagtäglich begleitet. Zwei Welten; die eine geliebt, die andere verhasst. Zwei Welten, so gegensätzlich und doch so ähnlich. Das Leben, um das gekämpft wird - der Tod, der gemieden wird. Und doch ist Letzteres unausweichlich. Dem Ende kann man nicht entkommen.
Doch was kommt danach? Geht man einfach ins Nichts über? Lebt man vielleicht im ewigen Paradies weiter? Oder verweilt man für die Ewigkeit in der Hölle, insofern man überhaupt an ein Jenseits glaubt?

Das Piepen des EKGs im Raum war grässlich. Es klang wie der letzte Glockenschlag, der die letzte Stunde des Lebens ankündigte.
Die kalte Hand der jungen Patientin lag in seiner. Der Druck, der von ihr ausging, wurde immer schwächer, je mehr Minuten vergingen.

Ob sie wohl Angst hatte? Angst davor, im Nichts zu verschwinden - von der Welt vergessen zu werden? Oder fühlte sie sich nun endlich erlöst? Frei von den Schmerzen, die sie jahrelang geplagt hatten? Vielleicht konnte sie nun Frieden finden. Und doch schmerzte der Gedanke, eine weitere gütige Seele gehen lassen zu müssen. Die schwerkranke Frau hätte sicherlich noch eine Menge erleben können. Sie war doch gerade erst dabei, so richtig zu leben. Nur war der Tod schneller, holte sie ein, packte sie fest und zog sie in eine Welt, die jenseits der menschlichen Vorstellung lag.

Hätte er etwas dagegen tun können? Hätte er sie vor dem Tod bewahren können? Konnten Ärzte wirklich die Rolle eines Gottes einnehmen und Menschen eine neue Chance auf ein gesundes und wohlwollendes Leben geben?

Kim Taehyung, 26 Jahre alt und im ersten Jahr als Assistenzarzt des Cheil-General-Hospitals in Seoul. Sein Traum war es schon immer gewesen, Arzt zu werden. Die Frage, was nach dem Tod kam und wie man diesen hinauszögern konnte, hatte ihn schon immer fasziniert. Gleichzeitig steckte tief in Taehyungs Herzen der Wille und der Wunsch, den Menschen eine weitere Chance auf Gesundheit und Leben geben zu können. Ja, er wollte schlichtweg kranken Menschen helfen. Er wollte sie leben sehen, voller Glück und Freude. Das waren wohl die Gründe, weshalb er diesen Weg überhaupt eingeschlagen hatte.

Taehyung bereute seine Entscheidung keinesfalls, selbst wenn es ihn oft Nerven und Schlaf kostete. Und das lag nicht nur an den Überstunden. Ja, Menschen starben vor seinen Augen, Menschen litten unter seinen Händen. Doch wenn man umso erfolgreicher war und einem Menschen das Leben retten konnte, erfüllte es das Herz umso mehr mit Wärme. Arzt zu sein war keinesfalls einfach und es bereitete niemandem Spaß, Menschen leiden zu sehen. Dennoch, Taehyung tat seinen Job gern. Er wollte das Lächeln der geheilten Patienten sehen, die Freudentränen ihrer Angehörigen und das Anschwellen des Stolzes in seiner Brust spüren, wenn er ein weiteres Leben gerettet hatte.

Dafür würde Taehyung alles tun.

Nur hatte ihn seine Entschlossenheit - sein Wille - in diesem Moment verlassen. Hoffnungslosigkeit waberte im Raum.
Starke Wellen schlugen auf dem EKG, das Piepen wurde penetranter und grässlicher. Taehyung konnte nichts machen. Er durfte es nicht. Ihm waren seine Hände gebunden. Diesmal konnte er nicht Gott sein. Ein langer, monotoner Ton schallte durch den Raum. Nur eine gerade Linie verlief noch auf dem Monitor.
Still und mit glänzenden Augen starrte der junge Assistenzarzt auf den grünen Strich, ehe er das Gerät ausstellte und die Hand der Patientin behutsam unter die Decke legte. Ruhe kehrte ein. Nur die Wanduhr tickte leise.

𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭𝐛𝐞𝐚𝐭ᵏᵒᵒᵏᵛ ✓Where stories live. Discover now