Und wieder schiebt sich Devon in meine Gedanken, denn mir kommt in den Sinn, was er mit Death ausgehandelt hat. Wie er nach seinem Verrat an ihn zu Eric steht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihn noch gleich behandelt wie zuvor. Obwohl das genau das wäre, was er von mir verlangt hat. Dort weiter zu machen, wo wir aufgehört haben. 

Ich schüttle kaum merklich den Kopf, um mich endgültig von den trüben Gedanken zu befreien, die mich heimsuchen und atme tief durch. Ich muss jetzt an mich denken und eine Zukunft, die ich mir nur dann aufbauen kann, wenn ich mich von meiner Familie losgesagt habe. Und das schaffe ich auch ohne die Kings als Unterstützung. Vielleicht hilft mir sogar Chuck und es könnte gut sein, dass er sich dann auch gegen seinen tyrannischen Vater stellt. 

Das wäre das einzig richtige, aber ich weiß selbst, wie schwer es ist sich davon zu trennen. Von Menschen die einen großgezogen und sich um dich gekümmert haben. Doch man muss die vielen schlechten und grausamen Dinge sehen, die sie einem angetan haben und die überwiegen das um Längen. 

Wir stecken im Stau und haben doppelt so lange, bis wir am O'Hare Airport ankommen. Der Fahrer hievt meinen Koffer aus dem Kofferraum und bedankt sich bei mir für das Trinkgeld, was er für seine dämliche Frage eigentlich gar nicht verdient hätte.

„Machen Sie es gut", meint er und hebt die Hand zum Gruß. Ich nicke nur und umfasse danach den Griff meines Koffers. Ich muss nach vorne schauen, sage ich mir, als ich den Flughafen betrete und nach Madox Ausschau halte. 

Was in dieser Flut an Menschen gar nicht so einfach ist. Denn hunderte drängen sich an mir vorbei, wollen rein oder raus, tragen ein Lächeln auf den Lippen oder unterhalten sich mit jemandem. Nur ich stehe da wie bestellt und nicht abgeholt und frage mich, ob ich das richtige tue.

„Da bist du ja", höre ich Madox' Stimme hinter mir. Erschrocken wirble ich herum und stehe ihm gegenüber.

„Hey", bringe ich über meine Lippen. Nicht mehr und nicht weniger.

„Hey", erwidert er lächelnd und kommt auf mich zu. Sein Gesicht wirkt so vertraut, dass ich es wohl sogar im Dunkeln zeichnen könnte und doch erkenne ich in seinem Blick etwas, das mir fremd ist. Was es sein könnte? Ich weiß es nicht.

„Ich nimm das", meint er und nimmt mir den Koffer aus der Hand. Ich blinzle und bedanke mich murmelnd bei ihm.

„Willst du dich setzen, während ich den hier für dich aufgebe?" Ich nicke. Madox begleitet mich noch zu den Sitzgelegenheiten und gibt danach mein Gepäck auf. Ich geselle mich zu den anderen Wartenden und komme mir wie eine Fremde vor. Die meisten sind mit ihrem Handy oder in einer Zeitung beschäftigt, andere hören Musik oder starren Löcher in die Luft. So oder so, es nimmt keiner eine Notiz von mir. 

Um mich wie eine von ihnen zu fühlen hole ich mein Handy hervor und seufze leise auf. Keine eingegangene Nachricht und kein verpasster Anruf.

 Aber was habe ich auch anderes erwartet?

 Betrübt stecke ich es wieder weg und beginne die Fliesen zu zählen, die hier verlegt wurden. Bei etwas mehr als vierhundertachtundsiebzig höre ich auf und lehne mich ganz nach hinten, lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Um mich herum herrscht ein hektisches Treiben, welches ich nur bedingt wahrnehme. 

Als ich den verlockenden Duft von Kaffee rieche, öffne ich die Augen und erkenne, dass sich Madox neben mich gesetzt hat, wo noch vor einer Weile eine ältere Frau gesessen hat, die mich stark an eine Politikerin erinnert hat.

„Für dich", meint er und lächelt sanft, als er mir den dampfenden Becher reicht.

„Danke." Ich nehme ihn entgegen und nippe daran, zucke zusammen und hätte mir am liebsten mit der Hand Luft auf die Zunge gefächert. Doch ich lasse es und versuche die empfindliche Spitze nicht wogegen zu stoßen.

🔱Chicago Queen Du gehörst mir🔱Where stories live. Discover now