Fünf weitere Tage.

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„Palle kommst du? Wir wollen doch zum Strand. Was musst du dich da so lange duschen?", fragte ich ihn mit einem leisen kichern, nach dem ich an der Badezimmertür geklopft hatte. Ich wartete mittlerweile tatsächlich schon eine ganze Weile auf den etwas kleineren. Nachdem wir gestern Abend spät erst hier angekommen waren, haben wir uns erschöpft von der langen Reise direkt ins Bett gelegt und das Gefühl ihn, meinen Pat, wieder in den Armen zu halten, zusammen die Ruhe zu genießen und einfach zusammen zu sein, war ungelogen das schönste Gefühl was ich mir jemals hätte vorstellen können. Es war als wäre endlich der Frieden in unser Leben gekommen und mit ihm die Ruhe und Gelassenheit. Ich weiß dass wir beide immer noch zu kämpfen haben mit den noch viel zu nahen Ereignissen und immer noch wache ich panisch auf und denke alles war nur ein weiterer Traum der niemals erfüllt sein wird, aber dennoch ist es gut. Gut so wie es ist und ich werde Patrick die schönste Zeit machen und alles tun was ich kann, denn wenn es einer verdient hat dann ja wohl er.. Das einzige was ich nicht ändern kann ist der Jetlag, der uns heute früh schon um fünf aus dem Bett gerissen hat. Deshalb entschieden wir uns kurzfristig ein kleines Frühstück zu uns zu nehmen und dann die ersten am Strand zu sein, wenn Palle denn dann mal aus dem Badezimmer kommt.

„Pat?", fragte ich erneut nach und stand nun direkt vor der Tür zum Badezimmer. „W-warte noch kurz", kam es zögerlich von drinnen, was mich doch etwas stutzen ließ. Irgendwas an seiner Stimme gefiel mir nicht. Sie passte nicht zur Idylle hier und zu der Stimmung. „Patrick?", fragte ich erneut mit sanfter Tonlage, „Ist... ist alles ok?" Kurz herrschte Stille die mir ungemein tief im inneren fürchterlich weh tat, bis ich ein klacken hörte, welches bedeutete, dass die Tür aufgeschlossen wurde. „Manu..", nuschelt er und ich drücke langsam die Tür auf, konnte aber noch nichts sehen. Palle sprach weiter und diesmal war klar der bedrückte Unterton zu hören: „Ich schäme mich so sehr dafür..", murmelt er und ein leises schniefen war zu hören. Sofort öffne ich die Tür ganz und schaue ihn an. Seine Augen glänzend, die Tränen kurz vorm runterlaufen. Ich wusste nicht was ihn bedrückte, doch ich wollte ihn sofort in meine Arme ziehen und nie wieder loslassen. Wenn's sein muss alles und jeden umbringen, der es wagt ihm etwas Böses zu wollen. Doch was dann meine Aufmerksamkeit auf sich zog, waren seine Unterarme auf denen zarte Schnitte zu sehen waren. Es waren nicht viele, lediglich ein paar zarte Schnitte an seinen Oberarmen, jedoch zwei deutlicher zu sehende in der Nähe der Hauptschlagader am Handgelenk. „Ich.. es tut mir s-so leid", haucht Patrick verzweifelt und schaut beschämt und hasserfüllt auf sich selbst auf seine zitternden Arme. „Nicht Schatz. Nicht weinen", tröste ich ihn sofort und zog ihn wie eigentlich geplant in meine Arme, „Hass dich nicht selber dafür und suche nicht die Schuld in dir .. Sag mir nur warum", flüsterte ich in seine Haare und probierte ihn mit zartem Streicheln zu zeigen, dass ich ihn für nichts verurteile. Und das tue ich wirklich nicht. Ich möchte nicht wissen durch welche Qualen er gehen musste und selbst ich hatte unschöne Gedanken in der Zeit in der alles hoffnungslos schien.

„Es .. ist gar nicht so wie es aussieht", probiert er sich zu erklären und klammert sich fest an mich, was mich insgeheim freute. Ich wollte dieser eine Fels in der Brandung sein, der ihn hält. Wo er weiß, dass ich ihn halte und er immer Zuflucht bei mir findet. „Ich habe mich selber geschnitten als ich.. naja als ich.. ‚d-das' vortäuschen musste. Da brauchte ich äh f-frisches Blut", er schluckte und schaute wieder auf den Boden, „und dann.. im Haus von Freddie.. ich dachte es könnte helfen. Ich meine wegen dem Schmerz ich hab's nicht mehr ausgehalten. Hat es aber gar nicht, nicht auf Dauer." Wieder durchfuhr ihn ein Schluchzen, welches er probierte zu verstecken. „Zeig her", murmelte ich leise und nahm einen seiner Arme in meine Hände, strich zart einen der vernarbten Schnitte nach. „Lass die Vergangenheit Vergangenheit sein und denk an die Zukunft", lächelte ich ihn aufmunternd an, denn erneut das Thema aufwühlen in dem ich mit ihm drüber rede, wollte ich nicht und er schaute mich mit immer noch tränenden Augen etwas überrascht an: „Du.. du findest es nicht abstoßend?" „Nein. Ich finde nichts an Dir abstoßend. Alles an dir macht dich als Person aus und ich liebe dich. Ich liebe alles an dir. Und das..", wieder streiche ich zart darüber, „das zeigt was für eine starke Person du bist und dass du nicht aufgegeben hast und dem ein Ende gesetzt hast, sondern dass du geblieben bist. Bei uns. Dass du dich nicht dem Verlangen unterworfen hast weiter zu machen, sondern die Kraft hattest aufzuhören." Lächelnd schaue ich auf seine Arm. „Die hier wird man doch schon bald gar nicht mehr sehen", murmelte ich zu den zärteren Schnitten, „Und die Narbe.. die können wir verdecken wenn dir das so unangenehm ist. Wir finden schon etwas", mein Blick richtet sich zu seinem Gesicht und zart küsste ich seine Wange.

„Heute ziehen wir einfach dünne langärmelige Shirts an, die uns vor der Sonne schützen und so wird es auch keiner sehen. Bei den Temperaturen kriegen wir sonst eh sofort einen Sonnenbrand, da muss man echt aufpassen und lange Shirt schützen uns", schlug ich mit einem aufmunternden Lächeln vor und sein Blick lag stumm auf mir. Es herrschte Stille sodass meine Mundwinkel nach kurzer Zeit von ganz alleine wieder gesunken sind. „Pa-„, wollte ich beginnen doch er unterbricht mich: „Womit hab ich dich nochmal verdient?", haucht er sprachlos und immernoch schaute er mich an als würde er pures Gold vor sich liegen haben. „Wie kann man in allem etwas gutes sehen.. das .. das geht doch gar nicht..", haucht er überwältigt, was mich doch wieder leicht schmunzeln lässt. „Es ist als würde jemand auf eine Porzellan Statue schlagen und du bist der superkleber, der der golden ist kennst du den?", fragt er leise und ich schüttelte den Kopf damit er weiter erzählt, „Es gibt diesem goldenen Kleber, der dafür da ist Porzellan zu reparieren und nachher sieht der Teller schöner aus als vorher weil die klebestellen nun goldenen Linien durch das Porzellan ziehen. Du bist nicht nur der Kleber du bist pures Gold und ich weiß nicht wie du das anstellst aber .. ich glaube mit dir kann ich es schaffen. Es schaffen zu vergessen und weiter zu machen. Du lässt mich das schlechte vergessen und ersetzt es mit noch schönerem. Das... ist unglaublich", der letzte Satz war nur ein stilles hauchen und nun standen mir die Tränen in den Augen. Er wischte direkt zart mit seinem Daumen über meine Wange und schaute mich mit einem schiefen Lächeln an. „Benutz nicht zu viel deines Goldklebers an mir, sondern bewahre Dir etwas für dich auf", schmunzelt er. „Dafür hab ich dich", lache ich leise und wische mir die Tränen weg.

„Man ich bin ne richtige Memme geworden", lache ich, als mir meine von den Tränen nassen Hände auffallen. „Was ein Mulluck", schmunzel ich und auch in Palle entfacht es Gedanken an die alte YouTube Zeit als wir ungestört eine Folge nach der anderen aufnahmen. Zusammen rappelten wir uns auf und schauten gleichzeitig in den Spiegel, weshalb wir beide anfangen mussten zu lachen. Palle brachte zwischen dem lachen heraus: „Nicht nur ein Mulluck, sondern gleich zwei davon", was uns nur noch mehr zum Lachen brachte. Schnell probierten wir die Spuren so gut es geht zu beseitigen, ehe ich ihn gespielt förmlich fragte: „Also würde der Herr Mulluck mir die Ehre erweisen und mich zum Strand begleiten?", und ich hielt ihm auffordernd die Hand hin. „Nichts lieber als das", lächelte mein Engel und nahm meine Hand sofort.

Und so romantisch es klingt ist es auch, denn zusammen liefen wir Händchen haltend zum Strand und die Sorgen und Probleme waren für kurze Zeit wie von der Meeresbrise weggeblasen.

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Auf einer Skala von 1-10 wie kreativ findet ihr die Überschrift? XD

Wenn man daran denkt, wie das letzte Kapitel hieß.

(Und btw ja es sind noch keine „fünf Tage" aber wartet's ab)

Kürbistumor ~ Final Comeback Where stories live. Discover now