32|excellent,

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Evening

Die ganze Zeit versuchte ich mir einzureden, dass es auf jeden Fall besser war, ihn zu ignorieren, da ich wusste, dass ich ihn dadurch am besten von mir weghalten konnte.

Auch wenn es gerade eher in die andere Richtung ging.

Alleine bei dem Gedanken daran, dass Connor heute Nachmittag mit mir reden wollte, wurde mir schlecht.

Dann müsste ich ihm alles erzählen und ich glaubte nicht, dass er das einfach so wegstecken würde.

Außerdem war ich mir sehr sicher, dass er danach nichts mehr mit mir zutun haben wollte.

Da war es jetzt besser.

Er hasste mich nämlich nicht.

Und der Gedanke, dass er es tun könnte, brachte meinen Körper zum Zittern.

Langsam lief ich Richtung Mathezimmer, mit dem Wissen, dass ich dort Connor anfinden würde.

Am liebsten wäre ich auf der Stelle wieder umgedreht.

Carter schob mich von hinten in den grüngestrichenen Raum rein, als ich davor wie angewurzelt stehen blieb.

„Er ist genauso aufgeregt wie du.", versuchte er mich aufzumuntern, was aber so gut wie gar nichts half.

„Und er weiß nicht mal, was ihn alles erwarten wird." Ach, er sprach von unserem Gespräch nachher.

„Wie soll ich die Mathestunde aushalten, wenn er fast neben mir sitzt?"

„Evening, jetzt mach dir mal nicht in die Hose. An deiner Stelle würde ich mir eher Gedanken machen, wie ich ihn nachher beschwichtigen soll."

Ich atmete hörbar aus.

„Was denkst du was ich die ganze Zeit mache? Ich denke an nichts anders. Carter, vielleicht ist das die letzte Mathestunde, in der er mich noch sehen möchte." Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, hatte ich das Bedürfnis loszuheulen.

„Er liebt dich viel zu sehr, um dich hassen zu können."

Verächtlich lachte ich.
„Da wäre ich mir nicht so sicher."

„Doch, sei dir das. Und jetzt schwing deine Hüfte in diesen Klassenraum!"

Er gab mir einen leichten Schubser und lief hinter mir her, als ich den vollen Klassenraum betrat.

Wie von alleine wurden neuen Augen zu dem braunhaarigen Jungen in der Nähe des Fensters gezogen, welcher gerade etwas auf den Tisch krakelte.

Er sah kaputt aus, wie vorhin auf dem Gang auch schon.

„Weiterlaufen.", flüsterte mir Carter ins Ohr, als ich ruckartig stehen blieb.

Ich musste mich kurz räuspern, wodurch Connor seinen Kopf hob.

Als sein Blick auf meinen traf, wäre ich am liebsten auf ihn zu gerannt und hätte mich in seine Arme geworfen.

Ich wollte ihn endlich mal wieder halten und beschloss heute Nachmittag so lange darum zu kämpfen, bis ich es tatsächlich konnte.

Langsam setzte ich den Weg zu meinem Platz fort, ohne ihn auch nur ein einziges Mal aus den Augen zu lassen.

Auch er verfolgte aufmerksam meine Bewegungen.

Erst als ich meinen Rucksack vom Rücken nahm und mich auf den unbequemen Plastikstuhl niederließ, brach ich unseren Blickkontakt ab.

Ich wollte ihn ignorieren.

Eʏᴇs ᴏɴ ʏᴏᴜ | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt