14|honest,

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Evening

Jetzt war ich aber mal gespannt.

Ich hätte nie gedacht, dass Connor vielleicht auch etwas in dieser Art erlebt hatte.

Er wirkte immer so glücklich und befreit.

Als würde dort nicht ein einziger Milligramm auf seinen breiten Schultern liegen.

Connor war jemand, der Liebe und Nähe brauchte.

Er war oftmals enttäuscht, wenn etwas nicht lief, wie er's geplant hatte.

Ich hatte gemerkt, wie er immer versucht hatte, sich das nicht anmerken zu lassen, doch ich hatte dieses kurze enttäuschende Blitzen in seinen Augen gesehen.

Er hatte keine Berührungsängste, was ich daran merkte, dass er - zum Beispiel wie gerade eben - einfach meinen Oberschenkel drückte oder mir eine Hand auf die Schulter legte.

Doch mir machte das nichts aus.

Ich würde sagen, ich genoss seine Nähe sogar ein wenig.

"Meine Eltern haben sich vor fünf Jahren getrennt. Das heißt, ich war dreizehn und gerade mitten in der Pubertät.", begann er seufzend zu erzählen.

"Damals ist eine Welt für mich zusammen gebrochen, als Mama und Papa uns erzählt hatten, dass sie sich nicht mehr liebten und deshalb nicht mehr zusammenwohnen wollten."

Ich hörte ihm aufmerksam zu, unterbrach ihn aber nicht.

"Es waren mit die schlimmsten Wochen und Monate, die ich jemals erlebt hatte. Alles, was ich hatte, wurde aufgelöst und umgeändert. Ich zog mit meinem älteren Bruder in eine neue Wohnung und wechselte die Schule." Ein trauriger Schatten flog über sein Gesicht.

"Das war aber gar nicht das schlimmste. Das schlimmste war, dass niemand für mich da war. Colin hatte sich vollkommen von mir abgeschottet und begann jetzt zu saufen und Drogen zu nehmen. Mit meinen Eltern konnte ich schlecht reden, da sie selber genug Probleme hatten und Cole begann sich vollkommen abzuschotten. Ich hatte also niemandem mit dem ich reden oder Zeit verbringen konnte." Seine Stimme brach am Ende ein wenig.

Oh Gott, ich stellte mir das schrecklich vor.

"Bei mir war es aber nur eine Phase, das hieß es hielt nur ungefähr drei Monate an. Zwar das die schlimmsten drei Monate in meinem pubertäreren Leben, aber wenigstens nur drei Monate. Ich kannte es einfach nicht alleine zu sein."

Kurz fuhr er mit seiner Hand über das Gesicht.

"Cole aber schottete sich - wie schon gesagt - fast zwei Jahre ab. Wir versuchten zu ihm durchzudringen, mit ihm zu reden, doch er blockte immer wieder ab und verbrachte jeden Tag in seinem Zimmer. Er war jung und verwirrt. Eigentlich fangen junge Menschen ja eher an, zu fragen oder zu versuchen, die Stimmung aufzulockern, er aber nicht.", redete er weiter und zuckte mit seinen breiten Schultern.

"Ich versuchte oftmals durch die Tür, welche er immer abgeschlossen hatte, Kontakt zu ihm aufzunehmen, doch das einzige, mit dem er antwortete, waren ja oder nein." Ich lächelte ihm aufmunternd zu, als er fortfuhr.

"Doch nach ein paar Wochen kam er sogar aus seinem Zimmer raus und ich versuchte ihn abzulenken - was ich dir ja auch geraten habe. Wir unternahmen viele Dinge und ich begann Zeitungen auszutragen, um die Kosten, die bei unseren Ausflügen entstanden, finanzieren zu können.", seufzte er.

Eʏᴇs ᴏɴ ʏᴏᴜ | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt