~17~

2.3K 82 3
                                    

Fünfzehn Monate. Sechzig Wochen. Solange hat Maria Sarah nicht mehr gesehen. Wenn sie zurückdenkt, kommt ihr auch Steve in den Sinn, sie hat ihn sogar noch länger nicht mehr gesehen. Das ist auch gut so. Immer wenn sie an ihn denkt, entsteht ein Druck in ihren Augenhöhlen. Dann verwirft sie den Gedanken an ihn. Aber naja. Dafür wurde sie zuhause herzlich begrüßt:

"Ich fasse es nicht! Unser Commander ist von den Toten zurückgekehrt", ruft Zach und gibt Maria eine Getto-Faust. Sie lacht und kurzzeitig steigen in ihren Augen Tränen auf, die sie schnell wieder unterdrückt.
"Ich habe euch auch vermisst"

"Wie war es so auf Hawaii?", fragt er sie und hält die Tür des Zimmers auf.
"Naja. Was soll ich sagen? Warm?", lacht Maria, doch kann den Satz nicht weiterführen, da sie etwas überrumpelt von dem Anblick ist. Das alte, extrem kleine Zimmer mit zwei Hochbetten hat sich in eine Art Saal mit Gitterkäfigen verwandelt.
"Wow. Es wurde aber auch mal Zeit, das wir ein Upgrade bekommen".
"Da hast du Recht. Wir haben dir einen Käfig aufgehoben"
"Wie freundlich. Wo sind die Anderen?"
"Einsatz. Ich war auch bis heute morgen zuhause..."
"Und?", fragt der Commander fordernd.
"Wir sind jetzt auch kirchlich Mann und Frau. Schade, dass du nicht da sein konntest. Ich meine ohne dich hätte ich nie den Mut gehabt sie antusprechen", sagt er. Stones Grinsen wird noch breiter, wenn sie an damals zurückdenkt. Der junge Zach war komplett verknallt in die hübsche Kellnerin...
"Das freut mich für dich. Puhh. Alles um mich herum hat sich verändert"
"Du aber auch. Da lief doch was auf der Insel? Zumindest bist du gebräunter". Bevor Maria antworten kann, fliegen die großen Metalltüren auf. Stones Team tritt ein und rennt auf sie zu, mit einer Sektflasche in der Hand. Maria schüttelt langsam, aber auch lachend den Kopf. Mit einem 'plopp' ist die Flasche auf und der Commander bekommt den ganzen Inhalt ab. Es ist ein schönes Gefühl wieder zu Hause zu sein. Sie hat es vermisst.

Nicht so gerne schaut sie auf ihre Operation zurück. Wo sie bei der Navy 'stark' genannt wurde, wird sie in Deutschland als 'verrückt' bezeichnet:

"Maria! Sie sind doch verrückt!", ruft der Doktor. Daraufhin lässt sie sich locker zurück fallen und schaut ihren Arzt fragend an.
"Sie müssen sich doch noch schonen", sagt er und reicht Maria seine Hände. Stone schiebt diese zur Seite und schüttelt den Kopf.
"Sie müssen erst auf ihre Reha warten, dann können sie versuchen zustehen"
"Ich brauche es nicht mehr versuchen. Ich kann es schon", erklärt sie und steht erneut auf.
"Jetzt benehmen Sie sich doch nicht wie ein Kind. Setzen Sie sich". Maria zieht geschockt die Augenbrauen hoch:"Sie wissen doch gar nichts Doc. Ich verhalte mich wie ein Soldat. Wer hinfällt muss auch wieder aufstehen".
"Entschuldigen Sie Commander"

Ihre Operation lieferte aber auch die Möglichkeit alte Wunden zu nähen. Heilen kann man nicht sagen. Sie waren einfach zu tief:

"Hey Maria", singt Sarah fröhlich und betritt ihren Raum. Ihre Freundin begrüßt sie lächelnd, aber skeptisch. In ihr ist das Gefühl, das sie nicht loswird. Irgendwas ist anders.
"Wie geht es dir?", fragt sie und stellt den Blumenstrauß auf einem kleinen Tisch ab.
"Alles ok. Aber was ist los?". Ohne eine Antwort zugeben, schaut Sarah in Richtung Tür. Ihre Eltern treten ein. Stone schreckt hoch.
"Hallo, Maria", begrüßt die Blondine sie. Ihr Mann tut es ihr gleich. Der Commander ist sichtlich geschockt, sie zusehen. Ich dachte, dass sie mich hassen. Marias Blick schweift zu Sarah, die sie mit einem Lächeln ansieht.
"Maria, ähm weißt du wir wollten uns entschuldigen. Also tut uns Leid für das alles, was wir dir angetan haben. Wir haben das alles falsch verstanden. Hoffentlich verzeihst du uns". Stone ist zwar nicht mehr geschockt, doch plötzlich kommt in ihr das Gefühl Enttäuschung auf, genau wie damals. Sie denken doch nicht wirklich, dass alles mit einer Entschuldigung getan ist?
"Anscheinend verzeihst du uns nicht", sagt der Mann.
"Ich", beginnt sie den Satz, doch stoppt sofort wieder. In ihrem Kopf geht gerade soviel ab, dass sie nicht weiß, was gerade richtig und was falsch ist. Sie würde gerne soviel sagen, etwas das sich nicht verrückt anhört. Aber momentan vertraut sie ihrem Gehirn nicht,"Es wird eh nie wieder so wie früher. Es ist zu spät. Ich bin einfach enttäuscht. In einer Familie sollte Vertrauen wichtiger sein, als alles andere. Tut mir Leid, doch da ist mein Team mehr Familie. Entschuldigung angenommen, doch wir sollten lieber als gute Bekannte auseinander treten".

Und damit hatte Maria auch ihren Halt in Deutschland verloren. Zwar hat sie noch Sarah, doch die ist glücklich mit einem Bankkaufmann verlobt und lebt nun ihr eigenes Leben und nicht das von ihrer Freundin, beziehungsweise mit ihr. Trotzdem ist sie momentan glücklich. Sie hat ihr Team, ihre Brüder. Auch wenn es da noch diese Sache mit Steve gibt...Die Zeit wird doch hoffentlich alles mit sich bringen, denkt der Commander und isst den Rest ihres Kantinenessens. Damit steht sie auf und geht zu ihren Käfig zurück.
"Ice", ertönt es. Maria zieht ihren Kopf hoch. Rammer gibt ihr eine Art 'Trink'-Zeichen. Stone nickt, steht auf und folgt ihrem Teammitglied in etwas wie eine Bar. Maria sagt dazu einfach 'Saufhaus'. Ihr Blick fällt auf die Theke dort steht schon ein Bierglas mit der Gravur 'Ice' darauf. Sie setzt sich auf den Platz und ihre ganze Truppe stößt an.

"Wir gehen schonmal. Denk dran. Wir haben morgen einen Einsatz". Maria nickt und steht ebenfalls auf, doch nicht um zugehen, sondern um sich die aufgehängten Bilder an der Wand anzuschauen. Sie schwelgt in Erinnerungen. Auf einem Bild sind Sarah und sie zusehen. Ice lächelt. Es war nach ihrer bestandenen Aufnahmeprüfung. Sie geht weiter und nimmt einen Schluck von ihrem Bier. Auf einem weiterem Bild sind zwei junge Lieutenants zusehen. Einer kommt ihr sehr bekannt vor. Unter dem Bild erkennt sie die Namen
der Soldaten: Freddie Hart und Steve McGarrett. Maria lächelt. Wie gerne würde sie doch jetzt seine Hände auf ihrer Taille spüren. Sie kneift die Augen zu und schüttelt den Kopf. Sie will sich nicht wieder an längst vergangenen Themen aufhängen.

Das kalte Wasser läuft über ihre Kopfhaut und ihren Rücken. Sie schließt die Augen und verschwindet in einer ganz anderen Welt. In einer Welt, wo sie nicht zur Navy gegangen ist, wo sie einen einfach Bürojob ausführt und pünktlich um halb fünf zuhause ist. Sie ihren Dutt öffnet, sich auf den Schoß ihres Ehemannes setzt und beide sich die Geschehnisse des heutigen Tages erzählen. Bis dann irgendwann ihre Mutter ihre zwei Kinder nachhause bringt und der 'Stress' des Tages erst beginnt.
Als Maria das Wasser abstellt, sich ihre Klamotten anzieht und vor dem Spiegel steht. Ist sie wieder in der realen Welt angekommen. Die unabhängige ledige taffe Frau, die sich nie Zeit für eine Familie genommen hat. Warum? Vielleicht weil sie nicht eine genauso schlimme Mutter sein will, wie ihre, die sie noch nie gesehen hat. Als Maria ihre handtuchnassen Haare in einen tiefen, strengen Dutt bindet fällt ihr auf, dass ihre Vorstellung wohl genau auf Sarah passt. Stone könnte jetzt eifersüchtig sein, doch sie weiß, dass sie selbst an allem Schuld ist. Niemand sonst. Trotzdem sollte ich auch mal an alles positive denken, was ich erreicht habe. Ich habe Menschenleben gerettet, dadurch, dass ich getötet habe. Oder wie war das? Nein sie hat ihr Land verteidigt. Auch wenn sie in Deutschland groß geworden ist, liebt sie die USA. Jeder Mensch wird irgendwo geboren, doch ob das auch deine Heimat ist, ist eine andere Sache.

“Lieutenant Commander Stone!“, ertönt eine verzerrte Stimme über den Gang. Der Lautsprecher. Maria legt einen Zahn zu und geht schnell in den Raum, in den sie gerufen wird.
Dort angekommen beantwortet eine junge Soldatin ihren fragenden Blick:“Es möchte jemand mit ihnen sprechen. Anscheinend sehr dringend“. Stone nimmt mit hochgezogenen Augenbrauen den Hörer ab:“Lieutenant Commander Stone“. Am anderen Ende der Leitung ertönt eine vertraute Stimme:“Es ist echt schön wieder von dir zuhören“.

Glock 17//Hawaii Five-0 FFKde žijí příběhy. Začni objevovat