Nein, nein! Kaylen und Olive dürfen mich hier so nicht finden. Geschockt hielt ich die Luft an.

Aber es geschah nichts. Weiter nur erregte Ausrufe von oben.

Langsam blies ich die Luft aus. Gott sei verdammt nochmal dank!

Aber mich beschäftige auch anderweitig noch, was Cody gesagt hatte. Kaylen nutzte mich als Rache. Aber für was?

Ich war so unfassbar neugierig, was zwischen ihnen passiert sein konnte.

Nachdenklich biss ich mir auf die Lippe und vergaß fast, dass zwei Menschen über mir gerade Sex hatten. Leider nur fast.

Wie lang dauerte sowas bitte? Also echt! Es kam mir vor wie Wochen, während ich da unten lag und mit dem Finger Kreise auf das Gerüst des Bettes zeichnete.

Neben mir brummte es auf einmal leise und sofort drückte ich Cody die Hand auf den Mund. 

Er war noch sehr schwach, als er erschrocken die Augenlider aufschlug.

Ganz leise, sodass nur er es hörte, legte ich meine Lippen an sein Ohr und zischte Shhhhh!

Fragend schaute er mich an, soweit ich das erkennen konnte.

Fast unmerklich deutete ich mit dem Finger über uns, als Olive auch schon erneut heftig stöhnte.

Cody riss erschrocken die Augen auf und blickte mich mit ratlosem Gesicht an. Ich wusste nicht genau, was er tun würde, wenn ich ihn losließ, deshalb behielt ich meine Hand auf seinem Mund und gemeinsam waren wir gezwungen dem Spektakel zu lauschen.

Es kam mir vor wie eine Erlösung, als sich plötzlich jemand auf das Bett warf und beide hechelten.

„So, ich geh mal wieder runter, Max vermisst mich sicher schon.", hörte ich Olive flüstern, worauf ein Schmatzgeräusch folgte und dann das Auftreten von Füßen auf dem knarrenden Boden.

Sie beugte sich runter, um ihr Kleid hochzuheben und ich hielt erschrocken die Luft an. Jedoch ging es so schnell, dass sie uns zum Glück nicht registrierte.

Die andere Person blieb wohl noch liegen. Ich dachte schon, sie würde auch verschwinden, aber es regte sich nichts mehr.

Mist!

Cody begann neben mir schon zu versuchen sich aus dem engen Schlitz unterm Bett zu schälen, aber ich packte ihn und schüttelte so auffällig es ging den Kopf.

Dann hielt er inne. Wir folgten Füßen, die zu Tür liefen, aber nicht etwa um zu verschwinden, nein, sondern um das Licht auszuschalten.

Wollte Kaylen jetzt hier ein Nickerchen halten? Ach scheiße!

Über uns gab das Bett unter seinem Gewicht nach, als er sich darauf schmiss und ich hörte das Rascheln einer Decke.

Wir mussten wohl im Versteck verharren, bis er einschlief.

Die Stille glich einem schwarzen luftleeren Loch, dass jedes Geräusch wie ein Lautsprecher verstärkte.

Ich bemühte mich leise zu atmen, aber wahrscheinlich wurde es von Kaylens Gehechel übertönt.

Nach einer ganzen Weile wurde sein Atem immer ruhiger und es juckte mich schon in den Glieder mich unter dem Bett hervorzuhieven und aus der Tür zu schlüpfen, aber ich wartete. 

Auch Cody schien dem Atem zu lauschen, bis ich irgendwann vorsichtig begann mich mit dem Kopf zuerst nach draußen zu schieben.

Cody zog ich dabei am Arm mit mir. Wir erhoben uns beinahe gleichzeitig.

Achtsam und im Schneckentempo drückte ich die Klinke herunter.

Warmes Licht drang durch einen Spalt in den Raum und ich betete, dass Kaylen weiterschlief.

Hastig schob ich mich aus dem Zimmer und musste mich zurückhalten Freudensprünge zu machen, als ich endlich wieder im Flur stand.

Cody schloss die Tür und kam mir auf dem Weg zur Treppe eilig nach. Am oberen Absatz packte er mich.

„Mein Kopf tut ziemlich weh.", beschwerte er sich.

„Lass mich los du Perverser.", fauchte ich ihn an und schüttelte meinen Arm aus seinem Griff.

„Wessen Schuld ist es denn, dass wir gerade einen Live-Porno miterlebt haben? Von Olive wie sie Max betrügt?", feuerte er zurück.

„Ich hätte dich auch einfach alleine unter das Bett kicken können und so tun, als würde ich gerade von einem Nickerchen aus dem Zimmer kommen.", keifte ich ihn wütend an und dann ließ er mich die Treppe hinunterlaufen.

So schnell ich nur konnte, machte ich mich auf den Weg vor die Haustür, während mir schon die Tränen in den Augen glitzerten.

Das war zu viel, das war einfach alles zu viel für einen Menschen.

Draußen wusste ich nicht mehr ganz wohin mit mir.

Wie kam ich nach Hause? Ich hatte nicht wirklich Lust auf jemanden, den ich kannte, der mich dann versuchte über das auszuhorchen, was mir gerade widerfahren war.

Irgendwo hörte ich einen Automotor starten und rannte ohne nachzudenken in die Richtung.

Jemand versuchte aus der Einfahrt zu rollen, aber ich warf mich in den Weg und wedelte mit den Armen.

Die Person bremste scharf und ich rannte zur Fahrertür.

Der Fahrer entpuppte sich als Peter, als er die Scheibe runterfuhr und ich ihn vollplapperte.

„Kannst du mich mitnehmen... bitte?"

Meine Verzweiflung war sicher in einemUmkreis von 2 Kilometer zu riechen, denn er zögerte nur kurz, bevor er sagte: „Spring rein."

Ich nuschelte ein Danke, bevor ich mich auf den Beifahrersitz schwang.

Hastig ratterte ich meine Adresse runter und er nickte leicht mit dem Kopf.

„Warum fährst du nicht mit Kaylen oder deiner Freundin da?", wollte er wissen.

Weil Kaylen zu müde von seiner Nummer ist und Ayanna sich bestimmt komplett weggeballert hat.

„Die wollen eben noch bleiben und ich verschwinde irgendwie immer früher von ner Party.", log ich halbwegs und drehte meinen Kopf der Windschutzscheibe zu.

„Wie kam es eigentlich zu dir und Kaylen, wenn ich fragen darf?" Das hatte er bereits, aber bei Peter mit seinem hellroten Haar, dass ihn seltsam gut aussehen ließ, wirkte es kaum unverschämt, eher zurückhaltend.

„Keine Ahnung, wir sind uns auf einer Party näher gekommen und seither interessieren wir uns irgendwie füreinander." Das war ja nicht mal ganz erfunden. Hoffentlich hatte Kaylen nichts anderes erzählt.

„Achso oke."

Die Stille schien endlos, bis wir vor dem bekannten Penthouse hielten und ich mit einem Danke, du hast mir den Arsch gerettet ausstieg und zu meinen heißgeliebten Zuhause ging.

Was für ein schrecklicher Tag.

Truth or KissWhere stories live. Discover now