Heilige Scheiße...

Nicht, dass ich nicht davon geträumt hatte ihn doch mal zu küssen, den abweisenden aber heißen Blondi, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Vor allem, weil es mein verdammter erster Kuss war.

Langsam löste ich mich wieder von ihm und nahm seine Hand.

"Komm schon, du hast mir ein Essen in der Stadt versprochen.", setzte ich drauf und zog Kaylen an meiner Hand über den Schulhof und ließ Cody einfach stehen.

Seinen fassungslosen Blick konnte ich mir gut ausmalen.

Das komische war, dass Kaylen sich von mir bis zum Parkplatz ziehen ließ, wo ich dann stoppte und realisierte WAS ZUM HENKER ICH GERADE GETAN HATTE!

"So. Das wärs mit der Schauspieleinlage. Danke für die Hilfe, ich gehe jetzt was essen.", plapperte ich und wollte mich schon an ihm vorbei zur Cafeteria drücken.

"Halt mal kurz." Mit seiner Hand drückte er mich zurück und schaute mich von oben herab an.
"Ich bin nicht deine Nutte. Jetzt schuldest du mir was."

Verdammt!

"Gut von mir aus. Sag mir Bescheid, wenn dir was einfällt." Ich war so peinlich berührt, dass ich schnell weg wollte, um nicht vor Scham noch als Tomate zu enden, aber auch diesmal hielt er mich zurück.

"Außerdem, wenn du etwas behauptest, dann muss es auch glaubwürdig erscheinen. Du kannst nicht in die Caferteria spazieren. Dann weiß er, dass du lügst.", erinnerte mich Kaylen und sah mich prüfend an.

"Hab ich denn eine Wahl?"

Ich wartete insgeheim sogar darauf, dass er mich einlud. Was ist denn heute los mit mir?

"Stimmt, weil du jetzt mit mir in die Stadt fährst.", entschied er und jetzt zog er mich über den Parkplatz zu seinem Motorrad.

Er drückte mit wie beim letzten Mal - es schien mir irgendwie seltsam, dass es eins gab - seinen Helm auf den Kopf und schloss die Schnalle an meinem Kinn.

"Du kennst das ja schon.", meinte er nur und half mir hinten auf den Sitz.

Ich krallte mich automatisch in seiner Jacke fest und presste das Gesicht in seinen Rücken. Meine Mutter hatte mal gesagt, als sie sich daran gewöhnt hatte, dass sie mit meinem Vater Motorrad fuhr, hatte sie es geliebt. Den frischen Wind und das Gefühl von Freiheit.

Aber ich bezweifelte stark, dass ich jemals meine Angst davor überwinden konnte. Warum tat ich mir das dann an, war die Frage. Ich hatte irgendwie nie eine Wahl und mit Kaylen Norris auf einem Motorrad in die Stadt zu fahren... wer würde sowas ausschlagen?

Naja, wenn sich das überhaupt mal anbot.

"Warum genießt du das denn nicht? Es gibt nichts Entspannteres als Motorrad fahren.", rief er. Wegen dem Fahrtwind verstand ich ihn schlecht.

"Ich fühle mich ungesichert und nicht entspannt.", rief ich zurück. Bloß nicht hysterisch werden!

Das Motorrad wurde langsamer und Kaylen stoppte zwischen zwei Autos an der Straße. Er klappte den Ständer aus und stieg ab. Seine schwarze Lederjacke glitzerte in der Sonne, als er sich durch die Haare fuhr.

Allein für diesen Anblick hätten mich sicher schon einige Mädchen umgebracht.

Ich war gerade dabei mir selbst einen Weg runterzubahnen, als er mich an den Hüften packte und hoch hob.

Als er mich auf dem Boden abstellte, war ich wir erstarrt. Das kam definitiv überraschend. Er hatte mich hochgehoben, als würde ich nichts wiegen.

"So, schon sind wir da. Kein Grund zur Panik. Obwohl du die Rückfahrt auch noch überstehen willst. Außer du möchtest lieber laufen." Ich konnte sehen, wie er in sich hinein grinste.

"Das ist nicht lustig, sondern ernst.", wies ich ihn zurecht. Und stemmte meine Hände in die Hüften, als er mir den Helm vom Kopf zog.

"Das kann ich selbst.", protestierte ich, denn er tat ja fast schon so, als wäre ich noch ein kleines Kind.

"Du bist ziemlich stur Mona." Obwohl es nicht sehr glücklich klang, konnte ich ihn schmunzeln sehen.

Er legte den Helm ab und bedeutete mir ihm zu folgen.

Wir betraten ein kleines Restaurant an der Ecke, mit dem Titel Burger Heart. Zur Auswahl der Speisekarte musste man jetzt nichts erklären.

„Bringen sie bitte eine Flasche Wasser und ein Bier.", bestellte Kaylen schon bei der jungen Kellnerin, als wir in einer Couchecke saßen. Die Plätze waren sehr bequem, ich fühlte mich irgendwie wohl.

„Was ist mit meinem Getränk?", fragte ich, als die Kellnerin sich schon verpisst hatte.

„Du trinkst das Wasser.", erklärte er trocken. „Es ist das billigste und ich bezahle schließlich."

Eigentlich wollte ich erst sauer sein, dass er für mich Entscheidungen traf, aber das er bezahlte, machte es irgendwie wieder gut. Kluger Kerl.

„Na gut." Ich zog das Wort in ewige Länge.

„Haben Sie's?", fragte die hübsche Brünette, als sie nach einiger Zeit zurückkam und starrte Kaylen an. Also Leute, wenn man mit einem heißen Typen essen geht, wird man nicht beachtet.

„Ja!", meldete ich mich laut zu Wort. Das ließ ich mir nicht gefallen. „ Ich hätte gerne einen Crispy Chicken Burger mit extra Salat und Süßkartoffelpommes. Danke."

Freudlos lächelnd streckte ich ihr die Karte entgegen, die sie mir fast schon aus der Hand riss. Sie sah mich an, als wäre ich eine Kakerlake, die sie töten wollte, bevor sie sich Kaylen zuwandte.

Warum checkten Jungs nie, wenn Mädchen scheiße waren?

„Ein double Beef Burger mit Käse und Pommes. Ketchup, keine Mayonnaise bitte."

Die Kellnerin lächelte ihn schleimerisch an und ich schenkte mir nur kopfschüttelnd ein Glas Wasser ein.

„Was für eine falsche Tussi.", bemerkte Kaylen, als sie weg war und zog die Augenbrauen hoch.

Ich war so überrascht, dass ich mich an dem Wasser verschluckte.

„Was hast du gesagt?", hustete ich.

„Das sie falsch ist. Typisch Mädchen, dass glaubt, es hätte eine Chance, wenn es so tut, als wärst du nicht da."

„Ich dachte immer Jungs sind zu blöd, um Bitches zu erkennen. Oder zu geil.", erwiderte ich und schaute ihn grinsend an.

„Nein, aber wir geben uns gerne mit ihnen ab. Wenn man sie nicht gerade vögeln kann, sind sie echt nett. Bitches sind die coolsten Kumpelinen.", erklärte er und nahm zwei kräftige Schlücke aus seinem Bier.

„Du stehst also auch auf billig und leicht zu haben?", hakte ich mit hochgezogenen Augenbrauen nach.

„Die ein oder andere Hübsche, aber ich mag das ganze Getue nicht. Ich überlasse sie eher den anderen und bin dann mit ihnen befreundet, aber nur mit denen, die mich nicht weiter anbaggern."

„Du bist also der, der ihre Tränen auffängt, wenn sie mal wieder fallengelassen werden?", mutmaßte ich.

„Ganz genau."

„Aber ich bin nicht eine von der Sorte. Warum bist du mit mir befreundet?" Ich konnte einfach nicht widerstehen zu fragen.

„Weil du anders bist."

Das Kapitel ist ein wenig länger, weil ich irgendwie einen Schluss finden musste.

Und und... wie findet ihr die Wendung? 😉

Truth or KissWhere stories live. Discover now