01| 𝔙on Hausaufgaben und Beleidigungen

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1946
»ℑch habe schon wieder ein ‚Ohnegleichen' in Zaubertränke bekommen!«, rief eine Schülerin durch die Flure und eilte auf ihre Freundin zu. Auf der Brust beider prangte das blaue Wappen Ravenclaws und beide trugen klischeehaft eine Brille.
»Sehr schön, Ravenna, bist du jetzt zufrieden, dass die gesamte Schule Bescheid weiß, wie streberhaft und hochintelligent du bist?«
Die vierzehnjährige Elizabeth lungerte auf dem Geländer der steinernen Treppen herum, die ihre Zielorte so ziellos änderten, dass man nie wusste, wo man landen würde. Ihre schwarzen Haare waren zu einem einfachen Zopf hochgesteckt, die zarten Züge missmutig verzogen. »Tja, du bist doch nur neidisch, nicht ansatzweise so gut zu sein, wie Ravenna, oder, Elizabeth? Macht es dir zu schaffen, dass sie von ihren Eltern Geschenke für ihre guten Noten bekommt? Warum fragst du nicht deine darum? Ach ja- du kennst sie ja nicht!«

Ihre Ravenclaw-Freundin verschränkte die Arme vor der Brust und sah die jüngere Slytherin herausfordernd an. Das hatte gesessen, gab Eliza zu, aber nicht ansatzweise so sehr, dass es sie ernsthaft verletzte. Da hatte sie sich im Laufe der Jahre schlimmeres anhören müssen. »Keinesfalls. Ich frage mich nur, ob sie ihre guten Noten beibehalten würde, wenn ihre Eltern ihr den Geschenkehahn zudrehen? Dann ist der Ehrgeiz weg, oder? Und dann bist du auch nicht mehr besser als ich!«

Ravenna lachte auf und zog ihre Freundin mit sich, einem Absatz höher. »So tief wie du würde ich nicht einmal sinken, wenn mich der Teufel persönlich in die Hölle bringt.«, erwiderte sie, ehe sie an der richtigen Etage ausstiegen.
»Vier Jahre lang Slytherin und du hast das beleidigen immer noch nicht drauf. Schon irgendwie traurig.«, hörte Elizabeth eine bekannte Stimme neben sich. »Halt einfach die Klappe, Cassandra.«

Lachend schlug sie ihr vor den Arm. »Jaja, schon klar. Hast du die Hausarbeit in Verwandlung geschrieben?« Ihre beste Freundin nickte wortlos und stieg die Stufen hinab, die in den Keller führten. Der Gemeinschaftsraum der Slytherin-Schüler lag verborgen hinter einer Ziegelwand im Keller.
»Echt? Du hattest wirklich den Elan zehn Seiten zu schreiben?« Eliza hörte in der Stimme ihrer Freundin eine tiefe Verwunderung heraus. »Ja, weil ich meine Hausaufgaben zuverlässig erledige. Dass Pickel-Perry krank ist, geschieht dir eigentlich recht. Er kann ja nicht alles doppelt machen. - Muggelblut.« Die Wand begann sich abzubauen, ließ einen Durchgang, durch den die beiden Schüler schlüpften, und schloss sich hinter ihnen wieder. »Hey! Du kannst ja doch beleidigen. Naja, das war mittelmäßig, aber das ist doch Nebensache.« Cassandra grinste frech, während sie sich in einen Sessel sinken ließ. »Du bist eben nicht ambitioniert genug, auch nur eine Feder anzufassen. Aber pass auf, das rächt sich noch.«, erwiderte Eliza, ließ sich ebenfalls nieder und packte ihre Pergamentblätter aus, um auf ihnen feinsäuberlich die Hausaufgaben aus Verteidigung gegen die dunklen Künste zu schreiben.

»Das machst du doch jetzt nicht wirklich? Man, Eliza, ich dachte, wir wären Freunde! Warum machst du die Hausaufgaben nur für dich?« - »Freunde hin oder her, ich bin nicht deine Sklavin.«, antwortete sie vertieft in den Aufsatz und hob den Blick nicht einmal.

»Eliza hat recht, Cassandra. Schreib sie doch selber.« Die Köpfe beider schnellten zu der Jungenstimme herum, dessen Ursprung mit verschränkten Armen vor ihnen beiden stand. »Lass gut sein, Tom, das hat bei Cas genauso viel Sinn, wie in Wahrsagereri zu gehen.«, erwiderte Elizabeth genervt und schrieb weiter. »Früher warst du nicht so schnell reizbar.«, stellte er verwundert fest, setzte sich neben sie und schwieg dann. Der kühle Unterton in seiner Stimme ließ sie schaudern. Aber so war Tom nunmal, rief sie sich in den Sinn, während sie weitershrieb. »Ach ja? Schade. Dann kennst du also nur das Ich in Faltenröcken, Blusen und Lackschuhen? Und ich dachte, wir kennen uns länger.«

Entnervt wandte er sich Cassandra zu. »Ist sie immer so drauf?« Die Zabini nickte nur bestätigend, aber packte dann wirklich ihre Schulsachen aus und begann etwas widerwillig die Hausaufgaben zu machen. »Weißt du, Eliza, ich mag dich, aber nur, wenn du die alten Seiten wieder auffährst«, murmelte e nahe bei ihrem Ohr und schlagartig blieb das Kratzen der Feder über Perfament aus. »Vergiss es!«, zischte sie dann und Tom lachte herzhaft. »Das ist mir schon klar.« Damit verschwand der Riddle wieder und unterhielt sich mit seinen Freunden.

»Der hat dir aber ganz schön den Kopf verdreht«, sagte Cassandra und schon am Klang ihrer Stimme erkannte Elizabeth, dass sie grinste. »Hat er nicht und jetzt mach deine Hausaufgaben fertig, sonst schaffst du das bis in zwei Stunden nicht. Professor Dumbledore lässt dich sonst sicher viermal nachsitzen.« Stille erfüllte die beiden Hexen, die in ihre Hausaufgaben vertieft dasaßen.

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⏰ Last updated: Jun 21, 2019 ⏰

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