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London, 1941 - Vier Jahre zuvor
»𝔙in ich wirklich so anders, wie Sie sagen, Professor? So anders wie Tom, bevor Sie ihn abgeholt haben?« Der Mann mit dem Krausebart lächelte gutmütig über seine Halbmondbrille herüber. Er sah schon seltsam aus, bemerkte Elizabeth gedanklich und runzelte ihre blasse Stirn. Wo kam er nur her? Sie war sich sicher, dass man derartige Kleider schon sehr lange nicht mehr trug. Alles an diesem Mann kam ihr seltsam vor, verdreht und altmodisch. Seine Haare waren akkurat auf eine Länge geschnitten, ein Bart bedeckte sein Kinn. Seine Augen blickten die Elfjährige vor sich so weise an, als hätte er schon tausende und abertausende Jahre Lebenszeit hinter sich.

»Möchtest du denn so anders sein, wie Tom?«, konterte Dumbledore schelmisch grinsend, erhob sich und verschwand aus dem Raum.
Zwei Wochen später brachte man sie fort und keines der Waisenkinder sah Eliza oder Tom je wieder.

Hogwarts, 1941 - Vier Jahre zuvor Eliza schaute sich mit großen Augen in der riesigen Halle um

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Hogwarts, 1941 - Vier Jahre zuvor
Eliza schaute sich mit großen Augen in der riesigen Halle um. Ihre braunen Augen scannten alles ab und ihr Gehirn versuchte, all die neu gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten. Die Große Halle, wie Cassandra sie genannt hatte, war tatsächlich groß. Vier lange Tische standen in der Halle, über ihnen hingen Wappen. Laut Cassandra gab es vier Häuser. Über dem Tisch ganz links hing ein rotes Wappen mit einem Löwen darauf. Laut Cassandra kamen dort die Mutigen und Tapferen hinein. Neben dem Gryffindortisch stand der Ravenclawtisch. Die kennzeichnenden Merkmale waren die Intelligenz und die Kreativität der Schüler. Rechts neben dem Ravenclaw Tisch stand der Hufflepufftisch, dessen gelbes Wappen ein Dachs zierte. Die Hufflepuffs waren die Loyalen und die harten Arbeiter. Und dann, ganz rechts, stand der Tisch mit dem grünen Wappen darüber, auf dem eine Schlange prangte. Laut Cassandra war es das beste Haus. Slytherin. Das Haus der Scharfsinnigen und der Ehrgeizigen.
Elizabeth strebte nach Slytherin zu kommen, denn wenn es stimmte, was Cassandra sagte, hatte sie sofort einen Status, wenn sie dort hineinkam. 

»Slytherin bringt die Besten hervor. Dort kannst du du selbst sein und musst dich nicht verstellen. Und wenn du ein kleiner Dämon bist, macht es ihnen auch nichts aus, denn du strebst nach etwas. Und solange du ein klares Ziel vor Augen hast, wirst du immer zu Slytherin gehören!«, hatte die junge Frau ihr erklärt und ein boshaftes Lächeln gelächelt. Liza war nicht halb so böse, aber sie strebte wirklich nach etwas. Sie wollte keinesfalls wieder in dieses Waisenhaus zurück, komme was wolle. Sie hatte die knielangen schwarzen Faltenröcke und Lackschuhe satt, die dort jedes Mädchen tragen musste. Dort war alles schwarz, grau und einfallslos gewesen. Derjenige, der dieses Heim gebaut hatte, hatte eindeutig nichts für Kinder übrig gehabt, dessen war sich die junge Hexe sicher.

»Ich bitte um Ruhe!«, tönte die Stimme eines Mannes, der vor einem Rednerpult stand, durch den Saal. Während die Gespräche verstummten, besah sich die junge Erstklässlerin das Pult. Es hatte die Form einer Eule und schien so oft benutzt, dass bereits der Kerzenwachs von den Kerzenhaltern hing. »Es freut mich, Sie alle zu einem neuen Schuljahr auf Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei begrüßen zu können. Auch dieses Jahr sind die Erstklässler wieder zahlreich aufgefunden worden. Professor Dumbledore, wären Sie so lieb, den sprechenden Hut zu holen?«

Elizabeth beobachtete den graubärtigen Lehrer, der sie aus dem Heim geholt hatte, dabei, wie er einen zerlumpten Hut hochnahm und eine Liste ausrollte. »Ich werde nun nacheinander die Namen aller Erstklässler aufrufen. Ihr setzt euch bitte auf diesen Stuhl, setzt den Hut auf und protestiert nicht gegen dessen Entscheidung bezüglich eures Hauses.«
Gemurmel wurde laut, Professor Dumbledore räusperte sich und begann mit dem ersten Namen. »Anderson, Rubinia« Eine Schülerin löste sich aus der Reihe, lief unsicheren Schrittes auf den Stuhl zu und setzte sich. Sobald der Hut ihren Kopf berührte, schrie eine Stimme »Hufflepuff!« und der gelb bewappte Tusch jubelte.

Es dauerte lange bis»Midfort, Elizabeth« ertönte. Es waren nicht mehr viele Schüler übrig, die angesprochene Hexe schätze noch ungefähr zwanzig. Dann lief sie nach vorne, so, wie ihr das Waisenhaus immer eingeredet hatte. Gerader Rücken, gehobenes Kinn und eine undefinierbare Mimik in den Augen, aber ein Lächeln auf den Lippen. Dass dieses Lächeln bei Liza schon immer ein freches Grinsen war, wurde oft bemängelt und wäre »der einzige Grund, aus dem sie noch nicht adoptiert worden war«, wie die Heimleiterin es freundlicherweise immer betont hatte.
Mit einer selbstgefälligen Eleganz ließ sie sich nieder und sah starr geradeaus, als der Hut ihre Haare berührte. Stille durchflutete den Saal. Sie hielt lange an, während der Hut begann zu überlegen.

»Slytherin!«, rief er dann aus, nach einer Zeit, die Elizabeth wie tausend und eine Nacht vorgekommen war. Der Tisch ganz links in er Halle brach in ein ohrenbetäubendes Jubeln aus, das von den Wänden der Halle zurückgeworfen wurde. Der Hut wurde ihr wieder abgenommen, sie lief im selben Gang wie zuvor auf den Tisch zu.

Und dort saß er, ein Zweitklässler, den die neue Slytherin allzu gut kannte. Tom Riddles Gesichtsausdruck war undefinierbar, als er sie kurz musterte und sich dann wieder dem blanken Holz des Tisches zuwandte, als kannte er Elizabeth, die wahrscheinlich einzige Freundin, wenn man das so nennen konnte, die er je gehabt hatte, nicht.

Dusk of ShadowWhere stories live. Discover now