"Jared. Du hast die kleine gehört. Dich geht nichts hier von etwas an." Provokant hob er seine Augenbrauen und lächelte Jared an.
Wir ignorierten ihn beide und ich ging noch einen Schritt auf Jared zu. Wir standen so nahe aneinander, dass ich seinen Atem spüren konnte. Ich brach meine Regel Nummer drei noch einmal und sah ihm tief in die Augen. Das hätte ich besser nicht tun sollen.
Das Grün in ihnen strahlte so eine Unruhe aus, dass es mir kurz den Atem nahm.
"Also bist du hier, um mich vor ihm zu retten? Mich vor ihm zu warnen?", flüsterte ich belustigt und schüttelte den Kopf.
"Richtig erkannt", flüsterte er zurück.
"Warum tust du so, als würdest du dich interessieren? Du hast selbst gesagt, es wäre dir egal wenn ich vergewaltigt oder ermordet werde." Ich stemmte meine Hände in die Hüfte und sah ihn fragend an.
"Du weißt ganz genau, dass ich das nur aus Wut gesagt habe. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir was wegen mir passieren würde." Er ging einen Schritt auf mich zu, so dass wir wirklich Brust an Brust standen und ich meinen Kopf anheben musste, um ihn zu sehen.
"Wegen dir?", fragte ich verwirrt.
"Ja..", gab er zu und ließ die Schultern sinken. "Ich habe dich da rein gezogen. Ohne mich würdest du Typen wie Vince oder Eliah nicht einmal kennen." Mit seiner Handfläche wischte er über sein Gesicht und gab einen verzweifelten Laut von sich. "Warum bist du ausgerechnet hier hin gezogen? Warum bist gerade du in mein fucking Leben gestolpert?"
Langsam schüttelte ich den Kopf. "Du bist nicht verantwortlich für mich. Kein bisschen sogar. Ich gehöre dir nicht. Tu mir einen Gefallen und lass mich einfach in Ruhe."
"Den Gefallen tu ich dir liebend gerne, aber erst wenn ich dich nach Hause gebracht habe", brachte Jared zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er nahm mein Handgelenk und wollte mich zum Ausgang ziehen, doch ich leistete Widerstand.
"Vergiss es - ich brauche noch etwas von Vince!"
Er ließ mich los, als hätte er sich verbrannt. Sein Blick durchstach mich wie scharfe Messerklingen.
In seinem Blick lag aber auch noch etwas anderes - Ekel. Als würde er mich verabscheuen.
Mit schnellen Schritten ging er auf Vince los, der noch auf seinem Barhocker saß. Er drehte ihn zu sich und zog ihn am seinen Kragen zu sich herauf. "Was willst du ihr geben?", fragte Jared und konnte seine Aggression kaum verbergen. "Was gibst du ihr? MDMA? Koks?"
Vince hob beschwichtigend seine Arme. "Keine Sorge, Bro." Ein dreckiges Lachen entwich seinen Lippen. “Es geht nicht um Drogen. Es geht um das hier." Er zeigte ihm den Brief.
Fragend blickte er erst ihn und dann mich an. Vor Verzweiflung stöhnte ich laut auf und fuhr mir durch meine Haare. "Jared, lass das meine Sorge sein", sagte ich und ließ meine Schultern sinken. Dann ging ich auf die Beiden zu.
Ich wollte nicht, dass er auch noch von diesem Brief erfuhr. Schlimm genug, dass Vince ihn bei sich trug.
Die Barkeeperin stellte den Tequila genau zur Richtigen Zeit auf die Theke, so dass meine Finger schnell nach ihm griffen und ich ihn über Vince' selbstgefälliges Grinsen ergossen.
Dieser rieb sich dann mit verzogener Fratze die geschlossenen Augenlider und schüttelte langsam den Kopf. "Das war ein Fehler, Kleine."
Meine Augen brannten wahrscheinlich genau wie seine, aber aus einem anderen Grund. Ich würde den Brief nie wieder zu Gesicht bekommen. Das letzte bisschen, was meine Mom hinterlassen hatte, landete in den schmierigen Fingern eines Wichsers. Hätte Fiona ihn mir nie gegeben, wäre das nie passiert. Wie konnte ich das nur zu lassen?
Er packte mich am Hinterkopf und zog mich dicht zu sich heran, so dass sein alkoholisierter Atem meine Nase kitzelte. "Du wirst auf Knien um Gnade winseln, so sehr werde ich dich quälen. Du weißt nie, wann genug ist", flüsterte er so scharf, dass Tröpfchen seiner Speichel mich trafen.
"Fass sie nicht an", zischte Jared und umgriff das Handgelenk von Vince, dessen Hand tief in meinen Haarschopf vergraben war.
"Oder was?", lachte Vince.
"Oder ich werde dir deine hässliche Nase noch einmal brechen", knurrte Jared.
Vince war klug genug, mich los zu lassen. "Komm doch", sagte er und ein wildes Funkeln lag in seinen Augen.
"Glaub mir, das willst du nicht", erwiderte Jared und kniff seine Augen leicht zusammen. Dann richtete er sich an mich. "Carmen, zisch ab."
Ich antwortete nicht, weil ich wusste, dass es zwecklos war, jetzt mit ihm zu diskutieren. Dennoch rührte ich mich nicht von der Stelle.
Jared raufte sich sein dunkles Haar und sah sich dann um. "Carmen", zischte er und funkelte mich an. "Sonst gehe ich persönlich zur Security und erzähle denen, dass du erst 17 bist. Dann werden die dich hier raus tragen, wenn es sein muss."
Ich biss mir auf die Unterlippe und ballte meine Hände zu Fäusten. "Warum ich in dein Leben gestolpert bin?", griff ich seine Frage von eben auf. "Es sollte wohl eher lauten, warum du dich immer wieder in meines einmischst."
Dann machte ich auf den Absatz kehrt und verließ die Bar. Denn das letzte, was ich in meiner Situation brauchte, war, dass Polizisten mich nach Hause brachten.
Gerade noch war ich voller Adrenalin, doch ich spürte, wie jeder Schritt meinen Körper herunterfuhr und jegliche Energie mich verließ. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, wann ich zu letzt geschlafen hatte, aber es war sehr lange her. Gefühlt ein Jahrhundert, doch in der Realität vielleicht 38 Stunden.
Ich sah Jared's schwarzen Mustang direkt vor der Bar im Halteverbot parken und lehnte mich einfach dagegen.
Bis nach Hause würde ich es zu Fuß nicht mehr schaffen.
Ich spürte, wie mein Körper schwer wurde, meine Lider wie von selbst zu fielen und mein Oberkörper auf seine Motorhaube sank.
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Catch me if I fall
Chick-LitAbgeschlossen ✔️ Er verachtet sie. Er schmeckt sie. Er stürzt sie in den Abgrund. Sie fällt. Wir lagen auf den Rücken und brauchten nichts zu sagen. Ich glaubte, genau das brauchte er gerade - und ich konnte klar verstehen, wieso. Was immer ihn bedr...
I'm Not Yours
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