Please Don't Drop Me Home

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"Es gibt da ein paar Dinge, die mir Sorgen bereiten", sagte er mit in Falten gelegter Stirn. Er setzte den glühenden Joint am Mundwinkel an und zog daran. "Aber Angst?" Er schüttelte den Kopf und pustete den Rauch aus. "Nein."

Natürlich nicht. Er war ja viel zu cool, um Angst zu fühlen.

"Welche Dinge bereiten dir Sorgen?", fragte ich und musste an das Gespräch auf dem Hochhausdach denken - und darüber, was ihn so aufgebracht hatte. Wahrscheinlich war das nur ein Bruchteil der Dinge, die ihn belasteten.

Er schüttelte leicht den Kopf, die Stirn in Falten gelegt. "Mein leiblicher Bruder verhält sich verdächtiger als sonst schon. Mein Adoptivbruder ist mit seiner Perle durchgebrannt. Megan und Hank lassen ihre schlechte Laune an mir aus. Die Uni läuft scheiße. Aber sonst..."

Er zuckte mit den Achseln und paffte wieder genüsslich an seinem Joint. Für einen kurzen Moment wünschte ich mir, ich wäre dieser Joint.

"Zu wissen, dass Drake sich mit so einer mageren Textnachricht verpissen kann, ist schon hart. Klar, wir hatten immer wieder Krach - doch wir waren immer Bros."

"Tja", sagte ich und zog die Augenbrauen hoch. "Vielleicht hat er einfach Angst, dass du noch einmal..." seine Freundin knallst. Ich konnte den Satz nicht zu Ende aussprechen. Es war, als würde ich uns beide nur damit bestrafen.

Jared schnalzte mit der Zunge und sah mich bitter von der Seite an. "Es ist nicht so, als wäre er ein Unschuldslamm. Auch er hat mich hintergangen."

"Wie denn? Du hast doch selbst gesagt du gehst keine festen Beziehungen ein."

"Du musst nicht alles wissen, Carmen."

Erst war ich erschrocken von seiner kühlen Antwort. Aber war doch eigentlich klar. Ich wusste noch immer so gut wie nichts über ihn. Und dass ich gerade meine Kindheitserinnerungen vor ihm offenbarte, ließ mich plötzlich nackt erscheinen. Ich umarmte meine Knie und legte mein Kinn auf sie ab.

Er reichte mir den Joint, doch ich schüttelte abwehrend den Kopf. Nur weil ich einmal mit ihm gekifft hatte, bedeutete das lange nicht, dass ich das jetzt jeden Tag machen musste.

Eine Weile sagten wir gar nichts. Wir saßen schweigend nebeneinander, während Jared ab und an am Joint zog und den nebligen Rauch in den grauen Himmel blies.

Als ich ihn von der Seite ansah, war sein Blick auf die rauschenden Wellen vor uns gerichtet. Die kleinen, roten Äderchen in seinen rosa unterlaufenen Augen waren deutlich sichtbar. Das Grün in ihnen wirkte dadurch irgendwie schöner als sonst.

"Möchtest du mal so richtig dicht sein?", fragte er mich mit leicht zusammen gekniffenen Augen.

Ein Lächeln bildete sich wie von selbst auf meinen Lippen, ohne, dass ich was dagegen tun konnte.

Jareds Mundwinkel zuckte. "Ist das ein Ja?", fragte er.

Ich nickte, auch wenn ich nicht wusste, was er vorhatte. Wenn es zu weit ging, konnte ich meine Meinung ja immer noch ändern.

Er rückte näher an mich heran. Unsere Finger, die leicht beim Abstützen im Sand versanken, berührten sich leicht.

"Das einzige, was du tun musst, ist tief einatmen", sagte er ruhig. "Ich gebe dir 'nen Shot." Er schnippte die Asche vom Joint, die der Wind davon trug.

"Einen Shot?", fragte ich verwirrt.

Er nickte nur und steckte das glimmende Ende des fast aufgerauchten Joint zwischen seine Zähne. So, dass das Ende, an dem man normalerweise zog, zwischen seinen Lippen herausguckte. Sein Gesicht näherte sich meinem. Mein Herz raste so schnell, wie die Flügelschläge eines Kolibri. Vielleicht aus Nervosität vor dem, was gleich passierte. Vielleicht aber auch, weil er mir wieder so nahe war. So nah, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. So nah, dass der würzige und intensive Duft von Cannabis in meine Nase stieg.

Catch me if I fallМесто, где живут истории. Откройте их для себя