Ich wusch mir das Gesicht, kämmte mit meinen Fingern mein widerspenstiges Haar, nahm das Haargummi von meinem Handgelenk und band damit einen Zopf. Nun sah ich etwas frischer aus - wie ein Zombie, der sich bemühte.
„Ciao", sagte ich, als ich am Türrahmen zu Jareds Zimmer stand und wollte gerade gehen. Da legte Jared sofort seinen Controller beiseite und stand auf.
„Ich bringe dich", sagte er und nahm die Autoschlüssel von der Fensterbank.
Wir fuhren knapp 10 Minuten, bis wir bei mir vor der Haustür ankamen. Ich sah das Flurlicht in der Glasscheibe der Tür brennen und ebenso stand Drews Mercedes vor der Tür. Innerlich versteifte ich mich auf meinen Sitz.
„Carmen?" Fragend sah er mich an.Dies weckte mich aus meiner Trance.
„Danke", sagte ich und schüttelte schnell den Kopf. „Ich gebe dir sofort Spritgeld - du kutschierst mich so oft und ich habe dir noch nichts davon zurück gegeben."
Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte schnell den Kopf. „Wenn ich es nicht wollte, hätte ich es nicht getan."
Ich wollte widersprechen, doch gewann er vor mir wieder das Wort. „Es war heute schön mit dir." Er lächelte mich an. "Es tut mir leid. Das war unverantwortlich von mir, dir einen Shot zu geben. Ich dachte -"
„Ja, es war schön", unterbrach ich ihn. Meine Panikattacke war nicht seine Schuld. Ich hätte jederzeit ablehnen können. "Mach dir keinen Kopf. Es geht mir schon besser."
Ich starrte etwas zu lang auf seine vollen Lippen. Mein Herz reagierte mit zu schnellen Schlägen und in mir wurde alles ganz flatterig. Ich hatte Sehnsucht danach, meine Lippen wieder auf seine zu legen, ihn zu schmecken. Auch er blickte auf meine Lippen. Dann sah er mir mit undefinierbaren Blick in die Augen - mit einem Blick, der so tief war, dass man darin ertrinken konnte. Dieser Blick war mir nicht mehr fremd... Sein Gesicht näherte sich meinem und mir wurde schwindelig bei seiner Nähe, seinem Duft.
Aus dem Augenwinkel vernahm ich, dass ich die Haustür öffnete mein Stiefvater heraus trat. Ich schreckte zurück und zerstörte den Moment.
Drews schnellen Schritte, die sich aufs Auto zu bewegten, machten mir Angst. Er klopfte an Jareds Scheibe, sodass auch dieser ihn bemerkte. Jared öffnete seine Tür sofort.
„Guten Abend Mr. Sanders. Ich bringe Ihnen Ihre Stieftochter vorbei", sagte er äußerst respektvoll. Gott sei Dank hatte er Stieftochter gesagt.
Drew schien ihn zu ignorieren. Sein Blick galt nur mir. Ich konnte in seinem Blick Wut und Hass ablesen und biss mir in die Innenseite meiner Wange, um nicht durchzudrehen. „Ich habe mir Sorgen gemacht, Carmen. Du weißt doch, wann du Zuhause sein musst." Seine Augenbrauen kräuselten sich, als hätte er sich wirklich Sorgen gemacht. Jetzt tat er so scheinheilig, aber wenn Jared weg fuhr, würde ich wieder seine Gewalt zu spüren bekommen.
Ich verdrehte die Augen, um bei Jared nicht den Verdacht zu wecken, dass etwas zwischen mir und meinem Stiefvater nicht stimmte. „Schon gut. Ich komme schon." Ich stieg aus dem Auto, sagte „Ciao und danke fürs bringen!" und schlug winkend die Tür hinter mir zu, ehe er antworten konnte.
„Ich bin nicht fertig mit dir", nuschelte Drew zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Er ging vor mir ins Haus und schloss die Tür hinter mir.
„Was habt ihr getrieben?", fragte er mit verschränkten Armen und bitterbösem Blick.
"Nichts. Wir haben zusammen für die Uni gelernt, mehr nicht", sagte ich kleinlich und hob verteidigend die Hände.
„Du willst mich wohl verarschen", erwiderte er und mahlte seinen Kiefer. Seine Schritte kamen immer näher auf mich zu. Ich ging ein paar Schritte nach hinten, doch war er schneller und packte mich an der Schulter, um mich an sich heran zu ziehen. „Als ich dir gestern gesagt habe, dass du kein Wort mehr mit diesem Abschaum wechseln sollst, habe ich das ernst gemeint", zischte er bedrohlich zwischen seine Zähne. „Wie kommt es, dass du dich mir schon wieder widersetzt hast?"
Ich schüttelte schnell den Kopf und spürte, wie Tränen aus meinen Augen meine Wangen hinab fielen. Ich fühlte mich ausgelaugt, emotional am Ende.
"Ich weiß es nicht. Es tut mir so leid", wimmerte ich. Ich kam mir so hilflos und machtlos vor und wollte einfach zur Tür heraus und weg rennen.
Ich betete dafür, dass er mich diesmal in Ruhe lassen würde. Doch das tat er natürlich nicht. Nur wurde er ruhiger und kämmte mir mit seinen dicken Fingern durchs Haar. Mein Herz klopfte bis zum Hals und Panik drohte wieder in mir auszubrechen. Ich würde lieber seine Brutalität und Aggression spüren, als seine falsche Zärtlichkeit.
Bitte nicht. Nicht das.
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Catch me if I fall
ChickLitAbgeschlossen ✔️ Er verachtet sie. Er schmeckt sie. Er stürzt sie in den Abgrund. Sie fällt. Wir lagen auf den Rücken und brauchten nichts zu sagen. Ich glaubte, genau das brauchte er gerade - und ich konnte klar verstehen, wieso. Was immer ihn bedr...
Please Don't Drop Me Home
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