Please Don't Drop Me Home

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Es brauchte einige Minuten, bis ich wieder zu mir kam. Es wirkte wie ein Wunder auf mich. Ich konnte mich seinem Herzschlag anpassen, als wäre es mein eigener und das ließ mich ihm näher denn je fühlen. Jared sagte nichts und war geduldig mit mir. Er gab mir die Zeit, die ich brauchte, ohne mich zu hetzen oder unter Druck zu setzen.

„Es geht mir wieder besser", sagte ich. Der Horrorfilm war vorbei. Keine Gedanken, die mich besaßen. Keine Atemnot. Das einzige, was von mir übrig blieb, war das Gefühl, das ich benebelt und mein Kopf Matsch war.

„Komm mit", sagte er, als er sich erhob. Er hielt mir seine Hand entgegen und als ich sie ergriff, zog er mich hoch. Er ließ nicht los, als ich stand. Er ging mit mir - Hand in Hand - zurück zum Parkplatz. Das warme Kribbeln im Bauch und in den Knien verstärkte nur meinen benommenen Zustand.

"Wohin?", fragte ich. Alles, nur nicht nach Hause. Drew würde mich umbringen, wenn er mich so sehen würde.

„Zu mir", sagte er im bestimmten Ton.

Ich ließ mich widerstandslos zu seinem Auto führen. Er hielt mir ganz Gentleman-Like die Tür auf. Mir fielen meine Nassen Schuhe und meine mit Wasser durchtränkten Jeans auf, die voll mit Sand kleben. „Mache ich so dein Auto nicht dreckig?", fragte ich und sah ihn zweifelhaft an.

Er schüttelte den Kopf. „Damit kann ich leben." Er knallte gelassen die Tür zu und stieg auf den Fahrersitz. Das Auto surrte still beim fahren und das Radio war stumm. Ich sah aus dem Fenster einen Schwarm Vögel über den Nadelbäumen herfliegen. All das beruhigte mich. Am meisten beruhigte mich, dass Jared bei mir war. Bei ihm würde ich mich selbst sicher fühlen, wenn ich am sterben war. Ich konnte ihm vertrauen, mich bei ihm fallen lassen. Und er das gleiche auch bei mir. Die Panikattacke hatte mich so mitgenommen, dass ich erschöpft ein den Autositz zurück sank und meine Lider sich schlossen.

Als ich die Augen aufschlug, fand ich mich in einem abgedunkelten Zimmer wieder. Die Rolladen waren fast ganz unten und auch durch die kleinen Rillen drang kein Licht. Es musste schon spät gewesen sein. Im Schatten erkannte ich ein Regal, auf dem einzelne Pokale und Trophäen im trüben Licht des flimmernden Fernseher-Bildschirm glänzten. Basketball, sein Hobby. Er hatte mir erzählt, dass Drew auf der High School sein Trainer gewesen ist und er sein Team zu vielen Siegen verholfen hatte.

War ich allein? Nein. Ich nahm schwache Geräusche eines Games wahr - so leise, beinahe tonlos. Ich blickte auf dem Platz neben mir. Jared lag da in einer schwarzen Jogginghose und einem dazu passenden Hoodie. Er hielt einen Controller in der Hand und starrte gebannt auf den Plasmabildschirm, der direkt an der gegenüberliegenden Wand hing.

Erschrocken richtete ich mich auf. „Wie spät ist es?" Trotz des Schlafes -oder gerade deshalb - fühlte ich mich wie ein Zombie.

„Acht", sagte er knapp. Acht?! Ich musste seit drei Stunden schon Zuhause sein. Mein Vormund würdemich umbringen. Wieso hatte er mich nicht geweckt? Es konnte doch nicht sein, dass es schon acht Uhr war. Ich hatte nie Im Leben länger als vier Stunden bei ihm geschlafen. Ich ging im Kopf schon die verschiedenen Ausreden durch, die ich Drew auftischen würde. Ich spürte Hitze an den Wangen und hoffte, dass ich nicht kirschrot aussah. „Im Ernst, du hättest mich einfach wecken sollen", sagte ich aufgebracht.

„Ich hab's versucht, Carmen. Du hast geschlafen wie ein Stein. Keine Sorge, dein Vater wird dich schon nicht umbringen." Oh, da kennst du ihn schlecht, Jared.

"Stiefvater", korrigierte ich zischend und ballte meine Hände zu Fäusten. Ich schüttelte darauf hin schnell den Kopf und raffte mich vom Bett auf. „Wo ist hier das Bad?"

„Direkt rechts", sagte er und nickte in die Richtung.

Ich ging aus dem Zimmer und öffnete direkt die erste Tür daneben, auf der Bad in goldenen Buchstaben stand. Die Fliesen des Bades waren aus edlem Grün. Mit meinen Socken rutschte ich fast auf der Glätte des Bodens aus. Ich blickte direkt in den riesigen Spiegel mit Gold verziertem Rahmen. Ich fühlte mich nicht nur wie ein Zombie, sondern sah auch noch wie einer aus. Dicke, rosa unterlaufene Ringe hingen unter Meinen Augen und ungekämmtes, verknotetes Haar umrahmte mein Gesicht. Meine Haut war blass und meine Lippen unnatürlich rot.

Catch me if I fallWhere stories live. Discover now