I can't handle to see your face

2.2K 113 10
                                    


Brooke

Als ich mich irgendwann dazu gezwungen kriege nicht mehr zu weinen, schlurfe ich ins Bad. Als ich in den Spiegel sehe, kriege ich einen Schock. Meine Augen sind blutunterlaufen und rot. Mein Gesicht ist blass und mein Mascara hat Spuren auf meinem Gesicht hinterlassen, wie die farbigen Murmeln, die man im Kindergarten über ein Blatt gerollt hat. In Windeseile versuche ich aus Frankenstein einen Menschen zu machen, was mir auch relativ gut gelingt. Als ich fertig bin, stütze ich mich tief durchatmend am Waschbecken ab und spreche mir selbst Mut zu. Du schaffst das. Sie hat dir den Laufpass gegeben. Sie will dich nicht, akzeptier das und lass die alte Brooke wieder frei. Sie ist nur irgend eine Frau. Sie ist nichts Besonderes! Vergiss sie und lass dir deinen Schmerz nicht anmerken!

Als ich unten ankomme, sind bereits viele da. Vanessa tritt direkt neben mich und fragt was los ist. "Nicht jetzt." sage ich leise und starre auf meine Sneakers um mich abzulenken. Wenn ich jetzt an sie denke muss ich wieder losheulen. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich weiß, dass sie in meiner Nähe ist. Trotzdem kann ich dem Drang widerstehen, sie anzusehen.

Die nächsten 3 Stunden verbringen wir mit einem Spaziergang an der Promenade. Als wir am bekannten Restaurant anhalten schnaufe ich verächtlich. Warum hab ich mich eigentlich für sie so eingesetzt? Ich hab nicht mal ein danke für die Racheaktion gegen Tom bekommen. Da sieht mans, sie ist undankbar. Und sie kann es auch jetzt nicht lassen mit allem und jedem zu flirten. Im Hotel wieder angekommen, verschwinden Vanessa und ich direkt in unser Zimmer. Kaum hat sie die Tür hinter sich geschlossen, nimmt sie mich schon in ihre Arme. Erst versuche ich sie von mir zu drücken, um nicht schwach zu werden, doch zu spät. Kraftlos lass ich mich in ihre Arme sinken und beginne erneut zu heulen. Warum tut Liebe so verdammt weh? Nachdem ich mich erneut beruhigt habe und schluchzend dazu komme, Vanessa von unserer "Trennung" zu erzählen, verzieht sie wütend ihr Gesicht. "Die lügt doch wie gedruckt!" schimpft sie und zieht mich auf die Beine. Fragend seh ich sie an, als sie mich zur Tür zieht. "Was hast du vor? Wir dürfen jetzt nicht mehr raus!" sage ich schnell und bleibe stehen. "Seit wann bist du so ein Spießer? Wie gehen jetzt zu den Jungs saufen! Alkohol wird dir jetzt am besten helfen können zu vergessen!" sagt sie und zieht mich dann komplett aus unserem Zimmer.

Bei den Jungs angekommen öffnen sie lallend die Tür. Ich trete an ihnen vorbei, schnappe Tom die Wodkaflasche aus der Hand und lass mich neben ihn an die Wand fallen. Dann nehme ich einen großen Schluck und genieße das brennen in meinem Hals. "Ich dachte du hasst mich?" fragt Tom skeptisch und greift wieder nach der Flasche, um einen Schluck zu nehmen. "Nop" hickse ich, "aber das heißt nicht, das ich dich leiden kann. Du hast immer noch meiner besten Freundin das Herz gebrochen!" ergänze ich und schnappe mir wieder die Flasche. "Der Punkt geht an dich" lacht er und boxt mir spielerisch auf die Schulter. Ich werfe ihm einen angepissten Blick zu und er rückt ein Stück weg.

"Wer hat Bock auf Wahrheit oder Pflicht?" fragt Daniel in die Gruppe und alle nicken zustimmend. Alle außer mir! Ich bin nur hier um zu saufen, aber leider gewinnt die Demokratie und ich werde gezwungen mit zu spielen, sonst darf ich nicht weiter trinken. 4 Jungs und 3 Mädchen...auf einer Klassenfahrt...besoffen...spielen Wahrheit oder Pflicht. Klingt nicht gut, ist es auch nicht! Aber was tut man nicht alles für Wodka. Nach einigen harmlosen Anfangsrunden kommen irgendwann die harten Aufgaben und Fragen. "Hattest du schon mal was mit einer Lehrkraft?" stellt Felix die Frage und blickt in Vanessas Richtung. Geschockt sehen wir uns an und ich bin so froh, dass ich nicht ausgewählt wurde. Wenn ich besoffen bin, bin ich schlecht im Lügen. "Nein." antwortet Vanessa simpel und sieht nun mich an. "Wahrheit oder Pflicht?" Fragt sie. Ich entscheide mich lieber für Pflicht, denn so eine Frage will ich echt nicht bekommen, auch wenn ich weiß, das Vanessa niemals eine Frage stellen würde, die mich auffliegen lässt. Allerdings ist sie auf andere Weise grausam. "Küsse Felix für 5 Sekunden...mit Zunge!" befiehlt sie. Ich rolle genervt die Augen. Echt jetzt? Einen Typen obwohl hier noch ein Weib anwesend ist? Ich ziehe Felix zu mir und bringe es schnell hinter mich, nur um danach angewidert meinen Mund mit meinem Ärmel abzuwischen. Das gibt Rache Vanessa, denke ich mir und blicke Tom fies grinsend an. "Wahrheit oder Pflicht?" Frage ich mit bösem Hintergedanken. "Wahrheit.... autsch PFLICHT!" Entscheidet er sich um nachdem ich ihn kneife. "Verschwinde mit Vanessa für 8 Runden im Badezimmer!" befehle ich und zwinker Vanessa zu, die beleidigt schnauft. Die beiden tun was ihnen befohlen wurde und verschwinden im Bad. Ich spiele so lange mit den anderen weiter und werde irgendwann von dem dritten Mädchen gefragt, ob sie mein Typ wäre dabei zwinkert sie vielsagend. "Nop! Für mich gibt's nur eine ..." fuck was hab ich da gerade gesagt? Ich wollte sie doch vergessen! Man verschwinde endlich aus meinem Kopf! Wir spielen einige Runden weiter und sind schon an der 8 Runden Grenze vorbei. Tom und Vanessa müssten längst zurück sein, aber dass wir sie beide laut stöhnen hören, lässt darauf schließen, dass wir nicht stören sollten. "In wen bist du verliebt?" fragt Justin, ein weiterer Junge, als ich mich für Wahrheit entscheide. Die Badezimmertür geht auf und eine verwuschelte Vanessa und ein grienender Tom kommen heraus. Ich nehme einen letzten Schluck vom Wodka und stehe dann auf. "Das ist mein Stichwort ich bin weg!" gebe ich, erleichtert und glücklich der Frage entkommen zu sein, von mir. Ich schnappe mir Vanessa und ziehe sie mit mir aus dem Zimmer. Im Gang treffen wir auf Izzy, die uns keines Blickes würdigt. An ihren verrutschten Kleidungstücken, ihren verwuschelten Haaren und angeschwollen Lippen kann ich sehen, das sie gerade Sex hatte. Mein Herz bricht erneut und eine Träne läuft mir die Wange runter. Der Ersatz hat sich aber schnell finden lassen. So leicht bin ich wohl zu ersetzen. Ich bringe die stockbesoffene Vanessa ins Bett und setze mich dann im Bad auf die Toilette. Der Wodka hat bei mir nicht wirklich gewirkt, was mich zum Fluchen bringt. Sie ist stärker als eh und je in meinem Kopf und der Gedanke, dass sie mich vielleicht wirklich nur als Sexobjekt gesehen hat, verstärkt sich. Erneut breche ich in Tränen aus, doch diesmal beruhige ich mich die gesamte Nacht nicht.

no way!Where stories live. Discover now