Wie jedes Jahr... [8/10]

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POV. GLP

Ich atmete kurz durch und wagte es dann um die Ecke zu schauen, was sich als schwerer Fehler herausstellte, da ich fast rückwärts die Treppe runtergeknallt wäre.

Mein Puls schien sich zu verdreifachen und ich verschwand wieder hinter der Ecke, wo ich mich instinktiv mit dem Rücken an die Wand drückte.

Drehte ich jetzt völlig durch und bildete mir schon Sachen ein?
Ich schaute erneut um die Ecke, aber er saß immer noch da.

Genauso wie vorher.
Ein Paket in seinen Armen, friedlich am schlafen.

Paluten saß vor meiner Tür.

„Etwas kleiner als du, braune kurze Haare, braune Augen und ein sehr hübsches Gesicht."

Das konnte doch nicht sein.
Mir schossen tausend Fragen in den Kopf, ich war viel zu überfordert und musste mich am Geländer abstützen um nicht umzukippen.

Wie hat er meine Wohnung gefunden?
War er heute nicht in Hamburg?
Warum war er hier?

Aber die größte Frage war: Was zur Hölle sollte ich jetzt tun?

Ich konnte ja schlecht hingehen und ihn wecken.
Also könnte ich schon, aber dann wüsste er wie ich aussah.
Aber ich wollte ihn doch treffen.
Aber das war viel zu unvorbereitet.

Oder sollte ich einfach wieder gehen und warten bis er geht?

Ich spielte nervös mit meinen Fingern und ging unruhig auf der Stufe hin und her.
Irgendwie muss ich in meine Wohnung kommen.

Ich musste wohl oder übel das Risiko eingehen ihn zu wecken und an ihm vorbeischleichen.

Leise, luftanhaltend und auf Zehenspitzen schlich ich ein paar Sekunden später langsam über den Gang der mich von meiner Tür trennte.
Dabei war mein Blick die ganze Zeit auf die schlafende Person gerichtet.

Wie konnte er mich nur finden?
Hat einer meiner Brüder ihm doch meine Adresse gegeben?

Nein, das würden sie nicht tun.
Aber ansonsten gibt es niemanden, der es ihm verraten hätte können.

Ich war nun fast an Patrick vorbei, als ich ihn leise im Schlaf murmeln hörte:„Manu, siehst du? Ich hab die Wette eingehalten..."
Ich blieb unbewusst stehen.

Wette?

Ich erinnerte mich an gestern.
Er meinte doch nicht die aus der Murder Runde vor einem Jahr?

War das der Grund warum er hier war?
Und war das der Kuchen?

Mein Blick wanderte zu dem Paket, was er selbst im schlafenden Zustand festhielt.
Aber er hatte doch gesagt, das wir nur so taten, als würde er mir den Kuchen schicken.

Warum hat er ihn nicht einfach per Post-

„Willst du mich nicht sehen?" ,murmelte er wieder und unterbrach meine Gedankengänge.

Die Aussage verletzte mich mehr als es sollte, auch wenn er das nur im Schlaf murmelte.
„Doch das will ich..." ,flüsterte ich und hielt mir danach die Hand vor den Mund.

Verdammt Manu halt die Fresse.
Verschwinde in deine Wohnung solange es noch geht.

Der braunäugige bewegte sich leicht im Schlaf und packte das Paket noch etwas fester, als wäre es das wertvollste der Welt.
Manu, lass dich nicht ablenken.

Ich setzte den nächsten Schritt Richtung Tür, stoppte aber wieder.
Ich wollte gehen, doch etwas in mir hielt mich zurück.

Ich konnte nicht mehr weitergehen.
Ich konnte auch nicht mehr wegsehen, war zu gefesselt von seinem Anblick.

Nein, eigentlich will ich garnicht gehen.
Ich will bei ihm bleiben.

Er sah aus wie ein kleiner Welpe, wie er so dasaß.
So wehrlos und unschuldig.
Einfach nur niedlich.

Mir fiel erst jetzt auf, wie unglaublich schön Patrick war.
Noch schöner als in seinen Videos.
Die ganzen vier Jahre hatte ich ihn nur durch einen Display gesehen, doch jetzt...

Ich hockte mich mit ca. 30 Zentimetern Abstand vor ihm hin.

Er war direkt vor mir.
Mein bester Freund und gleichzeitig die Person in die ich verliebt war, saß nun direkt vor mir.

Wie surreal konnte eine Situation denn bitte sein?
War das hier wirklich real?
Das konnte doch nicht sein.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, ich streckte meine Hand aus und berührte ganz leicht seine Wange.
Er war wirklich hier.

Er sah so friedlich aus, seine Haare hingen in seinem Gesicht, seine Gesichtszüge waren entspannt.
Paluten schlief einfach vor meiner Tür.

Scheiße was tu ich hier?
Ich zog rasch meine Hand zurück und verlor dabei das Gleichgewicht.

Natürlich fiel ich nicht nach hinten, so wie jeder Mensch der sich hingehockt hatte sondern nach vorne genau in Richtung des Braunhaarigen, was sich als ziemlich unvorteilhaft herausstellte.

Gerade eben hatte ich es noch geschafft mich mit beiden Händen knapp neben seinen Schultern abzustützen ohne ihn zu berühren.
Naja fast zumindest, da sich unsere Köpfe leicht trafen.

Das Licht im Flur ging aus und es wurde mit einem Mal stockdunkel, nur das schwache Licht, vor meiner Wohnungstür leuchtete flackernd, wodurch man aber trotzdem nicht viel mehr sehen konnte.

Mir wurde heiß und ich entfernte mich rasch wieder von ihm, naja so wirklich ging das nicht, das erfordert Schwung und dann würde ich auf meinem Hinterteil landen und es wäre etwas laut, aber weiter nach vorne um den Anschwung zu holen konnte ich auch nicht, weil da eben noch Patrick war.
Wieder mal eine ziemlich beschissene Situation.

Mit der Zeit wurde ich von seinem Geruch umnebelt und fuck, roch er gut.
Ich hätte nicht gedacht, das Menschen so gut riechen können.

Scheiße, ich drehe hier gleich durch, ich muss in meine Wohnung.
Irgendwie muss ich doch aufstehen können.

Auf einmal begann Palle sich die Augen zu reiben.

Nein, nein, nein, nein! Bitte sag er schläft noch, ist er von der Berührung unserer Köpfe wach geworden?
Ich betete im Stillen, dass er einfach noch am schlafen war und beschloss mich nicht zu bewegen.

Wenn er jetzt aufwachen würde wäre ich am Arsch.
Wie sollte ich das erklären?

Ich hocke hier im dunkeln, dicht vor ihm, kann nicht aufstehen und hab auch noch meine Hände neben seinen Schultern abgestützt.
Bitte Patrick Schlaf einfach weiter.
Tu mir den Gefallen, hörst du?

Gerade als ich dachte, dass er wirklich weiterschläft öffneten sich blinzelnd seine braunen Augen und er hob den Kopf.
Unsere Blicke trafen sich und ich meinte gleich sterben zu müssen.

So wie jedes Jahr...                                            |Kürbistumor Ff|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt