Eddie - (ES)

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Wie immer ist dieser Tag in dem kleinen Drogerieladen zum Langweilen, doch es ist besser, als Zuhause zu sitzen und noch mehr sinnlos durch die Gegend zu starren.
Hätte meine Mutter mir aber erzählt, dass Gretta Bowie auch hier ist, dann hätte ich diesem Ferienjob niemals zugesagt.

»Was geht, Zwerglon?«
Seufzend verdrehe ich die Augen, als ich wieder hinter die Theke laufe und mich auf den Stuhl neben sie setze.
Der Boden ist auch ein toller Sitzplatz, doch das gefällt dem Ladenbesitzer leider nicht.

»Willst du dir nicht Mal neue Spitznamen einfallen lasse? Oder reicht dein Vokabular dazu nicht aus.«
Sofort bereue ich meine Worte, als mich anfunkelt und im nächsten Moment vom Stuhl schubst.
»Du bist ein Zwerglon und das beleibt!«, sagt sie laut und wendet sich dann wieder ihrer Zeitschrift zu, während ich mich wiederaufrichte.

»Warum liegst du denn schon wieder auf dem Boden, Y/N? Mach dich lieber nützlich und sortiere das ein.«
Mr.Keene reicht mir einen mittelgroßen Karton mit verschieden Utensilien, während Gretta ihr Grinsen nicht versteckt.
Schnell beiße ich mir auf die Unterlippe und unterdrücke eine Szene, bevor meine Füße mich schon zu den Regalen tragen.

Die leise Klingel an der Tür ertönt und ich spähe vorsichtig ein Blick über das Regal, wobei meine Augen nur einen dunkelbraunen Schopf erfassen.
»Holst du wieder deine Tabletten, Eddie?«, höre ich Mr.Keene sagen.
Der Junge nickt, weshalb der Ladenbesitzer im Nebenraum verschwindet.

»Du weißt aber schon, dass das nur Placebos sind?«
Oh nein...Was hat diese Schlange vor?
»Was...Was sind denn Placebos?«
»Placebos sind ein Haufen Scheiße. Dämlicher Bockmist.«

Es wird ruhig zwischen den Beiden, bis Gretta auf den dicken Gips an seinem Arm deutet. »Keine Freunde, huh?«
»W-Was?«
»Dein Gips. Keine Unterschriften?«
»Ich will nicht, dass er dreckig wird«, murmelt Eddie zurückgeschreckt, was mir fast das Herz zerreißt.
»Ich schreibe etwas drauf, wenn du willst.«
Oh. Shit.

Zwar erkenne ich nur Eddies Hinterkopf, doch anscheinend hat sein Blick ein Ja ausgestrahlt, da Gretta plötzlich aufsteht, den Stift aus dem Halter nimmt und sich über die Theke lehnt.
Neugierig spähe ich zu ihnen herüber, bis ich beschließe, wieder zu ihnen zu gehen.

Gretta zieht sich mit einem triumphierenden Grinsen wieder auf ihren Stuhl zurück, als ich erkenne, was auf dem Gips steht.

Loser.

Wütend werfe ich dem Mädchen einen Blick zu, doch das juckt sie nicht im Geringsten.
Eddie hat den Blick gesenkt.

Als mir eine Idee kommt, nehme ich lächelnd den roten Stift aus dem Halter und lehne mich zu dem Jungen.
Überrascht hebt er beide Brauen und sieht verwirrt auf seinen Gips, während ich den Stift aufsetze und über das s ein v kritzle.

Lover.

Mit einem Lächeln mache ich einen Schritt zurück und betrachte mein Werk, wobei Eddie mir tief in die Augen sieht und ebenfalls gehobene Mundwinkel besitzt.
»Schon besser?«, hauche ich und stecke die Kappe wieder auf den Stift.

Mr.Keene kommt mit einer kleinen weißen Tüte zurück, schiebt mich weg und stellt sich vor den Jungen.
»Hier Eddie. Bis nächste Woche.«
»Danke.«, erwidert er, sieht jedoch noch einmal zu mir, bevor Eddie sich schmunzelnd umdreht und zur Tür läuft.

Mr.Keene sieht an die Uhr.
»Okay Mädels. Eure Schicht ist rum.«
Schon?
Anscheinend ist die Uhr kaputt, doch ich lasse mir das nicht zweimal sagen, schnappe mein Zeug und renne flink nach draußen.
Eddie ist noch nicht weit weg, weshalb ich lächelnd neben ihn laufe.
Erneut hebt er überrascht die Brauen.

»Wie ist das überhaupt passiert?«
Neugierig nicke ich in Richtung Gips.
Der Junge versteift sich, wobei mir sein nervöser Blick nicht entgeht.
»Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst.«, sage ich schnell und sehe ihn ein paar Minuten an.
»Ich bin übrigens Y/N.«
»Ich weiß.«
Doch sofort verflucht er sich für seine Worte, was mir ein erneutes Lächeln einbringt.
»Du sitzt in Geschichte zwei Reihen vor mir.«, murmelt Eddie und presst die Lippen ein wenig zusammen.
»Allerdings, das tue ich.«

Schweigen kehrt ein, in dem wir einfach nebeneinander die Straße entlang gehen.
Zögernd beobachte ich ihn aus dem Augenwinkel, als mein Blick wieder auf den Gips fällt.
»Hör nicht auf Gretta. Sie ist ein Idiot.«
Eddie sieht kurzzeitig zu mir, bevor er ebenfalls auf seinen Gips sieht.
»Ich weiß. Aber du...«
Er stockt, sieht mich einfach nur an und schluckt.
»Du hast mich gerettet.«
Meine Mundwinkel gehen in die Höhe.
»Und das werde ich auch erneut tun, wenn sie sich weiterhin so nervt.«
In Eddies Augen kann man die Dankbarkeit sofort erkennen.
Aber auch ein Hauch Schüchternheit.
»D-Danke.«
»Klar doch. Du hast es verdient, Eddie.«

Ein kurzes Lachen verlässt seine Lippen, bevor wir an der Kreuzung anhalten.
»Ich muss leider jetzt nach links.«, murmle ich und beobachte sein Gesicht.
»K-Klar.«
Nervös sieht er über die Straße, weshalb ich ihn an seinen Schultern packe und ihm einen Kuss auf die Wange drücke.
»Ich hoffe, wir sehen uns in den nächsten Tagen wieder, Lover.«

Und mit diesen Worten trennen sich unsere Wege.
Fürs erste.


























𝙉𝙚𝙭𝙩 : 𝙕𝙚𝙠𝙞 - 𝙁𝙖𝙘𝙠 𝙟𝙪 𝙂𝙤𝙚𝙝𝙩𝙚

𝐢𝐦𝐚𝐠𝐢𝐧𝐞𝐬حيث تعيش القصص. اكتشف الآن