Kapitel 7

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Ich hatte eine ganze Woche totzuschlagen. Dabei war ich so aufgeregt, dass ich am liebsten sofort begonnen hätte. Michael war noch einmal vorbei gekommen. Wir waren uns mit einem Mal völlig fremd geworden. Ich hatte nicht mehr das Bedürfnis ihn zufrieden stellen zu wollen. Aber ich wollte auch nicht im Streit mit ihm auseinander gehen.

„Bist du jetzt zufrieden?"

Er klang ziemlich sauer, wand aber seinen Blick ab.

„Michael, es war keine Entscheidung zwischen dir und der Karriere. Ich wollte beides haben, aber du bist einfach zu stur..."

„Es ist also meine Schuld, dass du plötzlich völlig durchdrehst?", unterbrach er mich schnell.

Seufzend faltete ich einen Karton auf, damit er seine Sachen darin verstauen konnte. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich die Wohnung behalten würde. Er flüchtete in den Schoß seiner Mutter, da war er bestimmt gut aufgehoben. Mit dem Job in der Redaktion hätte ich mir die Wohnung niemals alleine leisten können, aber mein zukünftiges Gehalt hatte sich mehr als verdreifacht. Sein Blick wurde wieder weich und er kam näher, zog mich am Ellbogen an sich.

„Oder hast du einfach nur Torschlusspanik? Also wegen der Hochzeit..."

Der Antrag hatte mir tatsächlich Angst gemacht, war aber nicht der Grund. Lip hatte mir einfach die Augen für eine Alternative geöffnet. Er hat mir an einem einzigen Tag gezeigt, dass es da noch mehr im Leben gab. Dass ich nur aus meiner Komfortzone heraustreten musste und mir offenbarte sich eine völlig neue Welt. Und nun war ich endlich bereit, sie auch zu entdecken.

„Das ist es nicht. Ich möchte nur einfach noch mehr vom Leben."

Michael nahm seine nach Farben sortierten Socken aus der Schublade und schlichtete sie genauso sorgfältig in den Karton.

„Ich bin dir also langweilig geworden."

Seine Stimme klang erstickt, aber er bemühte sich gleichgültig zu wirken.

„Das stimmt so nicht. Möchtest du nicht auch manchmal ausbrechen aus deinem verplanten Leben?"

Er sah mich verstört an, war zu gefangen in seinem selbsterbautem System. Vielleicht hatte er auch so jemanden nötig wie Lip um ihn wachzurütteln.

„Warum sollte ich? Ich begebe mich doch nicht unnötig in Risiken.", schüttelte er den Kopf.

„Du warst auch mal so. Aber das war dieser Frontsänger, habe ich Recht? Er hat dir diese Flausen in den Kopf gesetzt. Irgendwann wirst du merken, wie anstrengend so ein Leben ist und dann wirst du dir wünschen, du hättest mich nicht verlassen..."

Die Schubladen leerten sich langsam und es war ein seltsames Gefühl.

„Ich habe dich nicht verlassen und ich wünschte mir jetzt schon wir wären noch zusammen."

Ich hatte mich doch nicht von Grund auf geändert. Die Liebe zu Michael war noch da und seine Nähe tat mir gut. Bei so vielen Veränderungen hätte er mir gut getan. Er hätte meine Sicherheit sein können, mein vertrautes Zuhause.

„Dann nimm den Job nicht an!"

Sein Blick war hoffnungsvoll und er hielt in der Bewegung inne, als hoffte er darauf wieder alles auspacken zu können. Aber als ich meinen Kopf schüttelte, packte er seinen zusammengefalteten Karopyjama und warf ihn zu den Socken. Das war seine Art mir zu zeigen, wie sauer er war.

„Es tut mir leid. Ich wünschte nur du würdest mich verstehen..."

Michael fuhr herum, entgeistert blickte er mir in die Augen.

Rock it, DornröschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt