„Nein, gar nicht. Allerdings werde ich viel seltener interviewt als er. Ich kann mir schon vorstellen, dass das irgendwann echt nervt."

Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Es war bestimmt fürchterlich ständig im Mittelpunkt zu stehen und für alles Rechenschaft ablegen zu müssen.

„Zurück zu deinen Fragen. Die Band will natürlich so weitermachen. Wir genießen diese geile Zeit, die so viele Überraschungen für uns parat hat. In dieser Musik steckt unser Herzblut. Meine persönlichen Träume... Ich glaube eine Frau zu finden, die das alles mitmacht.", gab er schmunzelnd zu.

„Soll ich einen Aufruf starten?", fragte ich keck.

„Groupies hab ich genug." Jad rollte genervt mit seinen Augen. „Ich suche etwas Ernsthaftes."

„Was machen die Groupies?"

Neugierig stützte ich mich auf meinen Knien ab und beobachtete Jad, der ein wenig genervt aussah.

„Die anderen finden dieses übertriebene Anhimmeln ja noch toll. Zugegebenermaßen ich anfangs auch. Aber irgendwann nervt es. Sie haben eine bestimmte Vorstellung von dir und wollen deine Aufmerksamkeit. Und wenn man sich darauf einlässt, landet am nächsten Tag ein Beweisfoto in den sozialen Medien. Sie sind nicht wirklich an einem selbst interessiert, nur an... Ich weiß nicht was genau..."

„Du nimmst dir also nicht jede Frau mit aufs Zimmer?", fragte ich neugierig.

Jad lachte auf und hielt sich die Hand vor den Mund.

„Manchmal schon.", gab er peinlich gerührt zu. „Ich bin schließlich auch nur ein Mann."

Lachend schüttelte ich den Kopf. Sie waren schon ein wenig speziell, aber durchaus amüsant. Jad strich sich seine Strähne aus dem Gesicht, trank einen Schluck Wasser und lehnte sich wieder zurück.

„Wolltest du schon immer Rockstar werden?"

„Nein. Ganz bestimmt nicht. Ich liebe die Musik, aber ich wollte nie im Rampenlicht stehen. Lip hat mir beigebracht mit dem Lampenfieber umzugehen."

Ich konnte mir vorstellen wie und rümpfte die Nase. Jad beäugte mich neugierig.

„Was?"

„Ich kenne seine Methode mit Lampenfieber umzugehen."

Dabei rollte ich mit den Augen, lies meinen Kopf aber gesenkt.

„Wirklich? Das erzählt er sonst keinem... Oder was hat er dir erzählt?"

Er klang ein wenig skeptisch, als ich rot wurde, fiel er in schallendes Gelächter.

„Er hat dir das mit dem Sex weisgemacht, oder?"

Jad klatschte sich auf den Oberschenkel und sein Oberkörper bebte vor Lachen. Ich kam mir furchtbar dumm vor. Das klang doch gar nicht so abwegig.

Plötzlich fragte ich mich, was noch alles gelogen war. Hatte Lip überhaupt irgendetwas wahrheitsgemäße beantwortet?

„Sorry. Das ist Teil seiner Anmache. Aber ich kann es dir dennoch nicht verraten. Das bleibt unser Geheimnis."

Jad hielt sich wieder die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken.

„Danke Jad, für deine Zeit. Ich denke, ich habe genug. Ich beginne morgen früh um acht. Vielleicht könntest du Nik Bescheid geben?"

„Ja, klar. War nett mit dir. Willst du mit uns zu Abend essen?"

Ich verneinte, denn ich brauchte wirklich ein wenig Ruhe. Auf meinem Zimmer angekommen, ließ ich mir mein Abendessen kommen, telefonierte noch einmal kurz mit Michael und entspannte mich schließlich in der freistehenden Badewanne. So sehr ich auch versuchte, dass ganze Ambiente zu genießen, so sehr lenkten mich Jads Worte auch ab. Ich musste Lip darauf ansprechen oder könnte ich das ganze Interview allein mit Jad machen? Er war ein angenehmer Gesprächspartner.

Rock it, DornröschenWhere stories live. Discover now