abendliche Zweifel

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Wilma und Fin sitzen spät Abends, zu einer Geburtstagsfeier, etwas abseits von den anderen, auf einer Gartenbank und schauen einfach nur so in den Himmel. 

Sie hebt einen Arm und zeigt nach oben, und obwohl er genau neben ihr sitzt und in die selbe Richtung schaut, versteht er nicht wo hin sie zeigt und warum sie sagt: "Vielleicht stirbt der."

"Wer?", fragt Fin. Wilma rückt mit ihrem Arm den sie hochhält noch näher "Siehst du diesen einen hellen Stern da, der so flackert?"

"Das ist Venus.", erklärt er ihr. "Achso.", sie schluckt. Er sieht sie an "Sag mal weinst du?". "Nein, jetzt nichtmehr, Venus kann doch nicht sterben, oder?"

"Oh.. äh, nein ich glaube nicht.". Jetzt fragt er sich, ob Wilma wohl angetrunken-melancholisch ist. Aber wahrscheinlich ist sie einfach nur melancholisch, ganz von alleine.

"Stell dir vor ein Stern stirbt und niemand guckt gerade hoch.", sagt sie

"Das ist sehr unwahrscheinlich.", sagt er 

"Ich weiss, trotzdem." 

"Die Sterne sind so viele Lichtjahre entfernt, wenn wir ihn jetzt sterben sehen, ist er schon seit Jahr Millionen tot." 

"Trotzdem."

Er mochte es, wie sie 'trotzdem' sagte. Er mochte ihre kindische naive Art, auch wenn er wusste dass es nur ihr Weg war, mit den eigentlich so ernsten Gedanken umzugehen, die sie ansonsten hatte. Wilma war gar nicht so verrückt wie sie manchmal redete, doch es machte ihr halt Spass.

Sie liebte das Leben sehr. Und wollte maximal vom Leben zurückgeliebt werden. Das erreichte sie, indem sie selbst immer damit anfing, jede Menge Liebe zu verbreiten. 

Er liebte einfach nur sie. Und manchmal hatte er Angst, dass er das Leben nicht genug liebte. Nicht genug, damit die ihn als lebensliebenden Menschen so sehr liebte wie das Leben selbst. 

Das klang ziemlich kompliziert. Wenn er versuchte es zu vereinfachen war er meist kurz davor zu sagen: Er war eifersüchtig auf das Leben. Denn es machte sie vielleicht glücklicher, als er es konnte.

Er guckt sie jetzt an, wie sie das Universum betrachtet. Und ist nun auch etwas eifersüchtig auf das Universum. Aber nicht auf so eine zickige, sondern eher auf eine besorgte Art. Vielleicht verliert er sie ja bereits, ohne es zu bemerken. Er sitzt also neben ihr, und zweifelt vor sich hin, ohne dass sie es weiss. Aber vielleicht spürt sie es ja. Denn plötzlich lehnt sie sich an ihm an, guckt immernoch ins Universum, aber lehnt sich dabei an ihm an, sodass er lächeln muss.


Sudepi. (H.)Onde as histórias ganham vida. Descobre agora