Kapitel 4

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Ein Raum mit Selbstbedienung, mehr war der Speisesaal nicht. Wie auch die Lobby passte kein Möbelstück zum Anderen. Meine neue Freundin schob mich auf einen großen Ledersessel zu, drückte mich hinein und hielt mir kurz danach einen Teller mit Essen darauf vor die Nase. Während ich mir undefinierbares Fleisch in den Mund schob, stellte mir Mila eine Person nach der anderen vor. Ein Junge mit extrem blasser Haut, als hätte er noch nie die Sonne erblickt, der Sean hieß, zusammen mit seiner kleinen Freundin, die mich stark an einen Fuchs erinnerte und Ophelia hieß. Und ich werde mich jetzt soweit aus dem Fester lehnen, um zu behaupten, dass sie mich nicht leiden konnte. Sobald Sean mich ansprach, drückte sie sich an ihn und säuselte ihm irgendwas ins Ohr, woraufhin er nur die Augen verdrehte und Ophelia beleidigt wegging, nur um Minuten später wieder an seiner Seite zu stehen und dieselbe Aktion wieder zu probieren. Irgendwann wurde es dem Jungen scheinbar zu bunt und er drehte sich zu ihr um.

„Könntest du mich jetzt mal in Ruhe lassen?", meinte er aufgebracht.

„Aber Sean. Wir wollten doch noch...", schnurrte sie, wurde aber von ihrem aufgebrachten Freund unterbrochen.

„Ich. Ich wollte mich gerade unterhalten. Geh alleine, ich habe nie gesagt, dass ich mit dir mitkomme. Es ist deine Aufgabe, also mach es auch alleine." Scharf zog das rothaarige Mädchen die Luft ein, warf mir einen letzten erbosten Blick zu und verließ erhobenen Hauptes den Speisesaal. Sean seufzte.

„Dieses Mädchen.", murmelte er und sah mich entschuldigend an. „Sorry für das eben."

Ich wedelte abwehrend mit der Hand. Es war nicht so, dass ich das Mädchen nicht verstand. Sean war, zum einen, auf eine merkwürdige Art und Weise einfach hübsch. Mein Typ war er nicht unbedingt. Mit seinem lilafarbenen, ansatzweisen Irokesenschnitt und seinen ebenso lila Augen hatte ich das Gefühl, er wäre geradewegs aus einem Sci-Fi-Comic entsprungen. Zum anderen war er aber auch freundlich und zuvorkommend. Anders als der Rest der im Speisesaal Sitzenden, behandelte er mich nämlich nicht wie eine Massenattraktion.

Sean und ich redeten noch etwas, eigentlich fragte er mich dasselbe wie Mila, jedoch nicht so schnell hintereinander, dann entschuldigte er sich mit einem Lächeln und meinte, dass er Ophelia suchen müsse, die sicher irgendwo schmollend saß. Ich winkte ihm zum Abschied.

Ich hatte alles, was auf meinem Teller gewesen war, aufgegessen und überlegte, ob ich mir eine zweite Portion holen sollte, als sich neben mir jemand niederließ.

„Und? Wie findest du es hier?", fragte mich eine mir nur zu gut bekannte Stimme.

„Mit Grabschern rede ich nicht." Genervt schnalzte Feril mit der Zunge. Ich sah ihn von der Seite an.

„Es tut mir leid?"

„Entschuldigungen sollten nicht klingen wie eine Frage.", lachte ich angesichts des niedlichen Gesichtsausdrucks, den er gerade machte. Ich verzeihe dir das, weil du mich gerade so dermaßen an einen Welpen erinnerst, dachte ich. Feril strahlte mich an und deutete dann auf meinen Teller.

„Nachschlag?"

„Bitte." Ich sah ihn flehend an.

„Dann kommst du aber mit. Ich bringe dir nicht jedes Mal was zu futtern, wenn du schreist."

„Ay ay, Captain." Ich salutierte scherzhaft und kletterte von dem Sessel. Feril nahm den Teller und ging zum Buffet, während ich hinter ihm herlief. Er hatte sich umgezogen. Ein schwarzer Pullover und eine schwarze Jogginshose. Schick, dachte ich.

„Danke.", meinte der Junge. „Dein Kleid steht dir auch." Vielen Dank.

Es machte mir zunehmend Spaß, mich mit Feril auf diese Weise zu unterhalten.

Agor - Der AnfangWhere stories live. Discover now