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Da Yeeun ja anscheinend heute schon die Nachhilfe bekommt, werde ich mich irgendwie beeilen müssen, einen Plan auszuhecken...
,,Taehyung? Bist du da drin?" Ich höre wie der Besitzer dieser bestimmten Stimme in den Raum - oder auch einfach die Jungs Toiletten - tritt. Stumm trete ich gegen die Kabinentür, in welcher ich mich vor einer halben Stunde ungefähr eingeschlossen habe. Er klopft nochmal gegen diese und bittet mich darum aufzumachen. Zwar kämpfe ich erst sehr mit mir, schließe dann aber doch auf. Mit kaltem Blick, sehe ich zu ihm hoch. ,,Wieso kannst du mich nicht leiden? Und selbst wenn, das ist doch zu schade für deine Noten. Es macht dir alles kaputt." Er hockt sich besorgt zu mir runter. Wieso macht er sich überhaupt Sorgen um mich? Es ist mein Leben. Ohne zu antworten wende ich stur den Blick ab. ,,Tu nicht so, wenn du nicht ein Gespräch gewollt hättest, hättest du nicht aufgeschlossen. Also red. Rede mit mir, komm schon." Mit müden Augen drehe ich meinen Kopf wieder zu ihm. Was erwartet er denn jetzt? Danke für Ihr Verständnis? Sie retten mein Leben? Sie sind ein Held? Er zerstört mein Leben doch. Wenn er nicht da wäre, säße ich jetzt im Unterricht. Jedes Mal wenn ich in seiner Nähe bin, staut sich dieses Gefühlschaos in mir auf. Ich will hier nicht sein! Ich wollte schon längst meinen Abschluss haben, aber ich war ja zu doof dafür. Ich hab kiffend in ner Gasse gehockt, und jetzt sitze ich hier... Hals über Kopf in diesen Mann vor mir verliebt und könnte mir selbst den Galgen geben.

Er merkt dass etwas mit mir nicht stimmt. Das weiß ich. Um andere Schüler kümmert er sich auch nicht so. ,,Okay, du bist natürlich nicht dazu gezwungen mit mir zu reden, aber falls du es doch irgendwann mal willst... Oder mir überhaupt noch leiden kannst... Du bist immer bei mir willkommen. Ich werde dir gerne zuhören und dir auch helfen. Nur damit du dich nicht einsam fühlst." Er wird zum Ende des Satzes hin, immer leiser. Er hat wohlmöglich nicht mit einer Reaktion gerechnet, denn als ich nicke, schießt sein zuvor gesenkter Blick wieder hoch. Seine Laune sicher ebenso, denn ein Lächeln breitet sich auf seinen wunderschönen Lippen aus. Ich will diese Lippen auch mal küssen... Aber ich kann nicht. Da weder Armor, noch Karma mit mir klar kommen.

,,Kommst du irgendwann mal wieder in den Unterricht? Ich werde es auch nicht mehr so anmerken, das war taktlos von mir, tut mir leid. Ich habe mich nur gefreut dich mal wieder zu sehen." Er legt mir sanft eine Hand auf die Schulter und sofort zieht ein Blitz durch diese Stelle. Davon lasse ich mir aber nichts anmerken und nicke anerkennend. ,,Möchtest du mal gedrückt werden?" Ich starre ihn ungläubig an. Der meint das ernst? Wirklich? Dabei bin ich doch ein Schüler auf den man herab sehen sollte, gar schon hassen. Wieso will er mich dann umarmen, was ja eine gewisse Art von Zuwendung zeigt. Ich verstehe ihn nicht, habe ich auch nie.
Und ehe ich antworten konnte, schließen sich seine Arme um mich und er zieht mich vorsichtig näher an ihn ran. Die Schmetterlinge beginnen in meinem Bauch rumzueiern, als wären sie besoffen. Angestrengt schließe ich die Augen und lassen es über mich ergehen. Dieses Gefühl seiner Nähe ist so wunderschön und lässt mich wohlig seufzen. Es ist, als würde mein Herz wachsen: Auf der einen Seite zieht es, doch auf der anderen ist es das erleichternde Gefühl etwas erreicht zu haben. Und durch diese Erleichterung, wird mein Herz immer größer in der Nähe dieses Mannes.

Nach kurzer Zeit löst er sich wieder aus der Umarmung und sieht mir hoffnungsvoll in Augen, als hätte er etwas Positives in mir bewirken wollen. Das hat er natürlich auch, aber nicht in der Art und Weise, wie er sie gerne gehabt hätte. Dennoch lächelt er sanft, welches mich dahin schmelzen lässt. Du bist so perfekt, Jungkook...
,,Du lächelst Taehyung." Flüstert er kichernd. Das ist mir nicht mal aufgefallen und sofort fallen meine Mundwinkel nach unten. ,,Hey, das war keine Aufforderung, damit aufzuhören! Dein Lächeln ist doch verdammt schön, solltest du mal öfter tun." Er zwinkert spielerisch. Meine Phantasie als Teenager hat sich natürlich in eine ganz andere Richtung gedreht, und ich spüre schon die Hitze in meine Wangen steigen. Wieder kichert er leise, was einfach nur viel zu niedlich ist. Ich fass es nicht, dass ein erwachsener Mann, so süß und kindlich aussehen kann!

Er erhebt sich wieder und steuert den Ausgang an, wendet sich kurz davor aber zu mir. ,,Es würde mich wirklich freuen, dich öfter im Unterricht begrüßen zu können." Damit fällt die weiße Tür hinter ihm zu und Schritte entfernen sich von ihr. Wow... Ich hab ich doch glatt das zweite Mal in ihn verliebt.
Nur dieses Mal ist es eine ganz andere Seite, die ich von ihm noch nicht kannte. Und ich bin sicher, dass es nur wenige andere Menschen gibt, die diese Seite so kennen.

Lange sitze ich noch hier und überdenke, was ich in Zufunft machen werde. Mir ist schon klar, dass ich nichts erreiche, wenn ich so weiter mache. Ich verpasse alles mögliche, was für Prüfungen wichtig werden könnte. Und die sind schon in wenigen Wochen. Ich weiß wirklich nicht, ob ich das so schaffen werde. Zumal mein Bruder immer noch im Krankenhaus liegt, dabei sollte er eigentlich wieder Zuhause sein. Und dann ist da noch Jeon, der mir sowieso schon das Leben beschwert. Ich könnte noch so viel mehr aufzählen, aber es würde mir nichts bringen.

Wieso liege ich eigentlich nicht schon längst in irgendeiner Gasse und kiffe mir mit Kumpels den Kopf kaputt? Immerhin wäre mein Leben dann um einiges entspannter. Aber stimmt ja, ich kann diese Jugend-Hartzer nicht ausstehen.

Sollte ich mich vielleicht doch zusammenreißen?

How to get a Jungkook ~ KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt