Am Anfang

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Wir wissen eigentlich, dass wir etwas ändern müssen. Aber es ist die Trägheit, die uns in alten Gewohnheiten eingeschweißt hält.

Beim Räkeln am Morgen können wir die Müdigkeit einfach abschütteln und die Dämonen der Albträume hinter uns lassen. Wir vergessen sie und starten frisch und frei in den Tag. Genau so versuchen wir es jetzt mit Übrigem des Lebens.

Dort aber verstecken sich die eigenen Dämonen in der nimmersatten Tiefe des Innern und piesacken uns weiterhin. Verleugnen hilft phasenweise, aber es ist nur eine graue Brille, die die eigene Wirklichkeit verhüllt.

Auf, auf, ihr Gedanken. Schickt mir Träume der tiefsten Sehnsucht. Auf dass ich in der Fantasie den Rahmen der neuen Realität formen kann. So weiß ich vorher bereits, welchem Schicksal ich das Portal in mein Inneres öffnen werde. Denn in der Sehnsucht, im Begehren und Vermissen, findet sich die Hoffnung, die ich für jeden weiteren Schritt meines Lebens brauche. So ersehne ich all das, was meinem Leben scheinbar fehlt und vergesse vielleicht nur, was ich bereits besitze.

Ist es nicht interessant zu beobachten, dass jeder Moment seine eigene Wirklichkeit hat? Im Konstrukt der Gedanken wird alles in eine einzigartige Form gepackt, die nur in dieser Sekunde ihre Wertigkeit erhält. Wir werden es niemals wieder so sehen, außer in der Erinnerung und nie wieder wird das erste Erleben einem Späteren gleichen. So besuchen wir die Wirklichkeiten, wie Tropfen, die von der Zeit herunterfallen, springen von Pfütze zu Pfütze unserer Wahrnehmung und schaffen es dennoch ein Ganzes der Aufmerksamkeit zu bilden.

So nur, wie ich die Augenblicke dieses Lebens sammle, im Strudel der vergehenden Zeit, so nur sammel ich die Worte, der verfliegenden Gedanken. Auf dass daraus ein Buch der Erinnerung werden kann, in dem ich blättern, bewundern und eintauchen kann, wenn der Moment sich in der Stille übt. Denn jedem Gedanken, der im Wust der Kreativität mir selber entspringt, hängt ein Hauch des unendlichen Kosmos der innerlichen Tiefe an. Und so nur blättere ich durch die Seiten voll der eigenen Gedanken, weiß ich doch, dass sie niemals das Alles sind und doch nur sind sie so endlich wie die verfliegende Sekunde, die ich niemals halten kann. Ein Schnappschuss in der Zeit, der in Worte gemeißelt von jetzt an ewig existieren darf.

Wir bewerten Menschen nach einem Blick, der niemals das volle Ganze erfassen kann. Es dienen uns Schubladen und Vorurteile, nur um nicht in die Tiefe einer anderen Person tauchen zu müssen. Denn was es immer braucht ist der Aufwand an Zeit, der offene Geist, der sich dem erst Fremden öffnet. Nur um ihm dann die Möglichkeit einzuräumen, sich voll und ganz, in all seinen Facetten, zeigen zu dürfen. Wie beim Pfau, warten wir darauf, dass er uns alle Federn einzeln zeigt. Und erst dann können wir ihn wahrhaft akzeptieren und in unser Leben einladen.

Wenn die verhangenen Gedanken einer Nacht einem im Nachhall gefangen halten. Der Verstand bäumt sich auf, der Körper er räkelt sich, aber das Innere ist noch immer im Schlund des Nirgendwo gefangen. Eine Farce, dass wir uns dem Piepen eines Weckers zur frühen Morgenstunde versklaven müssen ...

Wir wachsen mit den Aufgaben und den Lasten eines Lebens. Als wäre alles genau darauf abgestimmt, uns zu dem zu machen, der wir nun mal einmal werden. Das eine Ergebnis einer Gleichung, das nur noch eine Lösung zulässt, die am Ende wir alleine selbst sind.

Im luftleeren Raum der Nichtaktivität findet uns die Stille, umhüllt uns mit seichter Decke. Auf dass wir nur uns selber lauschen. Denn die flüsternde Stimme des Innern, so sanft und schnell übersehen, kann dennoch die harte Wahrheit in sich tragen. Die umstürzt, neu ausrichtet, umwälzt und neu erschafft.

Im Vermissen finden wir die eine Idee, die uns mehr über uns, als über Andere aussagt. Der tiefe Kern einer Wahrheit nach dem wir uns neu definieren könnten.

Sich jeden Tag neu erschaffen. Neu bilden um die Aufgaben, die einem im Leben begegnen. Solange, bis man in Variation noch sich zu Anfang gleicht, aber die beste Version seiner Selbst geworden ist.

Das Buch der Sprüche - Der Wahrheits kleinster NennerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt