Die Schwelle über den Abgrund

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,, Wir müssen reden... ", meinte Loki und packte Stevie am Arm, ohne die Blicke von Mike zu beachten.
Er schleuste sie ins nächstbeste Zimmer. Das Zimmer war leer und von den vielen großen Bogenfenstern, die beinahe bis zur Decke reichten, durch die Sonnenstrahlen erhellt.
Stevie fühlte sich unwohl in ihrer Haut.
,, Hast du was mit Mike? ", fragte er beinahe als Feststellung.
Enttäuschung und Zorn machte sich in Stevie breit als er emotionslos auf ihre Antwort wartete, als würde er es selbst wissen.
,, Nein. ", war das einzige, was über ihre Lippen kam und die Anspannung zwischen ihnen eher verdickte als dass sie sich auflöste.
,, Erst dieser Tanz, Stevie. Dann sehe ich euch beide wie ihr in den Händen an mir und Kramisha vorbei gegangen seid. Und dieser Mantel... "
Stevie atmetete tief ein und versuchte nicht ihre Fassung zu verlieren.
,, Mike hatte mich an der Hand gepackt, um mich an den vielen Menschen vorbei zu manövrieren. Und dieser Tanz, den wollte ich nicht."
,, Wieso hast du dann getanzt? "
,, Ja weil alle zusahen. Ich wollte keine Szene machen und bei den Bürgern ein zusätzliches Gesprächstoff sein. "
Loki schnaufte.
,, Das bist du jetzt schon.", meinte er bitter.
Stevie konnte ihre aufwallende Tränen nicht zurückhalten.
,, Ich liebe ihn nicht, wenn es das ist was du hören willst. "
,, Ach ja? ", entgegnete er nicht gerade überzeugt.
,, Der Mantel? ", fügte er hinzu und deutete auf ihre Kleidung als würde es ihn anekeln.
,, Er hat es mir geschenkt. Loki, mich hat dieses Geschenk überrumpelt und ich wusste nicht, was ich denken sollte. "
,, Aha... "
,, Ich kann nichts dafür, dass er so plötzlich nett ist, Loki! Ich weiß nicht, wie ich mich bei ihm verhalten soll. "
,, Ihn abweisen vielleicht? Er hat Julian's Mutter umgebracht, Stevie. Vergiss das nicht. "
,, ... Ich will aber niemanden verletzten. "
,, Du verletzt mich, Stevie. Ich kann es nicht ertragen wie er mit dir umgeht als würdest du ihm schon gehören. Du siehst gar nicht, wie er versucht dich um seinen Finger zu wickeln, um mir damit zahlreiche Stiche ins Herz zu setzten. "
Stevie schniefte und ihre Tränen glichen schon einem Wasserfall. Verzweifelt drückte sie mit geballten Fäusten ihre Fingernägel in ihre Handflächen.
,, Ich weiß nicht alles über dich, Loki. Du hast dich von mir distanziert seitdem du das Tor geöffnet hattest. Wieso erzählst du mir nicht, was hier vor sich geht? "
,, Das geht dich nichts an, Stevie. Nicht mehr. "
,, Hast du die Steine dem König gegeben? "
,, Nein. Ich denke eher, dass du die Steine Mike gegeben hast. ", zischte er ihr zu.
Stevie nickte bedrückt.
,, Dann war es also. Du liebst mich nicht. Der König hat es geschafft dein Vertrauen gegenüber mir zu verringern, indem er die Zimmer verteilt hatte. Und klar... ich war es mit den Steinen, wer denn sonst? "
Mit diesen Worten drehte sich Stevie um und eilte aus dem Zimmer. Sie wollte einfach nur weg. Alles war ihre Schuld. Loki hasste sie, wie die Pest als wäre sie Mike selbst.

,, Ich kann nicht mehr. ", beschwerte sich Kramisha, deren Füße sich schon wie Steine anfühlten. Bei jedem Schritt glaubte sie beinahe hin zu fallen.
,, Wir sind gleich da. Nur noch ein paar Stunden. ", rief Julian ihr nach, der weiter vorne stehen geblieben ist und die Gegend begutachtete, die sich nicht geändert hatte.
Ihnen umgaben weiterhin Fichten und ein Boden, das mit Moos, Pilze und aus dem Boden herausragende gewaltige Wurzeln, überdeckt war.
,, Ich kann wirklich nicht mehr. ", keuchte Kramisha, die neben Julian trat.
,, Ich könnte dich tragen, wenn du willst. Oder wir nehmen eines der Pferde dort. "
Julian deutete mit dem Finger links von ihnen zu einer zusammen gefallene Hütte, die sich kaum von der Gegend abhob, da der Moos die meisten Stellen überdeckte.
An einem Pfosten, das im Boden schief gerammt wurde, waren zwei schwarze, prächtige Pferde gebunden.
,, Wo sind dessen Reiter? ", fragte Kramisha verwundert.
,, Vielleicht in der Hütte oder auf der Jagd."
,, Willst du sie etwa stehlen? "
,, Bleib hier... Ich erkunde die Gegend dort. "
,, Was wenn dir etwas zustößt? ", fragte sie besorgt.
,, Wird es nicht. Erhole dich in der Zwischenzeit. "
Erleichtert plumpste Kramisha auf einen alten Baumstamm und beobachtete wie Julian seine Kapuze überwarf. Langsam pirschte er sich an der Hütte heran.
Die Pferde stampften unruhig mit den Hufen. Aber bevor sie lauter wurden eilte Julian leichtfüßig zu ihnen und beruhigte die beiden, indem er sie oberhalb der Nüstern streichelte.
Dann bückte er sich erneut und schlich unterhalb der Fenstern entlang. Julian verschwand aus Kramisha's Sichtfeld als er um die Ecke bog und nach paar Sekunden zu den Pferden ging, um sie vom Pfosten zu binden.
Kramisha erhob sich und ging zu ihm.
,, Ich kann nicht reiten. "
Julian lächelte und gab ihr den Führstrick in die Hand.
,, Keine Angst, ich helfe dir beim Leiten des Pferdes von meinem Sattel aus. "
Kramisha leitete ihr Pferd zu dem Baumstamm rüber, um aufzusteigen.
Sie hob ihren rechten Beim und schwang es über das Pferd, aber ihr Bein landete auf den Rücken.
Julian schaute sie erwartungsvoll an. Er war mittlerweile auf seinem Pferd und hatte seine Kapuze immer noch an.
,, Ich komme schon klar! ", versicherte sie ihn.
Kramisha hüpfte mit dem linken Bein in die Höhe um gleichzeitig das rechte über das Pferd zu schwingen.
Doch sie stolperte und fiel nach hinten auf den harten Boden.
,, Das gibt es doch nicht! "
Sie ging auf die andere Seite und versuchte es ohne den Baumstamm.
,,... Ah! "
Jemand packte sie an der Taille und hob sie hoch, sodass sie sich in den Sattel werfen konnte.
Julian lachte als sie ihn überrascht ansah.
,, Ich konnte nicht widerstehen dir zu helfen. "
Julian nahm den Strick von Kramisha's Pferd, um es zu leiten. Aber die meiste Arbeit machte das Pferd.
Sie setzten ihren Weg fort.
,, Was hast du denn bei der Hütte gefunden? ", fragte sie entlang des Hufgetrampels
,, Kein Anzeichen von Lebenden zumindest. Die Decke ist zusammen gefallen. Niemand kann dort eine Nacht verbringen. Es führt nicht mal einen Weg hinein. "
,, Wer lässt aber seine Pferde zurück? "
,, Lancer. Ich wette es war er. "

Nach stundenlangem Reiten erfüllten Julian's nächste Worte eine Woge der Erleichterung in ihr.
,, Ich schätze wir sind... -"
Er verstummte als sie aus dem Wald traten.
,, Wo ist denn jetzt dieses Königreich von dem dir Lancer erzählt hatte? "
,, Es sollte hier sein. Genau hier. Sind wir falsch gelaufen? ", fragte Julian leicht geschockt.
Sie befanden sich auf einem weiten, trockenen, kreisrunden Feld.
Die Hufen der Pferde wirbelten Staub unter ihnen auf.
Nicht weit von ihnen entfernt krähte ein Rabe, das auf einen ausgetrockneten Baum landete.
Kramisha beobachtete das Zucken des Kopfes.
Julian führte die beiden näher zum Raben.
Plötzlich erschien der Kapuzenmann vor ihnen. 
Der Rabe ging den Zweig, das sich unter seinem Gewicht bog, hinunter und landete auf Lancer's Schulter.
Julian schwang sich vom Sattel runter und ging zu Kramisha um ihr beim Abstieg zu helfen.
,, Ihr habt lange gebraucht. ", meinte Lancer mit einer rauen Stimme, die wie auf dem Boden fallende Eissplitter klang.
,, Tut mir Leid.", entgegnete Julian schuldbewusst.
Lancer brummte.
,, Wo ist jetzt dieses Königreich von dem ihr Julian erzählt hattet? "
,, Hier. ", gab er monoton wider.
,, Geht es meiner Mutter gut? Ist sie wohlauf? "
,, Besser als hier. "
,, Können Sie bitte aufhören das Gespräch in eine endlose Länge zu ziehen? Wir müssen jetzt zu ihr! ", beschwerte sich Kramisha genervt.
,, Gut. "
Lancer streichelte seinen weißen Raben am Kopf und zog eines seiner schwarzen  Handschuhe aus.
Dann bückte er sich zu Boden und schnitt mit einem seinem Messer in seine Handfläche.
Kramisha fiel nach vorn als sich der Boden unter ihr bewegte.
,, Ilarek.", brummte er dem Boden zu und Kramisha sah wie sich rote Streifen, wie die Wurzeln eines Baumes, in den Boden schossen.
Der Boden bebte immer stärker, sodass auch Julian nicht mehr sein Gleichgewicht halten konnte.
Das Beben las nach und Kramisha stand mühsam mit Julian auf.
Lancer war mittlerweile am selben Baum angelehnt und beobachtete die beiden.
,, Was sollte das?!  Was hat es denn gebracht?! ", entführt es Kramisha.
Lancer deutete mit seinem Finger hinter die beiden.
,,... Das... ist das Königreich? ", bestaunte Julian, worauf Kramisha sich auch umdrehen musste, um zu verstehen was er meinte.
Vor ihnen ragten die weiße Türme  stufenweise in die Höhe. Die Türme umgaben zahlreiche Häuser, die wiederum von der Außenmauer umrandet, die von Wachtürmen geteilt wurde.
,, Was sind das für Blitze an der Spitze des höchsten Turmes? ", fragte Julian.
Kramisha sah nun auch in den Himmel und verzog verwirrt ihr Gesicht. Statt Wolken oder einen klar blauen Himmel, sah sie nur einen seltsamen Rauchnebel, der sich in der Höhe zu verdichten schien.
,, Die Barriere. Wir sind in der Zwischenwelt. Das heißt zwischen der Seelen und der Totenwelt. Niemand,  außer der König selbst, weiß was sich hinter dee Barriere abspielt. ", antwortete Lancer.
,, Nicht gerade beruhigend. ", meinte Kramisha.
,, Die Bewohner hier sind dem so gewöhnt, dass sie sich keine Sorgen mehr machen. "
,, Der König lebte davor auch in der Seelenwelt. Aber da er Julian's Vater als Bedrohung sah und damals nicht die nötige Macht besaß gegen ihn einen Krieg zu führen, erschaffte er diese Blase, die von der Totenwelt umgeben ist. ", fügte er hinzu.
,, Schlau. ", entgegnete sie.
Lancer zuckte mit den Schultern.
,, Das werden wir sehen. Da niemand den König zu Gesicht bekommt, denken schon manche er würde gar nicht existieren. Und ob die Barriere für immer halten wird, wissen wir auch nicht genau. "
,, Führst du mich zu meiner Mutter? "
Lancer brummte und trat vor ihnen, um den Weg zu leiten.
Gemeinsam gingen sie über die Zugbrücke in den Markt hinein und ließen ihre Pferde in einem Stall zurück.
Die Bewohner hier waren anders gekleidet als in der Seelenwelt.
Frauen, Männer trugen etwa Mäntel oder Rüstungen anstatt edle Kleidungen, die manchmal ins Übertriebene übergingen.
Lancer bog links in eine Gasse hinein. Gleich nach dem zweiten Haus klopfte er drei mal auf dessen Holztür.

*~The Hogwartsstory of 3 best friends ~* ABGESCHLOSSEN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt