Tote Männer erzählen keine Geschichten

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Tote Männer erzählen keine Geschichten

9 Jahre später...

Die Sonne erstreckte sich über dem Horizont, während das englische Schiff auf hoher See ohrenbetäubende Kanonenschüsse abfeuerte und sich seinem Ziel mit jeder Welle weiter näherte. Das Schiff vor ihnen legte noch an Tempo zu, doch die Engländer waren wie Haie, die erst aufgaben, wenn sie ihre Beute in Stücke gerissen hatten.

An Bord des englischen Schiffes, unter Deck, streckte der junge Henry Turner seinen linken Arm aus der Luke und warf einen prüfenden Blick in die Scherbe eines Spiegels, der er sich bemächtigt hatte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er das gejagte Schiff identifizierte und seine Miene hellte sich augenblicklich auf.

,,Na, los..macht schon, ihr jämmerlichen Kielratten. Wir sind nicht zum Vergnügen hier! Wir machen Jagd auf Piraten!", brüllte der Commander, der einen strengen Blick auf die Matrosen warf und ein junger Seemann warf einen hektischen Blick in Richtung Henry.

,,Henry, komm wieder her. Du willst doch nicht auch noch von diesem Schiff geschmissen werden."

Henry rollte mit den Augen. Dabei hatte sein Kumpane Recht, denn er war in der Tat schon von mehr englischen Schiffen geflogen als er zählen konnte, aber Henry ignorierte diese Tatsache. Er war einfach von rebellischer Natur und hatte seinen eigenen Kopf, den er auch grundlegend durchsetzte. Was auch immer man ihm sagte, Henry tat so ziemlich immer genau das Gegenteil davon

,,Das ist eine holländische Barg. Vermutlich gestohlen vom Piraten Bonnet.", brachte Henry hervor, als ihm noch etwas anderes ins Auge stach.

Und das erregte in Henry das grundlegende Gefühl der Beunruhigung. Denn das Piratenschiff und somit auch sie selbst, steuerten direkt auf etwas zu, was weitaus tödlicher als die Piraten waren und was Henry bisher nur für einen Mythos gehalten hatte: das Todesdreieck!

Unzählige Seemänner hatten den Geschichten nach schon ihr Leben darin verloren und war man erstmal von der tödlichen Strömung erfasst worden, gab es keinerlei Hoffnung auf Rettung mehr. Das Todesdreieck riss jeden mit sich, der sich ihm näherte und wenn man den Legenden Glauben schenkte, dann erwartete einen auf dem Grund des Todesdreiecks ein schlimmeres Schicksal als der Tod.

,,Mein Gott!", entfuhr es Henry und augenblicklich stürmte er auf den Commander zu, der ihn wutentbrannt anfuhr.

,,Du sollst doch deinen Posten nicht verlassen!"

,,Ich muss den Captain sprechen!"

,,Was sagst du da?", entgegnete der englische Edelmann entgeistert und stellte sich Henry in den Weg, als dieser die Treppe passieren wollte.

Doch Henry war nicht zu bremsen. Er stieß den Mann zur Seite, der daraufhin von der Treppe in das knietiefe Wasser fiel, welches sich bereits im Raum angesammelt hatte. Henry hechtete die Treppe herauf und vernahm nur noch ein wutentbranntes Turner, ehe er ins Tageslicht hinausstürzte.

An Deck bahnte sich Henry einen Weg durch die unzähligen Soldaten und sein entsetzter Blick fiel auf erneut auf das Teufelsdreieck. Dann erspähte er den Captain oben auf einem Stuhl vor dem Steuerrad und riss sich los, als ein Soldat ihn am Arm packte.

,,Nein! Tut das nicht!", rief er aus und erregte dadurch die Aufmerksamkeit des ersten Offiziers.

,,Du wirst den Captain nicht ansprechen, Bursche!"

,,Sir, seht auf Eure Karten. Ich glaube, Ihr segelt direkt ins Teufelsdreieck.", widersprach Henry und erntete nun spöttische Antworten vom Captain persönlich.

,,Hört ihr das, Männer? Diese Landratte glaubt an einen alten Seemannsmythos."

,,Sir," , setzte Henry an und nahm seinen Hut ab. ,,bei allem Respekt...mein Leben lang schon studiere ich die Mythen der See. Ich kenne jede Legende...jeden Fluch. Und nicht jedes Schiff, das in das Dreieck hinein segelt, kommt wieder heraus."

Adventures of the Caribbean 5 - Dead men tell no talesWhere stories live. Discover now