Jalec

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Alec

Ich war gerade dabei, meine Technik zu verbessern. Ich trainierte wieder mit Pfeil und Bogen, da es die von mir auserwählte Waffe war. Oft wird gesagt, dass nicht du die Waffe auswählst, sondern sie dich. Dennoch glaube ich, dass es bloß ein Märchen ist. Den Mundie-Kindern wird sowas doch auch oft erzählt, wenn man sie ins Bett bringt. Habe ich jedenfalls im Internet gelesen. Schließlich bekam ich es einfach nicht hin, in die Mitte der Scheibe zu schießen. Ich war sowieso schon wütend, da meine Eltern auf die Idee kamen, Jace Wayland in unserer Familie aufzunehmen. Ich hatte nur eine Schwester und damit war ich vollkommen zufrieden. Wie konnten sie nur denken, dass nur weil sie ihn 'adoptieren', er direkt zur Familie gehört? Ich dachte, ich würde ihn nie leiden können.

Ich schoss voller Wut den nächsten Pfeil ab und genau in dem Moment ging er durch die Tür. Ich hob abwehrend die Hände, damit er nicht denkt, ich wolle ihn abschießen. Dabei hätte ich wahrscheinlich nicht getroffen, denn der Pfeil ging erneut daneben. Ich schoss ihn genau in den Türrahmen, durch den er gerade ging. Er kam in den Raum und stellte sich vor. "Ich bin Jace.", sagte er ganz lässig, als hätte ich ihn nicht beinahe umgebracht. "Ich weiß, ich bin Alec. Mum und Dad sagten du kommst erst morgen.", stellte ich mich immernoch mit schlechtem Gewissen vor. "Tja, hier bin ich. Ich kann dir zeigen wie du triffst." Und mit diesem Satz war er mir wieder unsympathisch. Meine Eltern machten schon genug Druck. Und genau dies sagte ich ihm auch. Er entschuldigte sich, also bot ich ihm meinen Bogen an, den er ablehnte. Er schnappte sich ein paar Dolche, die er anschließend auf die aufgestellten Ziele warf. Er traf alle genau in die Mitte und ich war mehr als beeindruckt.

Wir trainierten weiter und unterhielten uns darüber, wie lange er nich bleiben würde. Es waren typische Gespräche von Jungs, die Waffen liebten und alles dafür taten, einmal die besten Krieger in Idris zu werden.

Schon am Abend, als ich schlafen ging, wusste ich, dass er vielleicht ein Teil dieser Familie sein könnte. Er war ein richtiger Krieger und stand für all das, was die Familie Lightwood verkörperte. Von diesem Moment an trainierten wir nur noch gemeinsam. Er wurde mein Bruder. Jedoch nur, bis wir älter wurden.

Auch als wir mit 12 beschlossen, Parabatais zu werden, hatte ich mir nicht viel dabei gedacht. Ich fand es cool, dass ich jemanden hatte, der mein Parabatai wird. Selten gibt es Hunter, die sich im Kampf so ergänzen wie wir es taten. Also zogen wir das Ganze durch.

Als wir am Tag davor noch einmal für die große Prüfung trainierten, konnte ich es kaum erwarten. Ich war stolz auf mich. Trotzdem hatte ich Angst, denn ich hatte Gefühle, die man für einen männlichen Shadowhunter nicht haben sollte, wenn man selber männlich war. Ich wollte nicht zur Zeremonie gehen, doch Izzy überredete mich dazu. Sie war die einzige Person, die wusste, was in mir vorgeht und dennoch habe ich es vor ihr nie zugegeben.

Als ich in dem Saal ankam, stand Jace bereits dort und wartete. Er sah mich mit einem kritischem Blick an und wollte wohl wissen, was los war. Ich ignorierte all dies wieder. Ich war völlig gedankenverloren und bekam es nicht einmal mit, als ich meinen Text sprechen musste. „Ich kann das nicht.", platzte es auf einmal aus mir heraus. Jace schien nicht gerade überrascht zu sein. Er schaute mich eher erleichtert an, als wäre ihm gerade ein Stein vom Herzen gefallen.

„Ich bin froh, dass du das sagst man." Er sagte es voller Stolz und klopfte mir auf die Schulter. „Ich kann das nämlich auch nicht.", fuhr er fort. All die anderen um uns herum schauten uns irritiert an. Meine Eltern hatten einen enttäuschten Blick auf ihrem Gesicht und waren sauer. Das konnten wir nie wieder gut machen. Einen Parabatai zu haben, war wohl eines der größten Dinge in der Unterwelt. Sie fühlten sich wahrscheinlich vor allen gedemütigt und dachten wir hätten sie nur auf den Arm genommen mit unserem Bund zu einander.

Ich konnte mich aber nur auf eines fokussieren. Wieso konnte Jace es nicht tun? Er hatte scheinbar realisiert, was ich dachte. Denn was er als nächstes sagte, werde ich niemals vergessen.

„Ich liebe dich, Alec. Nicht als meinen Bruder oder Parabatai.", sagte er leise, aber so, dass jeder es wusste. Sofort zeichnete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass er meine Gefühle erwidern würde. Ich schielte aufgeregt rüber zu meiner kleinen Schwester Izzy, die mich grinsend ansah. Sie nickte und gab mir einen Daumen hoch.

"Ich liebe dich auch, Jace."

One Shots - ShadowhuntersWhere stories live. Discover now