4. Reh Kids

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Erschöpft putzte Daphne den Tisch an dem bereits die nächsten Kunden verlangten etwas bei ihr zu bestellen. Mit einem kümmerlichen Lächeln fragte sie die drei Mädchen, was sie ihnen servieren sollte. „Einen Cheeseburger mit Pommes. Dazu Ketchup." Sagte die bildschöne Brünette zu Daphne, die abschätzig an ihrer Cola Light saugte. Die Brünette verabscheute besitzlose Menschen, die besonders an einem Samstagabend in einem Burgerladen schufteten, um sich eine jämmerliche Scheibe Brot zu leisten. Jedoch missachtete sie den Punkt, dass Daphne derzeit aufstrebend Literatur studierte. Hingegen war die beurteilende Zicke nur ein überhebliches, fast unsichtbares kleines Kind, das ihre Hilfeschreie mit einer scheußlichen Einstellung hinausstieß, wusste Daphne. „Gerne. Darf es für euch Beide noch etwas sein?" Friedlich nahm Daphne ihnen die Speisekarten ab. „Nein." Freundlich nickte Daphne und ging wieder hinter die Theke, nachdem sie die Essenliste in die Küche reichte. Mit einem gedämpften Läuten der Glocke ließ sich Gage auf einem Barhocker an der Theke nieder, um sich einen schwarzen Kaffee zu bestellen. Als er in Daphnes fassungsloses Gesicht blickte, als sie Gage erkannte, sagte Daphne: „Verfolgst du mich etwa? Du bist offensichtlich ein kranker Stalker." Grinste Daphne und wusch währenddessen die schmutzigen Gläser ab. „Wow. So nett begrüßt du deine Kunden?" Konterte Gage, obwohl auch er deutlich überrumpelt war Daphne zu sehen. Ihm fiel sofort Daphnes dunklen Lippenstift auf, als wäre er eine lautlose, feste Entschlossenheit Daphnes dunkelsten Rätsel in ihrer sämtlichen Existenz radikal zu enthüllen. „So begrüße ich nur komische Typen, die sich häufig als Serienmörder entpuppen, wenn ich nach der Arbeit nach Hause gehe. Dann springen sie aus einem Gebüsch, reißen mich zu Boden und bla, bla, bla. Du kennst das Szenario sicherlich." Zählte Daphne locker auf und schmunzelte geräuschvoll, unterdessen Gage mit in die Albernheit einstieg. „Scheiße, du hast mich durchschaut. Du hast aber vergessen zu sagen, dass die Verbrecher unheimlich heiß sind." Mit einem schelmischen Grinsen zwinkerte er Daphne charmant zu. „Ich weiß nicht, ob ich dich auslachen oder kotzen sollte." Ehrlich zuckte Daphne mit beiden Schultern und stellte die sauberen Gläser zurück in die Vitrine. Derweil glitt Gages Blick über Daphnes attraktive Figur, die jeder Mann begehrte. Unmöglich war es für Gage diesen wohlgeformten Körper nicht zu verlangen. „Wieso solltest du kotzen?" Konfus verfolgte Gage Daphnes Bewegungen und stützte seinen Kopf mit seiner Hand ab. „Schachmatt." Erwiderte Daphne scharf. „Ich habe dich bei deiner Routine erwischt." Stolz lächelte sie den verwunderlichen Gage an, da Daphne den erstrebten Beweis in ihren Händen hielt. Gar nichts hielt sie derzeitig auf Gages Geständnis nicht aus ihm zu prügeln, dass er tatsächlich ein Frauenaufreißer war. „Was denn für eine Routine?" Deutlich unaufgeklärt studierte Gage Daphnes Gesichtszüge. In der Hoffnung es erklärte Gage, was Daphne sich zusammenreimte. Daphnes hinterlistigen aufblitzenden Augen nach, verwünschten sie Gage in ein fragliches Scheitern. Es überbrachte Gage die Blamage, dass er zu keiner Zeit aus dieser unheimlichen, feuergefährlichen Art es zu lesen schaffte. Unterdessen Gage unbehütet in einer verstrahlten Welt weilte, ohne jeglichen Bezug zu der Realität. Schutzlos las Jeder aus seinem Handel, aus seiner Körpersprache, aus seinem Gesichtsausdruck, zugleich Daphne voller verborgener Geheimnisse sieghaft vor ihm ruhte. Denn sie war einer der vereinzelten Menschen, die wusste, wer sie war. Die wusste, was sie war. Die wusste, wie sie sich vor Menschen versteckte, die ihre Wesensart ergattern wollten, ohne sich zu verstecken. „Uns ist beiden klar, dass ich nicht die Einzige bin, die du für eine Trophäe haltest." Unbeirrt schaute Daphne feuerfest zu Gage. „Aber darauf kann ich verzichten. Ich meine, neben den anderen bedeutungslosen Frauen in der Vitrine zu stecken, während ich ein gottverdammter Oscar bin." Daphne konnte ernsthaft ein Film sein, dachte Gage. Ein Film, den es noch nie gab, sondern vollkommen unentdeckt und inspirierend. Denn Jedem stach Daphne heraus, sie unterschied sich stets mit ihrem Temperament und ihrer Methode, Alles und Jeden in seinem Innenleben zu begreifen. Jedoch beschuldigte sich Gage nicht dafür, dass so viele Beziehungen von ihm scheiterten. Er beschuldigte sich nicht dafür, dass die gesamten Frauen nun benutzt in seiner sogenannten Vitrine ruhten. Seine Liebesromanzen endeten, ohne wahrlich gestartet zu haben. Sie gingen nie in sein vollständiges Herz, die massenhaften Frauen schafften es nicht unter Gages Haut und seinen feinfühligen Kern vollkommen zu beschlagnahmen. Diese Tatsache machte ihn keineswegs zu einem schlechten Menschen, redete Gage sich ein. „Wir Beide wissen, dass es die Wahrheit ist. Dass du unzählige Frauen reuelos in deinem Gewissen begraben hast." Keifte Daphne bitter, als besaß sie keine Zeit für Feingefühl. Als war ihr egal, welchen Wunden punkt sie in Gage traf. Als drückte sie abgehärtet, trocken und mit entleerten Augen auf ein schwächliches Reh Kids ab, ohne jegliches Büßen. Daphne suchte furchtbar beängstigend ihr Ziel, fand es in Gages Verletzlichkeit und visierte seine Empfindlichkeit entschieden an. Während Gage auf seine Unschuld behaarte: „Ich bin nicht schuldig für die fehlgeschlagenen Beziehungen. Ich bin ein guter Mensch. Du kennst mich nicht, du weißt nicht wer ich bin. Du weißt gar nichts über mich." Daphne fing bitter an zu Lachen. Für Daphne war Gage dermaßen durchschaubar, dass er ihr nahe zu Leid tat. „Es gibt genau zwei Arten von Menschen. Die Einen leben in einer scheinheiligen Welt voller verlogenem Frieden und behaupten, sie seien ein guter Mensch. Diese Art von einem Menschen bist du, mein lieber Gage. Dann gibt es noch die, die offen zu geben, dass sie ein schlechter Mensch sind. Die sich nicht vor einer falschen Wahrheit verkriechen. Weil sie keine Angst davor haben, sich selbst so zu sehen, wie alle anderen einen sehen." Enthüllte Daphne garstig die Wahrheit über die gegenwärtige Gesellschaft. Immerzu visierte Daphne, immerzu traf sie. Sie traf immer und immer wieder. Sie traf das Reh Kids mittendurch seine Verwundbarkeit. Versehrt verformten sich Gages Gesichtszüge, trotzdem bemühte er sich seine Verdorbenheit zu verleugnen. Daphnes Weltanschauung ergab Sinn. So übermäßig, dass Gage Panik vor seinem tatsächlichem Ich bekam. Gage empfand es erstaunlich, wie Daphne die Gesellschaft identifizierte. Wie Daphne Gage identifizierte. Es war nicht tragisch ein furchtbarer Mensch zu sein, wusste Daphne. Es sich nicht einzugestehen, das war abscheulicher. Sich selbst zu betrügen, sich selbst zu belügen, sich selbst nicht zu akzeptieren. Daphne war ein schlechter Mensch. Das wusste sie und sie fand sich damit ab. Ihre Natur stellte sich als Abscheulichkeit heraus. „Ich bin immerhin nicht der misslichere Mensch von uns Beiden." Mit diesem Satz erhob sich Gage von seinem Hocker und ging stracks Richtung Ausgang. Gage ließ sich nicht von einer Frau schlechtmachen, die offensichtlich pausenlos versuchte Menschen zu kränken. Dennoch verschwand die Patrone in ihm nie wieder. Denn sie nagte an seinem Fleisch und kein Arzt operierte sie heraus. Soeben klappte Daphnes Mund auf, so einen eindrucksvollen Abgang erblickte Daphne lange nicht mehr.

Die Stille meiner WORTE #yellowaward2019 PessiAward2019Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang