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Ein Mann schmeißt mich regelrecht in eine der Zellen, dabei bleibe ich an einem Nagel hängen und fange an zu bluten. Im nächsten Moment wird es dunkel. Stockdunkel. Mein Herz fängt an, panisch zu schlagen, meine Hände beginnen zu zittern. Langsam taste ich mich zu der Wunde. In sekundenschnelle ist meine ganze Hand voll mit der schwarzen Masse. Würde ich nicht wissen, dass ich nicht sterben könnte, hätte ich jetzt Angst, zu verbluten. Doch die Dunkelheit stört mich noch viel mehr, sie macht mir Angst. "Aidan, hilf mir", flüstere ich hoffnungslos, sinke am Boden zusammen. Doch im nächsten Moment springe ich wieder auf und hämmere gegen die Türen. Wenn sie mich hier einsperren, werde ich sie nicht in Ruhe lassen. Ich gebe nicht auf, ich gebe niemals auf. Brüllend schlage ich gegen die Türe, trete nach ihr, bis meine Kräfte mich verlassen. Mein Blick ist auf den einzigen hellen Punkt im Raum gerichtet, der Lichtstrahl, der durch das Schlüsselloch fließt. Und dieser kleine Punkt ist meine Hoffnung, mein Licht in der Dunkelheit.

***

Ob die Avengers mich noch suchen? Wie lange ich schon hier bin, weiß ich nicht, dann ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Es ist immer dunkel, mal abgesehen von diesem kleinen Lichtstrahlt. Ab und an tigere ich umher, fange an zu brüllen und um mich zu treten und manchmal sitze ich einfach nur da und starre ins nichts. Denn irgendwo in diesem nichts ist Aidan, der immer an meiner Seite geblieben ist. Hier wird er real, er setzt sich zu mir. "Ava, halte durch", ermahnt er mich immer wieder. Seine Berührungen sind federleicht, doch sie sind tatkräftig.
Einmal am Tag öffnet sich eine kleine Klappe und mir wird ein rohes Stück Fleisch hereingeschmissen. Diese Menschen hier behandeln mich nicht wie ein Mensch. Sie behandeln mich wie die Bestie, das Monster, das tief in mir lungert. Da ich es in meiner menschlichen Gestalt nicht über mich bringe, dieses Fleisch zu essen, verwandle ich mich zu den Mahlzeiten immer in die Chimäre. Am Anfang habe ich probiert, gar nichts zu essen, doch bald wurde ich schwach. Wenn ich etwas nicht will, dann ist es Schwäche.

***

Die Klappe geht auf und die tägliche Ration wird hereingeworfen. "Lass es dir schmecken, Ava", lächelt Aidan mich an. Er scheut nicht vor mir zurück, selbst wenn ich diese Bestie bin, die man eigentlich nur hassen kann. Selbst dann liebt er mich noch und bleibt bei mir. Langsam verwandle ich mich und schlinge das Stück hinunter. Kurz nutze ich die Kraft dieser Gestalt aus und sorge noch einmal für Unruhe, indem ich gegen die Wände schlage und trete. Ein wenig der Mauer bröckelt heraus und etwas fließt herab. Es ist mein Blut, welches an den Wänden rinnt, doch wegen der Dunkelheit kann ich es nicht sehen. Sobald ich wieder das kleine, dünne Mädchen bin, fangen meine Hände an zu brennen, ich kann deutlich die neue Wunde spüren, doch ich hämmere weiter gegen die Wand. Ich will hier raus, ich bin nicht dieses Monster, für welches sie mich halten.

***

Ich wache auf. Völlig orientierungslos richte ich mich auf und spüre etwas feuchtes unter mir. Eine riesige Lache. Mir wird schwindelig und ich greife mir an die Stirn. Verwirrt stelle ich fest, dass die Flüssigkeit von hier kommen muss - es ist wieder einmal mein Blut. Keuchend zwinge ich mich, aufzustehen und zum Schlüsselloch zu gehen. Es ist mühsam, denn mir tut alles weh. Ein Schuss lässt mich zurückfahren, wirft mich wieder auf den Boden. Alle weiteren Schüsse gehen mir bis ins Mark, bei jedem einzelnen habe ich das Gefühl, er trifft mich. Irgendein anderer Gefangener fängt an, Lärm zu machen. Hoffnung packt mich. Was, wenn diese Menschen mich hier rausbringen? Fast glücklich hämmere ich gegen die Türe, fange an zu brüllen. Ein weiterer Schuss ertönt, direkt in der Nähe. Stille folgt. Mein Lächeln verschwindet. Bilde ich mir das gerade nur ein? Ist das überhaupt real gewesen? Gerade, als ich mich zurück auf den Boden setzen will, geht die Tür auf und Licht strömt herein. Es ist zu hell, ich muss meine Augen schützen. Arme legen sich um mich und ich erkenne anhand des Geruches, dass es Wanda ist. "Nichts wie raus hier", lächelt sie, nimmt meine Hand und fängt an zu rennen.

Chimäre || Avengers ffDonde viven las historias. Descúbrelo ahora