Epilog

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Was ich als Erstes wahrnahm, war unsägliche Kälte. Ich wusste weder wo ich war, noch was geschehen war. All meine Bemühungen mich sofort geistesgegenwärtig zu bewegen schlugen fehl – ich hatte nicht einmal über auch nur einen einzigen Muskel in meinem Körper die Kontrolle. Panisch sog ich hastig frische Luft in mich auf, allerdings war diese seltsam feucht und auch ein kleinwenig modrigerer Natur. Ich war mir nicht sicher, ob meine Augen geöffnet oder geschlossen waren, doch ich konnte sicher sagen, dass es absolut dunkel um mich herum war. Wo war ich bloß? Was war das für ein Ort hier? Was war passiert? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern.

Plötzlich drang ein gleißendes Licht an meine Augen und schloss mich in einen hellen, blendenden Lichtstrahl ein, der mich mehr als nur irritierte. Wieder versuchte ich mich mit aller mir zur Verfügung stehenden Macht zu bewegen, meine Augen zu öffnen, doch nichts funktionierte. Ich schrie innerlich gegen diese Lähmung an, doch auch das blieb erfolgslos.

Jemand zog an meiner Unterlage, der Plattform, auf der ich zu liegen schien und schlussendlich war ich gänzlich gefangen in dem hellen Schein des Lichts und wieder zur Ruhe gekommen.

Vermutlich dieselbe Person, die mich eben aus diesem stickigen engen Raum rausgeholt hatte, begann jetzt irgendetwas an mir herumzuhantieren. Das gefiel mir überhaupt nicht, also konzentrierte ich mich so gut ich nur konnte darauf, endlich aus dieser Trance auszubrechen und je mehr ich dagegen ankämpfte fiel mir auch Stück für Stück wieder ein, was eigentlich passiert war. Ich war gestorben – naja, so gut man das als Keeper nun eben konnte und diese Erkenntnis war es dann wohl, die mich aus diesem undefinierbaren Zustand herausriss.

Ich schlug meine Augen auf – diesmal war ich mir sicher, dass sie wirklich offen waren – und setzte mich ruckartig auf. Links von mir ließ jemand etwas fallen, was metallisch klirrend zu Boden fiel. Ein panischer, erschrockener Schrei durchschnitt die schneidende Stille. Von jetzt auf gleich war mir nicht mehr kalt, sondern abartig heiß – meine Haut brannte wie Feuer. Das helle Licht oberhalb von mir an der Decke blendete mich und veranlasste mich dazu, meine Augen schützend zusammenzukneifen, aber gleichermaßen sah ich klarer als zuvor. Ich war schmutzig und hatte den Eindruck zu stinken, was kein Wunder war bei dem, was passiert war. Meine Kleidung war zerrissen und ich war halbnackt, aber das kümmerte mich nicht, ich wollte einfach nur wissen wo ich war.

Mit einem raschen Blick nach rechts war das aber schnell klar. Ich lag auf einer metallenen Liege – einem Opduktionstisch – und dieser jemand, der mich aus diesem engen Leichenkühlschrank gezogen hatte war niemand geringeres, als der Pathologe. Sein grüner Anzug, die weißen Schuhe, der weiße Mundschutz, die Handschuhe und die Stirnlampe die er trug, ließen keine Schlüsse offen. Ich war in einem Leichenschauhaus.

Schnell sah ich mich um, nur um festzustellen, dass niemand sonst zu sehen war. Es musste bereits sehr spät sein, denn trotz dem ängstlichen und verstörten Gesichtsausdruck des Pathologen erkannte ich auch starke Müdigkeit in seinen Zügen. Meine Entscheidung traf ich innerhalb von Sekunden.

„Wie kann das... sowas habe ich ja noch nie erlebt!", stammelte der Mann nun und schüttelte ungläubig den Kopf.

„Es tut mir leid, mein Freund", entgegnete ich schulterzuckend, schnellte schlagartig vor, griff mir das Skalpell zu seinen Füßen, was er vorhin vor Schreck fallen gelassen hatte und rammte es ihm ohne zu zögern und in einer schnellen Bewegung in den Bauch.

Der Pathologe keuchte erschrocken, riss die Augen weit auf und brach dann aber, sobald ich ihn losließ, einfach zusammen. Am Boden liegend presste er sich beide Hände so fest er nur konnte auf die stark blutende Wunde, während er keuchte, röchelte und sich auf dem Boden wandte, doch er konnte seinem Schicksal nicht mehr entkommen – in wenigen Minuten würde er so viel Blut verloren haben, dass er nicht mehr zu retten war.

„Falsche Zeit, falscher Ort", murmelte ich, während ich ihn in seinen letzten Zuckungen beobachtete – das Skalpell immer noch in der Hand, von dem munter das Blut nach unten und auf meine nackten Füße tropfte, die nach wie vor noch eiskalt waren. Durch das heiße Blut bekam ich eine Gänsehaut am gesamten Körper.

In dem Moment, in dem er sich das letzte Mal bewegte und dann vollends erschlaffte, war ich endgültig frei aus meiner Trance. Kurz starrte ich den toten Körper zu meinen Füßen noch an, doch dann löste ich mich von diesem Bild, welches sich mir bot und ging hinüber in das angrenzende Zimmer, wo auch die Spinde der Ärzte waren – irgendetwas davon würde mir schon passen. Zunächst ging ich aber hinüber zum Waschbecken, drehte den Wasserhahn weit auf, legte das Skalpell in das Becken und begann mir gründlich das Blut von den Händen abzuwaschen.

Und dann plötzlich, mitten in der Bewegung, erstarrte ich in meinem Tun und dann war sie wieder da... Diese Stimme in meinem Kopf und ich konnte klarer sehen als jemals zuvor.

*

Wenn ihr tatsächlich bis hierhin durchgehalten habt, bin ich euch echt dankbar & erleichtert :D Vielleicht wollt ihr mir ein kurzes Feedback hinterlassen? Ich würde mich sehr freuen und hoffe, dass euch die Geschichte gefallen hat ;)

Keepers of Fate [abgeschlossen] #UrbanFantasyWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu