18. Kapitel: Nathan - Teil 2

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„Träume ich etwa immer noch?", brachte ich schlussendlich über meine Lippen, als sie bereits wütend funkelnd auf mich zusteuerte und mir ohne jegliche Gegenwehr meinerseits die Pistole aus der Hand riss.

„Nein, verflucht!", bluffte sie mich barsch an, während ich einfach nur starr dastand und das Gefühl hatte, dass mir gerade ein riesiger Streich gespielt wurde.

Ich war einfach nur starr und blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an. Ich musterte sie von oben bis unten. Jeden einzelnen Teil ihres anmutigen Körpers. Ja, es war eindeutig sie aber es machte einfach keinen Sinn.

„Wie... kann das sein?", stammelte ich beinahe schon und mir wurde auf einmal so schummrig, dass ich alles andere um mich herum vergaß und mich erst einmal kurz setzen musste.

„Kaden, raus mit dir", hörte ich sie - tatsächlich sie - noch sagen.

„Was? Nein, ich lasse dich nicht...", widersprach der Junge, was ich aber nur halb hörte.

„Mach einfach einmal das was man dir sagt, bitte. Ich komme schon klar, glaub mir", beharrte meine Sam, während in ihrer Stimme so viel Autorität und Charakterstärke lag. Genau das, was ich so sehr an ihr liebte.

Ich hatte nur Augen für sie, aber aus den Augenwinkeln bemerkte ich trotzdem, wie er zögerte und verunsichert zwischen mir und ihr hin- und hersah. Wie kam es dazu, dass er sich Sorgen um Sam machte?

„Also schön, von mir aus, aber ich bleibe direkt vor der Tür", brummelte der Hawaiianer schließlich und wollte sich gerade endlich aus dem Staub machen, als Sam ihn ein letztes Mal zurückhielt.

„Und lass Sarah ja nicht rein, klar?"

Bei der Nennung ihres Namens durchzuckte es mich wie ein Stromschlag. Meine Nichte war ja auch immer noch hier. Hier, bei mir auf Hawaii. Plötzlich durchflossen mich diverse Erinnerungen. Grausame Erinnerungen. Sie wusste es. Sie wusste alles. Was ich war, was ich tat, zu was ich geworden war. Meine arme, kleine und unschuldige Sarah. Wie hatte ich ihr all das nur antun können. Mir fiel es auf einmal wie Schuppen von den Augen. Sie würde mich nie mehr als ihren Onkel sehen können, mich nur noch als das Monster was ich war in Erinnerung behalten. All das, was wir all die Jahre über ausgebaut hatten zunichte gemacht durch meine nicht entschuldbaren, brutalen Taten. Ich hatte nie gewollt, dass sie das mitansehen musste.

Erst als sich ein Schatten über meinen hängenden Oberkörper beugte, katapultierte ich mich zurück in das Hier und Jetzt. Kaden war anscheinend endlich verschwunden und Sam beugte sich zu mir herab und fuchtelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum, bis ich schlussendlich zu ihr aufsah.

„Da bist du ja wieder", stellte sie trocken fest und ihre Stimme war nun so zu Eis geworden, dass es mir beinahe eine Gänsehaut über den gesamten Körper gejagt hätte. So gut ich konnte riss ich mich zusammen, schüttelte wild meinen Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.

„Samantha, was...", wollte ich mich langsam an alles herantasten, doch ich hatte keine Chance.

Die erste Ohrfeige traf mich unvorbereitet und ließ meinen Kopf mit voller Wucht zur Seite kippen. Ich versuchte mich zu sammeln, zu verstehen, was da gerade passiert war, aber das war alles andere als leicht, wenn einem der Kopf immer noch abartig schwirrte und man sich immer noch nicht hundertprozentig sicher war, ob all das was gerade vor einem passierte wirklich der Wahrheit entsprach, aber anscheinend wollte sie mir eh keine Chance geben mich zu äußern. Keine Sekunde später traf mich die nächste Ohrfeige, diesmal auf die andere Wange. Nach dieser fasste ich mich jedoch schneller.

„Samantha!", ermahnte ich sie, aber nicht weil ich wütend war, sondern weil ich einfach überhaupt nicht mehr wusste, was ich denken oder wie ich mich verhalten sollte. Ich war mit der Gesamtsituation hoffnungslos überfordert.

Keepers of Fate [abgeschlossen] #UrbanFantasyKde žijí příběhy. Začni objevovat