11. Kapitel: Sarah - Teil 2

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Für einige Sekunden sahen wir uns einfach nur an, nur das erstaunliche war, dass wir uns nach dieser kurzen Zeit schon stumm verständigen konnten. Es gab keinerlei Gestik oder Mimik, doch irgendwann nach wenigen verstrichenen Augenblicken nickte er und setzte sich in Bewegung, doch der tiefe Blick und diese schon fast intime, unsichtbare Verbindung verflog nicht.

Die ganze Sache mit der Frau, die wir durch einen riesigen, fast schon utopischen Zufall getroffen hatten, hatte diese geistige Verwirrung wegen Kaden zwar stark abgeschwächt, aber eine Sache stand fest: Ich musste mir dringend darüber klar werden, was genau das zwischen uns eigentlich war.

Ich musste so oder so verdammt aufpassen, dass Nate nichts mitbekam. Kaden wäre dann mit Sicherheit tot. Ja, das war auch noch so ein Thema, was ich unbedingt noch mit dem Hawaiianer besprechen wollte, doch bisher hatte sich das irgendwie noch nie ergeben – und um ehrlich zu sein hatte ich bisher auch noch nicht den Mut dazu gefunden, trotz reichlich passenden Situationen. Es war nur ganz oberflächlich gewesen, doch ich hatte gemerkt, dass er immer noch besorgt war wegen der Sache mit Nate am Strand. Er schien wohl zu glauben, dass ich ihm nicht alles gesagt hatte bisher.

„Interessant... Also kommt er mit nehme ich an?", holte Samantha mich aus meinem Kopf raus und als ich das nächste Mal blinzelte, war Kaden bereits unmittelbar neben mir.

„Ja, richtig. Hallo, ich bin Kaden", bestätigte er und hielt Samantha dann freundlich seine Hand entgegen, die sich auch sofort ergriff.

„Das habe ich schon gehört. Es freut mich sehr dich kennenzulernen, Kaden", antwortete Samantha und meinte es wirklich aufrichtig.

Der Gesichtsausdruck mit welchem sie mich kurz darauf ansah, ließ so einige Deutungen zu, aber zusammenfassend sollte die Aussage wohl sein: Schau zu, dass du dir diesen Typen angelst!

Auch Kaden blickte mich jetzt an. So als ob er mir sagen wollte: Und jetzt? Kannst du mir mal sagen, wer diese Person eigentlich ist?

Anscheinend redeten plötzlich alle nur noch über Zeichensprache mit mir ...

„Na dann, lasst uns gehen. Am besten dort drüben rein, den Laden kenne ich. Die haben auch eine riesige und klasse Auswahl an Torten. Ich empfehle ganz klar die Macadamiatorte – die beste auf der gesamten Insel", legte Samantha mehr oder weniger fest und tat nun auf einmal wieder so, als ob alles ganz normal wäre und wir uns schon ewig kannten.

Keine fünf Minuten später saßen wir an einem der Tische, die sich auf dem Dach des Hauses befanden. Es war nicht sonderlich groß, aber der Blick über die Promenade und den Hafen war großartig.

„Dann drei Mal die Macadamiatorte und drei Kaffee bitte", bestellte Samantha gerade, kurz nachdem sie uns freundlicherweise eingeladen hatte, da fielen Kaden und ich ihr sofort ins Wort – und zwar gleichzeitig.

„Für mich keinen Kaffee, danke."

Irritiert sah Samantha uns an.

„Ach, ihr mögt gar keinen Kaffee? Ah, klar! Ihr seid ja auch noch recht jung. Sorry!", meinte sie beiläufig und überschwänglich. „Wollt ihr stattdessen vielleicht etwas anderes?"

Kaden sah mich kurz an, dann wendete er sich wieder an die Kellnerin.

„Zwei Cola bitte."

Die Kellnerin nickte und war dann auch sofort wieder verschwunden, um das Bestellte so schnell wie möglich beizuschaffen.

Glücklicherweise war mittlerweile einiges los hier in diesem Teil von Kona und die Stille die momentan zwischen uns dreien herrschte, wurde dadurch nicht ganz so unangenehm. Es dauerte aber nicht lange, bis Samantha sich etwas nervös räusperte und Kaden dann kurz darauf den ersten Schritt wagte.

Keepers of Fate [abgeschlossen] #UrbanFantasyWhere stories live. Discover now