22. Kapitel: Sarah & Nathan - Teil 1

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„Ich bin doch schon da", antwortete ich deutlich leiser und war mir auch nicht einmal ganz sicher, ob er mich so überhaupt gehört hatte.

Meine Hände zitterten vor Nervosität und Aufregung so, dass es gefühlt eine halbe Ewigkeit dauerte, bis ich die Schlüssel in meiner Hosentasche gefunden und es geschafft hatte, sie ins Schlüsselloch der Eingangstür zu stecken, gegen die Kaden mittlerweile schon wieder energisch hämmerte.

„Ja, es ist doch schon offen! Was ist denn bloß los mit dir? Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hättest", bemerkte ich irritiert, sobald ich die Tür aufgerissen hatte und mich ihm nun unmittelbar gegenüber sah – seine Hand bereits wieder erhoben, um an das Holz zu klopfen.

„Was soll denn das? Deine Knöchel sind ja schon ganz rot angelaufen, was machst du denn?", bemerkte ich schockiert, als mein Blick auf seine geballte Faust fiel. „Dann komm doch erstmal rein", fuhr ich fort, nachdem es nicht so aussah, als ob Kaden bereit war mir zu antworten, doch auch das verweigerte er, indem er auf einmal einige große Schritte zurück trat und zähneknirschend den Kopf schüttelte.

„Ich kann nicht", antwortete er schlussendlich und überging mich in allem anderen – warum auch immer.

Er wirkte so aufgelöst und verunsichert, aber ich wusste einfach nicht wieso. Er hatte zwar genau das gleiche zu verdauen, was ich auch gerade erst erfahren hatte und verarbeiten musste, aber gerade eben hatten wir uns dafür meiner Meinung nach beide noch ziemlich gut gemacht..

„Wie meinst du das du kannst nicht?", fragte ich nachdenklich und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Komm doch einfach kurz raus zu mir, ja? Wir müssen reden", beharrte Kaden und legte dabei so einen seltsamen Gesichtsausdruck auf, dass ich schwören könnte, diesen noch nie so an ihm gesehen zu haben.

„Erst wenn du mir sagst was los ist", konterte ich und legte meine Stirn in Falten, als ich bemerkte, wie ihn diese Antwort aufzuregen schien. „Ist es wegen den Dingen, die wir erfahren haben? Was ist passiert?", wiederholte ich, doch Kaden rastete wortwörtlich schon während ich diese Fragen aussprach vollkommen aus.

„Hör doch mal auf mit diesen dämlichen Fragen und komm endlich her, verdammt!", fluchte Kaden ohne jegliche Vorwarnung, was mich dann zugegebenermaßen doch sehr aus dem Konzept brachte.

„Was hast du da gerade gesagt? Seit wann redest du denn so mit mir?", wollte ich nach einigen Sekunden wissen, weil ich sah, wie er nicht nur innerlich vor Wut bebte und ich mich nicht daran erinnern konnte, ihn jemals so wütend gesehen zu haben.

Die Art wie er mich daraufhin ansah, ließ mich beinahe wanken – in diesem Augenblick schien er zwei Gesichter zu haben. Das, welches aus welchen Gründen auch immer unglaublich und unzügelbar wütend war und dieses, welches kurz vor dem Nervenzusammenbruch zu stehen schien, weil es nicht wusste, wie es sich im Augenblick am Passendsten verhalten sollte. Ich verstand das zweite Gesicht, aber dennoch begriff ich nicht, wieso ihn das auf einmal einfach so schier an den Abgrund zu treiben schien. Natürlich, es war alles vollkommen verrückt, aber wir würden das alle zusammen schon irgendwie bewältigen... oder?

„Es war nicht so gemeint, Sarah. Vielleicht sollte ich besser... gehen", murmelte Kaden und drehte sich sogleich wieder um, um wieder auf Samanthas Auto zuzusteuern, welches ein paar Meter hinter ihm mit offener Fahrertür und laufendem Motor parkte .

„Nein, bleib hier! Wieso willst du denn gehen? Ich will erst wissen was...", lockte er mich schlussendlich aus der Reserve, weil ich dem Impuls einfach nicht widerstehen konnte, ihn jetzt wirklich so gehen zu lassen. „Hey, warte doch mal!", schrie ich beinahe schon, als ich auf ihn zustürmte und er bereits wieder im Wagen saß und gerade die Tür zuziehen wollte.

Keepers of Fate [abgeschlossen] #UrbanFantasyHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin