Kapitel 10

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Irgendwann kam Octavia auf mich zu. „Hey, Danke noch mal wegen vor hin. Ohne dich wäre Finn vielleicht gestorben."
„Kein Ding." gab ich einfach zurück und wollte schon weiter arbeiten, doch Octavia redete noch weiter. „Alicia du bist eine von den Guten. Und es tut mir leid, wie mein Bruder dich behandelt hat, er kann manchmal echt ein Arsch sein. Aber dass ist er meistens nur, wenn er die Menschen beschützen will, die er gern hat und anscheint hat er dich sehr gern. Du scheinst ihm sehr wichtig zu sein. Außerdem hättest du sehr viele Gelegenheiten gehabt, abzuhauen und nach Murphy zu suchen. Doch du bist geblieben. " Dann ging sie.
Ich konnte noch nicht einmal etwas erwidern. Octavia ließ mich einfach stehen.
Was hat sie damit gemeint, dass Bellamy mich mag und dass ich ihm wichtig bin?  Ich dachte, er bräuchte mich nur zum kämpfen gegen die Grounder?  Ich war verwirrt. Ich hatte keine Lust mehr zu helfen, also ging ich einfach und setzte mich wieder an meinen Platz hinter dem Drop- Ship. Octavia hat mich mit ihren Worten über ihren Bruder echt zum Nachdenken gebracht. Und hatte ich wirklich so viele Chancen um abzuhauen? Hatte Octavia recht und ich bin wegen Bellamy im Camp geblieben?
Ich dachte ziemlich lange darüber nach. Doch ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich nur deswegen hier geblieben bin. Ich redete mir ein, dass Octavia unrecht hatte und ich keine Chance hatte, abzuhauen, dass Bellamy mir gefolgt wäre.
Doch im Inneren wusste ich, dass sie wirklich Recht hatte. Obwohl ich Bellamy für sein Handeln bezüglich Murphy verabscheute, war ich ihm doch dankbar, dass er in mir sehr viel vertrauen hatte und mich als starke Persönlichkeit sah. Ich wollte nicht weg aus dem Camp, weil ich mich dank Bell hier sicherer fühlte.

Die nächsten Tage waren mehr oder weniger ereignislos. Wir hatten das Camp wieder aufgebaut. Ich war mit ein paar Leuten jagen und Raven hatte das Funkgerät verbessert. Mittlerweile konnten wir mit den Menschen nicht nur sprechen, sondern sie auch sehen.
Der Grounder war immer noch gefangen, was Octavia gar nicht gut fand. Sie hatte versucht auf Bellamy einzureden, dass er ihn frei ließ, doch dieser fand das für keine gute Idee.
Bellamy hatte nur noch sehr wenig mit mir gesprochen. Er wollte nur von mir, dass ich einigen von uns das Kämpfen beibringe, was ich auch gerade versuchte.
Vor mir standen ca. 8 Jugendliche und kämpften gegeneinander. Sie versuchten die Techniken, die ich ihnen zeigte, so gut es ging anzuwenden. Einige machten es sogar sehr gut, anderen versuchte ich so gut es ging zu helfen, dass sie es besser machten. Ich hatte noch viel Arbeit vor mir. Doch auch wenn viele von uns kämpfen könnten, wir hätten nie eine Chance gegen die Grounder, wenn wir keine Waffen haben.
Außerdem wurde es so langsam Kalt. Der Winter kam also immer näher und wir hatten weder genügend Kleidung, noch genügend Essen dafür.
Clarke kam auf uns zu und beobachtete uns. Sie wirkte zufrieden. Nach kurzer Zeit kam sie auf mich zu. „Hey Alicia. Kane will mit dir reden." Wieso wollte mein Onkel jetzt mit mir reden? „Hat er gesagt, was er wollte?", fragte ich sie deshalb, doch sie verneinte.
„Ok Leute. Für heute ist das Training vorbei. Morgen machen wir weiter.", sagte ich zu den anderen und konnte sehen, dass manche echt erleichtert waren.
Dann ging ich  zum Zelt, in dem das Funkgerät stand, setzte mich vor den Bildschirm und setzte das Hetzet auf.  Als ich Marcus sah, wusste ich nicht was ich sagen sollte. Ich hatte ihn das letzte mal gesehen, als ich in meiner Zelle war. Er hatte damals nicht ein Wort mit mir geredet. Mich wie eine Schwerverbrecherin behandelt. Er war das kalte Ratsmitglied, wie ihn jeder kannte.
Und jetzt saß ich hier quasi vor ihm und wusste nicht was ich sagen sollte.
„Hallo Alicia. Wie geht's dir?", fragte mein Onkel vorsichtig. Auch er wirkte mit der Situation ein bisschen überfordert.
„Ganz gut." Sagte ich nur.
„Alicia, du weißt, dass wir zur Erde kommen werden?"
„Ja ich hatte es vermutet. Wieso erzählst du mir das?"
„Ich erzähle es dir, weil ich einen Neuanfang wagen möchte. Deine Taten werden dir vergeben und dich wird keine weitere Strafe erwarten, wenn wir auf der Erde sind. Ich möchte dich dann einfach nur gerne besser  kennenlernen."
Er stoppte kurz. "Bist du alleine?"
Etwas perplex über die Frage, nickte ich.
Kurz holte er noch mal Luft, bevor er zu Sprechen anfing."Ich mache mir schreckliche Vorwürfe,  dass ich dich einfach mit ihm alleine gelassen habe, nachdem deine Mutter gestorben war. ich  hätte dich beschützen können. Du warst die Marionette deines Vaters und warst seinem Wahnsinn ausgeliefert. Es tut mir so leid, dass ich nicht für dich da war."
Ich fing an zu weinen, als ich mir vorstellte, wie meine Kindheit gewesen wäre, wenn ich auch noch Marcus und meine Grandma in meinem Leben gehabt hätte. Ich konnte mir eine schönere Kindheit vorstellen.
Ich war verwirrt über das was er sagte. Er möchte also einen Neuanfang. Wieso eigentlich nicht? Als ich noch klein war, mochte ich meinen Onkel immer sehr gerne. Meine Mutter und ich waren sehr oft bei ihm und er hat dann immer mit mir Quatsch gemacht. Die Erinnerung machte mich glücklich und traurig zu gleich.
"Ich hätte dich gebraucht. Doch du warst nicht da. Ich habe immer gehofft, dass du mich retten kommst, aber du kamst nicht. Wenn du mich gesehen hast, bist du einfach an mir vorbei gelaufen. Du hast gesehen, wie schlecht es mir ging und du hast es ignoriert." Ich machte meinem Frust Luft und es fühlte sich gut an.
Marcus fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Ich konnte sehen, wie leid es ihm tat. "Alica, es tut mir leid. Bitte verzeihen mir, dass ich mich nicht um dich gekümmert habe. Ich hatte anfangs nicht gewusst, wie schlimm dein Vater wirklich war und als ich davon erfahren habe, war es schon zu spät. Bitte lass uns einen Neuanfang wagen, wenn wir auf der Erde sind."
„Ich weiß nicht was ich darauf antworten soll Marcus. Mir wird dann alles verziehen und ich bin dann so zu sagen frei?" Ich war skeptisch. Man kann einem Menschen doch nicht einfach einen Mord verzeihen.
„Ja. Der Rat hat beschlossen, dass ihr gute Arbeit auf der Erde leistet und will euch dafür belohnen."
„Ok. Wir können es ja versuchen. Ich muss jetzt aber weiter. Andere wollen auch noch mit ihren Eltern reden und es gibt noch viel zu tun."
Ich verabschiedete mich von Marcus und ging wieder aus dem Zelt. Clarke kam wieder auf mich zu. „Was wollte Kane von dir?", fragte sie.
„Er hat mir erzählt, dass sie auf die Erde kommen und keiner von uns wegen ihrer Straftaten, die sie auf der Ark begannen haben, was zu fürchten hat. Wir werden alle begnadigt."
„Wie war es für dich, wieder mit deinem Onkel zu reden? Und  wieso hat der Rat mir das nicht schon gesagt?"
Ich wischte mir mit den Ärmel übers Gesicht. Clarke hatte natürlich erkannt, dass ich geweint hatte.
"Anders, als ich gedacht hatte. Er hat sich bei mir entschuldigt. Und er will einen Neuanfang und mich besser kennenlernen, wenn sie auf die Erde kommen."
„Okay. Danke, dass du es mir erzählt hast. Ich denke einen Neuanfang wäre für viele von uns sehr gut."  Dann ging sie ins Drop-Ship in dem sie Bellamy vermutete. Ich schaute mich im Camp um. Monty und Jasper packten gerade irgendwelche Nüsse ein. Ich ging zu ihnen.
„Hey. Kann ich vielleicht welche haben?"
„Ja klar. Wenn du willst kannst du uns sogar helfen." sagte Jasper.
Monty schaute mich erst etwas komisch an, machte dann aber Platz für mich.
„Ok. Dann helfe ich euch beiden mal mit den Nüssen. Wie schmecken die eigentlich?"
„Hier fang.", rief Jasper und warf mir eine Nuss zu. Ich fing sie mit dem Mund auf.
„Yay. Gut gemacht." lobte er mich und auch Monty lachte.
Die Nüsse schmeckten eigentlich gar nicht schlecht. Sie hätten auch schlimmer sein können, dachte ich mir.
Die beiden machten faxen und ich musste ziemlich oft über sie lachen. Ich fühlte mich  richtig gut.
„So wir sind fertig. Und was machen wir jetzt?" fragte ich die beiden.
„Hm. Lass uns in unser Zelt gehen. Hier draußen wird es so langsam kalt." antwortete mir Monty. Wir nahmen noch ein paar Nüsse mit und gingen dann zu deren Zelt.
Monty legte setzte sich auf sein Bett und ich setzte mich auf den Boden.
„Ist die Erde nicht wunderschön?" fragte er mich plötzlich. Als ich ihn ansah, sah ich ihn nur noch ganz verschwommen und verzerrt. Ich konnte mich aber nicht mal richtig fragen wieso, denn ich verfiel auf einmal in eine Art Rausch.
„Ja irgendwie ist sie atemberaubend." Wir beide kicherten, wie kleine Mädchen und aßen noch ein paar Nüsse. „Du bist komisch Alicia.", sagte Monty.
„Wieso bin ich komisch?"
Er lachte. „Kann ich dir nicht sagen. Du bist einfach komisch."
Jasper kam ins Zelt und sah uns beiden kichern und gackern.
„Die Erde ist merkwürdig.", stellte er fest.  „Nein, die Erde ist wunderschön.", erwiderte Monty.
Jasper ging wieder aus dem Zelt und auch Monty verschwand auf einmal.
Jetzt war ich alleine in diesem großen Zelt. Warte nein, ich war nicht allein. In einer der Ecken stand John. Warte John? Was machte er hier? Ich ging auf ihn zu. „John? Was machst du hier?" fragte ich ihn. Doch er antwortete nicht. Er schaute mich einfach nur böse an. Auf einmal hörte ich etwas hinter mir und drehte mich um. Dort stand meine Mutter. Ich traute meinen Augen nicht. Meine Mutter war tot. Auch sie schaute mich einfach nur an. Ich versuchte auf einen von den beiden zu zulaufen, doch es fühlte sich so an, als könnte ich mich nicht bewegen. „Mum. Es tut mir so leid.", sagte ich und viel dabei zu Boden. Ich merkte, dass ich weinte. Plötzlich kamen beide auf mich zu.
„Du hättest mich suchen sollen!", rief John. „Wegen dir bin ich Tot." Kam es von meiner Mutter.  Ich versuchte mir die Ohren zu zuhalten. Doch ich hörte die Vorwürfe der beiden immer lauter. Ich weinte immer heftiger und flehte, dass sie aufhören sollten. Doch sie taten es nicht. Sie machten immer weiter Ich rollte mich auf dem Boden zusammen und weinte. Ich wusste nicht wie lange ich so da lag. Aber irgendwann wurden die Stimmen von Murphy und meiner Mum leiser, bis sie dann ganz verstummten.

Ich hörte wie jemand ins Zelt kam und auf mich zu lief. „Scheiße Alicia. Was ist los?" Es war Monty. Er hockte sich zu mir auf den Boden und berührte mich an der Schulter. Ich zuckte zusammen. Ich hatte noch nicht wieder mitbekommen, dass ich wieder in der Realität war.
„Hey alles gut. Ich bin es Monty. Erzähl mir was passiert ist." Er nahm mich langsam in den Arm und ich ließ es zu. Es fühlte sich gut an, in den Arm genommen zu werden. Nach dem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, erzählte ich ihm was passiert war.
„Ich... ich habe sie gesehen. Sie haben mir die Schuld für ihren Tod gegeben." schluchzte ich. „Wen hast du gesehen?" fragte Monty vorsichtig.
„Murphy und meine Mutter. Sie haben mich angeschrien."
„Hey das war nicht real. Das waren die Nüsse, die wir gegessen haben. Keiner war hier und hat dir Vorwürfe gemacht. Es ist alles gut." Er strich mir fürsorglich über den Rücken.
Ich nickte. Er hatte recht. John und meine Mutter waren nicht real. Ich entspannte mich wieder etwas.
„Soll ich dir erzählen, was ich verrücktes gemacht habe?" fragte er mich und ich nickte.
Er lachte kurz. „Ich wollte die Gezeiten ändern und habe den Mond gesucht. Dann habe ich einen Pinienzapfen gegessen."
Ich richtete mich auf und sah ihn ungläubig an. „Du hast wirklich einen Pinienzapfen gegessen?" lachte ich.
„Ja wirklich. Frag mich bitte nicht wie es geschmeckt hat."
Jetzt lachten wir beide.
„Danke Monty." sagte ich.
„Ach kein Ding. Komm lass uns raus gehen und gucken wie es den anderen geht. Ich habe eben Jasper mit einem Stock kuscheln gesehen."
Er stand zuerst vom Boden auf und reichte mir dann seine Hand, die ich dankend annahm, dann gingen wir aus dem Zelt.
„Der Grounder ist weg!", reif einer.
„Lasst die Grounder kommen." kam es auf einmal vom Bellamy, der gerade mit Clarke ins Camp kam. Sie  hatten beide Waffen dabei, die sie uns allen präsentierten.
Endlich, dachte ich mir. Wir hatten endlich eine Chance gegen unsere Feinde.
„Morgen fangen wir mit dem Training an. Und wenn die Grounder kommen, sind wir bereit zu kämpfen." Bellamy sah in die Gesichter, der Menge und blieb an meinem hängen. Ich nickte ihm zu und ich konnte ein kleines Lächeln in seinem Gesicht erkennen.
Jetzt waren wir bereit zu kämpfen.

Children of the Dark| John Murphy x OC | Staffel 1Onde histórias criam vida. Descubra agora