2. Deal?

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Ich wurde durch Stimmengewirr wach. Ich setzte mich sofort auf und sah mich um. Bei unserem Leben auf der Straße hatte man seltsamerweise einen sehr leichten Schlaf.

Aber zum Glück war niemand sonst auf dem Dach. Hätte mich aber auch gewundert. Wir hatten den Zugang von außen auch nur nach langem Suchen und Testen gefunden, was nicht ganz ungefährlich gewesen war.

"Was ist?", murmelte Suga etwas verschlafen. Auch wenn er ein leichten Schlaf hatte, wachte er dennoch schwer auf. Aber er sah jedes Mal so knuffig aus.

Ich bedeutete ihm leise zu sein. Die Stimmen kamen von unten. Vorsichtig schlich ich mich an die Dachkante und sah nach unten.

Suga legte seinen Kopf auf meine Schulter. "Na sieh mal einer an..."

Unten standen offenbar zwei Gruppen sich gegenüber, die offensichtlich mehr waren als irgendwelche 'normalen' Freundesgruppen, und diskutierten laut. Offenbar hatten sich die zwei Banden, beziehungsweise Gangs, ausgerechnet dieses Gelände für einen Deal ausgesucht.

Etwas desinteressiert beobachteten wir die Diskussion. Verstehen konnten wir aber leider nichts.

"Sag mal, ist das nicht die Schlange?", fragte Suga mit einem Mal.

Ich sah zu der Person, zu der er deutete. Er hatte Recht. Doch darauf reagieren konnte ich nicht, da alle der Untenstehenden mit einem Mal ihre Waffen zogen.

"Oh... da is wohl ein Deal geplatzt.", gab ich trocken von mir. Suga lachte.

Wir betrachteten weiter die Szene die sich uns da unten bat.

"Die machen ja nichts außer Reden.", gab Suga enttäuscht von sich. Ich murrte zustimmend, bis mein Blick auf ein paar alte Ölfässer hier auf dem Dach fiel.

"Wollen wir die Bande von der Schlange jetzt abhaken?", fragte ich nach.

Suga folgte meinem Blick und musste grinsen. "Warum nicht..."

Ich schlich zu den Fässern und rollte sie zur Dachkante. "Wollen wir wetten?", grinste ich.

Suga schnaubte. "Als ob du alle fünf auf einmal schaffst!"

Ich grinste ihn nur wieder an. "Das Übliche?", hakte ich nach. Er seufzte nur und nickte.

"Dann gehört wohl der nächste Nachtisch den wir finden alleine mir...", lachte ich, öffnete eine Tonne, warf etwas hinein, zielte kurz und stieß das Fass vom Dach.

Es sprang von einem Vorsprung etwas ab und traf drei der Fünf, die sofort zu Boden gingen. Die konnten allerdings nicht reagieren, da mit einem Mal die Tonne explodierte und die anderen zwei an die nächste Wand warf.

Die andere Gruppe bekam nichts von der Explosion ab, erschraken allerdings, sodass sie wild drauf los schossen. Erst nachdem alle Kugeln verschossen waren, hörten sie verwirrt auf.

Ich klatschte mir auf die Stirn. Waren die wirklich so doof?

"Hey! Du hast gemogelt.", schimpfte Suga. Ich drehte mich nur grinsend um.

"Ich hab die Fünf mit nur einer Tonne plattgemacht.", stellte ich fest. "

Aber dafür unseren kostbaren Sprengstoff verplempert.", maulte er.

Ich verdrehte die Augen. "Aber wir können Fünf von der Liste streichen. Dafür haben wir doch die Munition."

Noch immer murrend, stimmte mir Suga zu. "Immerhin fünf..."

Allerdings wurden wir plötzlich in unserer Diskussion unterbrochen. "Was zum Henker..."

Erschrocken fuhren wir herum. Vor uns stand ein fremder Mann und starrte uns überrascht an. Wo kam der plötzlich her?!

Suga rannte zur Dachkante und sah runter. "Es sind nur noch vier von fünf Fremden unten.", zischte er.

Doch dann grinste er mich an. "Pack deine besten Schauspielskills aus. Ich will was zu lachen haben."

Ich starrte den Mann vor mir an, überlegte kurz und tat das was das naheliegendste war. Ich begann laut zu weinen.

Sofort kniete sich der Mann mit den breiten Schultern zu mir herunter. "Hey, nicht weinen Kleiner. Ich tu dir nichts.", sprach er beruhigend zu mir.

Langsam kam er näher und zog mich an seine Brust, wo ich weiter heulte. "Was machst du denn hier auf dem Dach? Bist du alleine hier?"

Ich bewegte meinen Kopf auf und ab was er als Nicken deutete. "Wo sind denn deine Eltern?"

Ich weinte umso stärker. Er schien es richtig zu deuten. Geschockt sog er die Luft ein.

Über seine Schulter hinweg, sah ich zu meinem Freund und verdrehte die Augen. Der Fremde war echt blöd. Suga lachte daraufhin nur laut los.

Der Fremde bekam das natürlich nicht mit. "Ssh... alles wird gut."

Langsam 'beruhigte' ich mich wieder.

"Wie heißt du denn Kleiner?", fragte der Fremde lieb.

"Chi... Chim...", murmelte ich. Als ob ich den meinen richtigen Namen geben würde.

"Wie bist du nur hier hoch gekommen?", fragte der Fremde.

Ich zuckte nur die Schultern.

"Na komm. Ich bring dich erstmal von hier oben runter."

"A... aber Suga...", jammerte ich.

Verwirrt sah der Unbekannte mich an. "Suga...?"

Ich bedeutete meinem Freund mal her zu kommen. Der seufzte nur, rannte aber zu mir und sprang auf meinen Arm. Der Fremde zuckte zurück.

"Eine Ratte?!", schrie er fast entsetzt.

Sofort zischte Suga auf. "Ich bin keine verdammte Ratte! Sag mal hast du keine Augen im Kopf? Ich bin ein Frettchen! F-R-E-T-T-C-H-E-N!"

Natürlich verstand der Typ nichts was er sagte. Ich dagegen musste aufpassen nicht laut loszulachen.

Um meinen Freund allerdings zu beruhigen, murmelte ich: "Er ist ein Frettchen..."

Etwas verwirrt und angeekelt aber auch irgendwo erleichtert, dass es keine Ratte war, sah er Suga an. Der schnaubte nur.

"J... ja... Egal. Ich bring dich erstmal hier runter, dann sehen wir weiter. Aber du kannst dir sicher sein, dass du jetzt versorgt wirst."

Etwas lächelnd sah ich zu Suga. "Schau, jetzt brauchen wir keine Angst mehr haben zu verhungern.", gab ich kindlich naiv von mir.

Das brachte ihn wieder zum grinsen. "Durchschnorren klingt gut.", schnurrte er.

"Na komm her.", der Unbekannt breitete seine Arme aus und wartete.

"Na mach schon. Ich will wissen, was dieser Clown und seine Affenfreunde da unten zu bieten haben.", meinte Suga und kletterte auf meine Schultern.

Ich lächelte und sprang auf den Arm des Fremden. Der lachte ebenfalls etwas, obwohl Suga ihm halb im Gesicht hing. Natürlich seine volle Absicht.

Ich schloss die Augen und kuschelte mich an ihn. Er war doch irgendwie angenehm warm. Doch als Suga geschockt die Luft einsog und ich eine fremde entsetzte Stimme hörte, machte ich auch wieder die Augen auf.

Streets of SeoulWhere stories live. Discover now