Teil2

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Am nächsten Tag stand ich dann an der Bushaltestelle und wartete auf meinen Bus. Wie überraschend. 

Ich war am Handy und versuchte mir die Zeit zu vertreiben, bis auf einmal ein großer Mann vor mir stand, der mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

"Hey", sagte er, ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht und bückte sich quasi zu mir runter, um mich zu umarmen. 

"Hey, Goldkehlchen."

"Ich hab gehört, du willst mit zum Konzert kommen." Es war weniger eine Frage, als eine Aussage. Durch sein Blick war es sogar eher eine Bitte. Basti wusste genau, dass ich Lukas keinen Wunsch ausschlagen konnte. Er war einfach so ein lieber Mensch und guter Freund. Da war es schwer 'nein' zu sagen, wenn er etwas wollte.

"Naja weißt du, ich hab morgen Schule und so", sagte ich langsam mit einem entschuldigenden Unterton. Ich wollte meinen Bruder einfach nicht schon wieder gewinnen lassen. Es war schrecklich, dass er mich so gut kannte.

Als er gerade etwas entgegnen wollte, fiel ich ihm ins Wort. "Müsstest du nicht eigentlich schon in Frankfurt sein und, ehm, Konzert-Dinge regeln?"

Er kratzte sich am Hinterkopf. "Ja, aber Basti macht das für mich dieses Mal. Ich wollte dich halt gerne dabei haben." Er grinste mich schüchtern an. "Und für den Soundcheck müssten wir langsam mal losfahren." Er wusste, dass er gewonnen hatte.

Also machten wir uns zusammen auf zu seinem Auto. Aber natürlich nicht ohne vorher noch mal von ein paar Mädchen aus der 12. Klasse angequatscht zu werden. Ich liebte die Jungs, aber ihre Berühmtheit nervte mich.

Ich schnappte mir den Autoschlüssel von Lukas und lief schon mal vor. Als ich dann vor dem grünen Audi stand, wollte ich mich natürlich erst auf die Beifahrerseite setzen, ging dann aber ums Auto rum, schmiss meine Tasche auf den Rücksitz und setzte mich hinter das Lenkrad.

Lukas hielt alles immer sauber und ordentlich, deshalb war es auch keine Überraschung, dass sein Auto genau so ordentlich war. Es roch so gut hier drin, als würde er irgendwo so einen Duftbaum rumliegen haben.

Ich stellte den Sitz und die Spiegel passend ein. Ich ging einfach davon aus, dass es für ihn okey wäre, wenn ich fahre. Immerhin ist er schon oft mit mir mitgefahren. 

Ich liebte sein Auto einfach. Es fuhr sich so schön. Da ich nicht so viel Ahnung von Autos hatte, wusste ich nicht genau was es für eins war, aber es hatte auf jedenfall viel PS.

Als ich fertig eingerichtet war, ging die Beifahrertür auf und Lukas stieg ein.

"Wieso hab ich das erwartet?", lächelte er ironisch.

"Du wirst bald 20. Warum hast du noch kein eigenes Auto?", fragte er mich irgendwann.

"Weil meine Eltern mir die Busfahrkarte bezahlen. Sprit und sowas müsste ich alles selbst bezahlen. Außerdem muss ich mir ja erst mal was leisten können. Und fürs Arbeiten hab ich keine Zeit." Ich schaute Lukas kurz an, der nachdenklich gerade aus schaute.

"Wollte Basti dir nicht eigentlich eins zum 18. schenken?"

Ich lächelte ihn an. "Weißt du, was ich von Basti zum 18. bekommen habe?"

"Was denn?" Ich konnte seinen Blick auf mir spüren.

"Er hat mir 'ne TP4L Box geschenkt." Wieder schaute ich zu ihm rüber. Er lächelte mich an.

"Und letztes Jahr?"

Lukas war so ein lieber Kerl. Im Internet verstellte er sich. Manchmal sogar sehr. Er wollte für seine Fans kein Mensch sein. Niemand, der eine eigene Meinung zu etwas hatte, der ein eigenes Leben führte. Er wollte einfach nur Künstler sein.

Deshalb gibt es auch viele Menschen, die behaupten, Lukas würde sich mit Trailerpark überhaupt nicht verstehen. Wäre nur dabei um ihnen einen Gefallen zu tun oder um mehr Menschen zu erreichen. Aber das stimmte nicht. Ich frage mich bis heute selber noch wieso er sich mit den anderen so gut verstand, warum er das alles mitmachte. Immerhin war er, auch wenn er auf Tour versuchte sich anzupassen, das komplette Gegenteil von den Jungs. So hatte er, seitdem wir uns kannten, auch noch nie meinen Geburtstag vergessen. Ganz im Gegenteil zu meinem eigenen Bruder.

Zuhause angekommen saß er dann auf meinem Bett und beobachtete mich dabei, wie ich meine Sachen zusammen packte.

"Spielst du eigentlich auch alte Songs?", fragte ich dann um die unangenehme Stille zu unterbrechen. "Immerhin ist es ja deine Album Tour." Er schaute mich an und überlegte.

"Ja klar. Am Anfang wollte ich ein Terroristen Medley spielen." Er grinste mich an und legte sein eines Bein auf das andere, zupfte dann an seinem Hosenbein rum. 

"Hört sich gut an", erwiderte ich sein Grinsen. "Sonst noch was?", fragte ich als ich in meinem Kleiderschrank rumwühlte.

"Hmm.. Ich wollte noch 'Lass liegen' spielen. 'Namen machen', 'Fick ihn doch', 'Trostpreis' und noch ein paar andere. Ich müsste gleich noch mal auf die Setlist gucken."

"Also..." Ich schaute ihn nicht an. "ist Timi dann auch da?", versuchte ich so beiläufig klingen zu lassen wie möglich, das Herzklopfen in meiner Brust ignorierend.

"Ne, der ist wohl irgendwie beschäftigt."

Ich drehte mich zu ihm um und packte dann alles in die Tasche neben ihn.

Noch eine unreale LiebesgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt