Teil11

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"Ach komm, Lukas. Du stellst dich an, als würdest du meine ganze Familie kennen lernen."

"Er ist ja auch deine Familie."

"Aber du kennst Basti doch schon." Lukas sah mich nervös an, konnte sich aber nicht dazu bringen, sein nervöses auf und ab laufen zu unterbrechen.

"Er weiß aber nicht, dass wir zusammen sind", sagte er und putzte nun zum vierten Mal den Couchtisch ab, vor dem ich saß.

"Er wird dich schon nicht umbringen", versuchte ich ihn zu beruhigen.

Lukas fuhr sich nervös durch die Haare und atmete einmal schwerfällig durch. "Da bin ich mir nicht so sicher." Sein unruhiger Blick wanderte zur Balkontür. "Ich glaub, ich geh mal eine rauchen."

Stöhnend stand ich auf und legte meine Hände auf seine Brust, hinderte ihn somit daran an mir vorbeizugehen.

Ich griff nach seinen Händen und sah ihn an. Er hatte wirklich Angst. Das konnte man ihm deutlich ansehen. Eigentlich ist es ja auch verständlich. Es war keine Seltenheit, dass Basti den Jungs damit gedroht hatte, demjenigen, der es wagte seine kleine, unschuldige Schwester anzufassen, den Schwanz abzuschneiden oder ihn zu kastrieren.

Lukas war allerdings der Letzte, der sich um irgendwelche Konsequenzen sorgen musste.

"Schatz, du weißt, er liebt dich. Und er liebt mich. Er liebt uns vielleicht nicht zusammen, aber das muss er ja auch nicht. Trotzdem kann er sich mit Sicherheit keinen besseren Schwager wünschen. Bei anderen Kerlen würde ich mir auch Sorgen machen, wie er reagiert, aber du bist sein Goldkehlchen, Lukas." Ich wusste genau, was für ein Name gerade in seinem Kopf hin und her schwirrte.

Ich grinste ihn an, woraufhin er trotzdem noch verunsichert zurück lächelte.

Im nächsten Moment klingelte es dann an der Tür. Man konnte förmlich sehen, wie stark sein Herz schlug.

"Und jetzt sei mal ein Mann und mach auf." Ich lächelte ihn aufmunternd an.

Er nickte. Ich gab ihm noch einen Kuss und ließ mich dann wieder auf die Couch fallen, während ich meinen Freund dabei beobachtete, wie er im Flur verschwand.

Alles daran fühlte sich falsch an. Der Fakt, dass ich ihn meinen Freund nannte, dass ich Basti ihn auch als diesen vorstellen wollte und natürlich der Kuss.

Lukas war mein bester Freund. Und um ehrlich zu sein weiß ich nicht mehr, ob ich mehr will. Ja klar liebe ich ihn, aber kann es nicht auch sein, dass diese Liebe nur freundschaftlich ist? Platonisch?

Ich war ganz schön high als wir zusammen gekommen sind. Vielleicht hatte mich meine innere Stimme nur manipuliert, mir eingeredet, dass ich mehr von ihm will um mich von Tim abzulenken. Und jetzt, wo wir seit gut einer Woche zusammen waren, ich auch wieder ein wenig Abstand von ihm hatte, da ich wieder nach Hause gegangen war, hatte ich Zeit über alles nachzudenken. Vielleicht war es ja ein Fehler gewesen? Ich wollte ihm auf keinen Fall weh tun.

Lukas kam noch nervöser durch die Tür, gefolgt von einem ziemlich skeptisch schauenden Basti.

"Was is' mit ihm los?", fragt er dann auch, als ich mich auf ihn zu bewegte.

"Er hat Angst, dass du ihn umbringst", grinste ich, schaute zu Lukas und umarmte meinen Bruder kurz. "Unglaublich, dass du mal wieder in Deutschland bist."

"Ja, muss mal wieder sein." Er zuckte die Schultern und steuerte auf den Sessel zu. Wir folgten ihm und setzten uns auf die Couch. "Also warum soll ich dich umbringen?", fragte er und ließ seinen Blick zu Lukas schweifen.

"Naja, weißt du. Es ist irgendwie so dazu gekommen, dass.." Lukas zupfte nervös an seinem Pulli rum und schaute hilfesuchend zu mir. "..ehm, also wir, wir-"

"Wir sind zusammen", fiel ich ihm ins Wort und erlöste ihn somit von dem Struggle. Es kommt auch nicht oft vor, dass der wortgewandte Lukas mal keine Ahnung hatte, was er sagen sollte.

Basti schaute uns leicht überrascht an. "Okey, freut mich für euch."

Lukas griff nach meiner Hand und entspannte sich langsam.

"Hab gehört, du wohnst wieder Zuhause", wechselte Basti daraufhin das Thema. Er wollte anscheinend genauso wenig weiter über uns reden wie wir.

Ich nickte. "Ich will aber ausziehen. Lukas hat mir geholfen mich von der Schule abzumelden. Jetzt muss ich mir nur noch einen Job suchen."

Basti fing an zu grinsen. "Kannst ja in der Goldammer Bar anfangen."

"Lieber als in der Trailerpark Bar", sagte ich nachdenklich. Ich war ein paar Mal in der Trailerpark Bar. Sogar die Menschen, die da gearbeitet haben, waren entweder high oder besoffen. Trailerpark halt. Und in der Goldammer Bar wäre Basti trotzdem noch mein Chef und die Leute, die da arbeiten sind alle viel angenehmer. Also wäre das vielleicht wirklich gar nicht so schlecht.

"Sag mal hier nichts gegen die Trailerpark Bar", antwortete Basti Kopf schüttelnd. "Lukas, sogar du musst doch zugeben, dass die Bar mega geil war." Er grinste noch immer.

"Ich war ja nicht so oft da. Aber war nett, ja."

Basti steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. "Du könntest auch bei mir einziehen, wenn du kein Bock auf arbeiten hast", meinte er und suchte währenddessen nach einem Feuerzeug in seiner Hosentasche.

"Ich überlegs mir", antwortete ich ironisch grinsend. War ja nicht das erste Mal, dass er mir angeboten hat, bei ihm einzuziehen. Genauso wie es auch nicht das erste Mal war, dass ich dieses Angebot abgelehnt hatte.

Basti zuckte einfach nur wieder mit den Schultern und ging mit seiner Kippe raus auf den Balkon.

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⏰ Last updated: Feb 26, 2019 ⏰

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Noch eine unreale LiebesgeschichteWhere stories live. Discover now