Teil1

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Fuck, diese kack E-Funktion. Wer braucht so einen scheiß überhaupt? Okey, egal. Konzentrier' dich. Du musst das einfach nur noch fertig machen, sonst bekommst du doch noch eine 5 in Mathe. 

Frustriert starrte ich auf die Funktion. Als mir in der 11. Klasse gesagt wurde, dass mich das Thema 'Kurvendiskussion' nicht mehr verlassen würde, war ich froh, als ich das dann verstanden hatte. Aber dass man den Kack mit so einer beschissenen E-Funktion schwieriger machen würde, davor hatte ich mich niemand gewarnt.

Ich erschrak leicht, als die Tür mit einem Schwung aufging, widmete mich aber weiter meinen Hausaufgaben.

"Willst du mich nicht mal begrüßen?", kam es dann von der Person hinter mir. Verwirrt drehte ich mich um.

Zu meinem erstaunen waren es nicht meine Mutter oder mein Vater, die mich zum Essen holen wollten. Nein, es war mein Bruder. Mein Bruder, den ich jetzt schon seit gut einem halben Jahr nicht mehr gesehen hatte. 

Nach dem kurzen Moment der Freude, dass er wieder da war, kam mir aber wieder in den Kopf, wieso ich ihn solange nicht gesehen hatte.

Er stand mit offenen Armen vor mir und wartete auf meine Reaktion.

Ich drehte mich wieder um. "Nein Basti, verpiss dich.", kam es nicht so wütend von mir, wie es eigentlich sollte.

Ich hörte wie er seine Arme wieder runter nahm und diese auf seine Oberschenkel klatschen ließ.

"Danke, ich freu mich auch dich wiederzusehen, Schwesterchen", sagte er, nahm sich den Stuhl, der neben meinem Schrank stand und setzte sich dann neben mich, schaute mich erwartungsvoll an.

Nach einem Moment der Stille wurde es mir dann zu dumm. Genervt lehnte ich mich im Stuhl zurück. "Was willst du hier?"

"Darf ich nicht mal meine kleine Schwester besuchen?" Er fing an zu grinsen.

"Oh, toll, dass dir das auch mal einfällt." Ich guckte ihn wütend an, woraufhin sein Grinsen verschwand, er mich aber immer noch anguckte, als wäre ihm keinerlei Schuld bewusst. "Und wo warst du an Weihnachten? Und an Silvester? Als du deiner kleinen Schwester", ich ahmte ihn nach, "versprochen hast zu kommen?"

"Es tut mir leid, ich hatte halt zu tun", antwortete er genau so genervt.

"Wie viel kann man in Spanien schon zu tun haben?" Ich schaute ihn ungläubig an.

"Sehr viel, glaub mir." Er schaute angewidert auf meine Hausaufgaben und widmete sich dann wieder mir. "Ich versteh zwar nicht, wieso du deswegen sauer auf mich bist, aber es wäre schön, wenn du mich mal entblocken würdest."

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. "Naja, jetzt bist du ja erst mal hier."

Er rollte mit den Augen. "Ich bin hier, um es wieder gut zu machen."

Ich schaute ihn erwartungsvoll an und wartete auf seine Antwort.

"Ich nehm dich mit auf's Alligatoah Konzert."

"Oh, wow. Toll, danke. Das ist ja auch so eine große Arbeit für dich", sagte ich sarkastisch.

Er stöhnte, schloss für einen Moment seine Augen. "Morgen ist Tour-Auftakt in Frankfurt am Main. Also pack deine scheiß Sachen und komm mit." Er stand auf.

"Morgen ist Donnerstag. Ich hab Schule." Er schaute mich ungläubig an. "Ja ne, ich schwänze keine zwei Tage. Ich bin so schon kacke genug in der Schule."

Nach einem Moment, in dem er einfach nur schweigend durch den Raum schaute, steckte er sich seine Hände in die Hosentaschen und antwortete: "Wie du meinst." Dann sah er mich wieder an. "Du musst dir echt mal eine eigene Wohnung besorgen."

Das Thema hatten wir schon ein paar Mal. Jetzt musste ich doch grinsen. "Du hast auch bis 22 hier gewohnt", sagte ich während er auf meine Zimmertür zu ging.

"Bis 21. Und das auch nur, weil ich kein Geld hatte." Er blieb in der Tür stehen und hatte das selbe dumme Lächeln im Gesicht wie immer, wenn er wusste, dass ich einfach nicht lange sauer auf ihn sein konnte. Auch, wenn er oft ein ganz schönes Arschloch sein konnte.

"Achso, und ich seh also aus, als habe ich Geld?"

"Nein, aber ich", sagte er und zwinkerte mir zu bevor er hinter sich die Tür schloss. Basti konnte richtig anstrengend sein.

Noch eine unreale LiebesgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt