Zukunft

700 22 5
                                    

Die 187 Straßenbande verliert mit der PARTEI die Wahl in Hamburg, knapp, an die Grünen. Aber sie wird Zweitplatzierte Partei. Bonez MC und LX entscheiden sich, ihre PLätze in der Bürgerschaft anzunehmen. Gzuz, Maxwell und Sa4 lehnen ab. Sie geben sie an andere Parteiler weiter, die mehr Zeit dafür haben.

Die Jungs wollen unbedingt noch eine Tour durch Deutschland machen, bevor Bonez und LX an die Bürgerschaft gebunden werden. Zwei Wochen nach den Wahlen brechen sie schon auf.
Gzuz und ich haben uns seitdem jeden Tag getroffen. Jede Nacht verbringen wir zusammen. Nicht, weil wir uns irgendwie einengen wollen, aber weil wir gerade eben in einer Phase sind, in der wir uns so oft wie nöglich sehen wollen. Umso intensiver drängt Gzuz mich auch dazu, mit ihm auf Tour zu kommen. Aber ich habe Bonez missbilligenden Gesichtsausdruck bemerkt, als er davon Wind bekam. Auch wenn er uns offiziell unterstützt, merkt man ihm doch an, was er davon hält, dass Gzuz sich so auf eine Frau fókussiert. Außerdem meldet sich mein Chef wieder. Er bittet mich, in Hamburg intensivst zu arbeiten, um alles für die anstehende politische Laufbahn der Jungs zu ebnen.

Am letzten Abend vor der Tour chillen Gzuz und ich abends an einem Baggersee am Rand Hamburgs. Wir wollten es unbedingt noch im Wasser treiben und liegen jetzt ausgelaugt am Kiesstrand. Die Sonne geht unter. Ich lehne mich auf seine Brust und spreche das aus, was schon die ganze Woche in meinem Kopf herumgeistert. "Ich wollte nur sagen... wenn du das Bedürfnis hast, mit jemandem bei der Tour zu vögeln oder so... du bist natürlich frei, alles zu machen, was du willst. Das weißt du hoffentlich." Gzuz seufzt. "Komm einfach mit. Ich hab kein Bock, andere ficken zu müssen." Ich schüttele nur den Kopf. "Ich stoße zu euch, sobald ihr in Berlin seid, okay?" Gzuz verdreht nur die Augen. "Dann musst du heute Abend aber noch einiges vorarbeiten", murmelt er dann.

Wir reden nicht mehr darüber, und am nächsten Morgen, um 8 Uhr in der Früh, fahren die Jungs los Richtung Köln. Ich gehe nach dem Abschied erst mal ins Schlafzimmer und bin traurig. Ich habe Angst, dass Gzuz eine andere trifft auf der Tour, die ihn mehr fasziniert als ich.

Die drei Wochen vergehen nur schleppend. Gzuz schreibt mir sporadisch, wenn er Zeit hat zwischen den Konzerten und dem Feiern. LX ruft manchmal an. Ich arbeite viel. Zu viel. Mein Chef in Hamburg will, dass ich meinen Ausflug nach Berlin skippe, um mit allem fertig zu werden. Als ich Gzuz schreibe, dass ich vielleicht nicht komme, antwortet er gar nichts, obwohl er es gelesen hat. Und den nächsten Tag ist er auch still, und den Tag darauf auch.
Will ich das? Will ich, dass das passiert? Nach allem, was geschehen ist? Ich stehe vor meinem Spiegel und betrachte mich selbst. Ich denke daran, was ich Gzuz mal erklärt habe. Dass ich Menschen nicht mehr für das verurteile, was sie tun, weil sie eben nur so handeln können, wie sie sind. Und jetzt? Wie handele ich jetzt? Ist das das Beste, was ich geben kann?

Von diesem Gedanken beflügelt, schreibe ich meinem Chef kurzerhand eine SMS, dass ich morgen nicht arbeite. Dann buche ich den nächsten freien Zugplatz nach Berlin. Es ist schon 8 Uhr. Morgen Abend haben die Jungs ihr Konzert in Berlin, aber sie sind schon seit heute Mittag da. Eigentlich wollten wir uns da schon treffen. Ich rase durch meine Wohnung, sammele mein Zeug zusammen und sprinte dann zum Bahnhof.

Drei Stunden später. Ich stehe vor dem Hotel der Jungs und rufe LX an. Gzuz empfängt meine Nachrichten nicht. LX lässt mich sofort raus und nimmt mich in die Arme. "Na also", sagt er zur Begrüßung. "Ich wusste, du würdest kommen. Bonez war sich sicher dass nicht, und ich war mir sicher dass." Er führt mich in den Bereich der Jungs. Es geht heftig und wild zur Sache. Sex, Drogen, Leute. Ich kann Gzuz nirgends sehen. LX nimmt mich zur Seite. "Er hat mit keiner gevögelt, bis du geschrieben hast, dass du nicht kommst. Seitdem ist er konstant pissig. Ich glaube, seitdem lässt er sich von ihnen geben. Aber...ach, frag ihn einfach selbst." Damit schiebt er mich zu einer Tür etwas abseits. Sie ist nur angelehnt. Ich erhasche einen Blick durch den Spalt. Gzuz steht da und trinkt Vodka, während ein Mädchen auf ihn einredet. Er sagt nichts. Irgendwann drückt er sie einfach nach unten und öffnet seine Hose. Ich starre auf die Szene, die sich mir bietet. Ich will umdrehen und gehen, als LX leise sagt: "Also...wenn du die letzten Wochen irgendwas mitgenommen hast, dann doch hoffentlich, dass dich so eine nicht batteln kann." Ich schaue ihm in die Augen und sehe den Appell darin, jetzt nicht aufzugeben. Was habe ich nicht schon alles mitgemacht? Und jetzt, so kurz vorm Ziel, aufgeben? Ich ärgere mich über mich selbst. Dann, mit einem tiefen Atemzug, stürme ich die Tür.

Das Mädchen kniet schon vor ihm und ist kurz davor, ihn in den Mund zu nehmen. Ich starre sie an. "Hau ab!", fauche ich dann. "Die einzige, die diesen Schwanz heute Abend in den Mund nimmt, bin ich! Verpiss dich!" Sie starrt mich fassungslos an. Blickt zu Gzuz. Dieser blickt zu mir. Endlich berappelt er sich und deutet auf die Tür. "Verpiss dich", sagt er zu ihr. Sie springt auf und haut ab. Gzuz zieht seine Hose wieder hoch und mustert mich kühl. "Was tust du denn doch hier?"
"Es tut mir leid", sage ich ehrlich. Ich gehe auf ihn zu, bis ich vor ihm stehe, und blicke in seine Augen. "Ich war dumm. Ich habe nicht alles gegeben. Das werde ich jetzt. Glaub mir. Ich weiß, wie viel das hier wert ist." Gzuz Blick klärt sich etwas. Er sieht nicht mehr so wütend aus, eher lauernd.

"Und wie viel ist das hier so wert?", fragt er.

"Mehr als dieser dämliche Job", sage ich leise. Ich schlinge meine Arme um seinen Bauch und presse mein Gesicht in seine Brust. Gzuz blickt nachdenklich zu mir hinunter.

"Du willst deinen Job aufgeben?"

"Nein", sage ich. "Aber ich will ihn so halten, dass er mir nicht das verbaut, was mir am wichtigsten ist."

Endlich nimmt er mich auch in die Arme. "Am Wichtigsten. Soso", sagt er, aber er klingt nicht mehr angepisst. Erfreut klingt er.

Ich mache mich von ihm los, gehe zur Tür und öffne sie weit. Ein paar Leute stehen rum und reden im Gang. Ich gehe zurück zu Gzuz und lasse ihn auf einen Sessel sitzen. Dann ziehe ich mich vor ihm aus, komplett, wie bei unserem ersten Mal. Gzuz zieht mich auf seinen Schoß. "War das mit dem in den Mund Nehmen ernst gemeint?", murmelt er dann. Ich lächle nur. "Du wirst dich wundern, was du noch alles erleben wirst."


Zufall? Schicksal?Where stories live. Discover now