Kapitel 28 - You are everything I think about.

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"So kann das wirklich nicht mehr mit dir weiter gehen."
"Doch siehst du doch.", ich zog meine Nase hoch und schob mir noch einen Löffel Eis in den Mund.
Sophia seufzte und ließ ihr Gesicht in ihre Hände sacken.
"Wir fliegen nach Berlin.", sie straffte ihre Schultern, hob ihren Kopf und sah mich entschlossen an.
Mir fiel mein Löffel aus dem Mund und er hinterließ einen dumpfen Knall als er auf meinen Parkettboden auftraff.
Ich lachte künstlich auf.
"Ich mein das Ernst.", sie sah mich an, in ihrem Gesicht deutete wirklich nichts auf einen Witz hin.
"Ja natürlich, lass uns doch gleich nach Moskau reisen."
"Wenn du da hin willst. Aber ich dachte Deutschland wäre dir lieber."
"Was redest du da?", ich verzog meine Stirn und stellte meine riesige Eisbox neben mir, auf den mit Taschentüchern überfüllten Boden, ab.
Der Fernseher spuckte immer noch irgendwelche Wortfetzten von irgendeinem Liebesfilm aus, den ich mir angeschaut hatte.
"Wir machen Urlaub in Deutschlands Hauptstadt."
"Du hast nen Knall.", ich lachte hönisch auf. Sophia war verrückt geworden.
"Nein. Ich habe mit deiner Mutter darüber gesprochen, sie hat mir zu gestimmt."
Ich starrte sie entgeistert an. Dieses Mädchen hatte wirklich einen Knall.
"Ein Wochenende in Berlin. Komm schon, das wird witzig."
"Als ob mir das helfen würde. Liam ist und bleibt ein Arschloch, das ich früher oder später wieder über dem Weg laufen muss.", und diesen Schmerz wollte ich jetzt noch nicht war haben.
"Wir fliegen Freitag nach deiner Schule los."
"Du willst wirklich mit einem rotem Pandababy nach Berlin fliegen?", ich zog eine Augenbraue hoch.
"Ich tue alles mögliche damit es dir besser geht."
"Warum?", seit wann waren wir an diesem Punkt angelangt. Ich hatte gar nicht bemerkt wie freundschaftlich nah mir Sophia gekommen war, was für eine wichtige Rolle sie in meinem Herzen schon spielte. Ich vertraute ihr, nur ich sollte es nicht.
Ich verzog schmerzlich meinen Mund, ich wollte nicht nach Berlin, ich wollte nicht weg. Ich wollte einfach nur in meinem Zimmer sitzen und mir vorstellen in Liams starken Armen zu liegen. Er würde mir sagen das alles gut ist und das er mich nie verletzten würde.
Ein Zittern überkam mich, ich frostelte und zog die Decke nur noch enger um mich. Währendessen ein paar brennende Tränen meine Wangen entlang rollten. Er bedeutete mir schon so viel.
"Sophia.. ich..", meine Stimme brach ab.
"Ich ... ich .. glaub.. ich.. li..-", dieses Mal unterbrach sie mich. "Shh, Süße. Du glaubst nichts. Wir fliegen nach Berlin!"
Ich sah sie aus leeren müden Augen an, Augen die so sehr schmerzten, die so rot waren wie ein Stoppschild.
Ich atmete schwere Luft durch meine Lungen ein.
Warum?
"Das wird super, glaub es mir! Ich buche gleich den Flug und das Hotel! Mit deiner Mum werde ich auch noch mal sprechen.", ich nickte nur schwach.
Sie hatte eindeutig einen Knall. Warum gab sie sich bloß so viel Mühe? Ich bin ein hoffnungsloser Fall.


Als ich an dem Freitag morgen meine Augen aufschlug, wusste ich sofort schon, dass sich nichts verändert hatte. Der Schmerz war gleich geblieben.
Warum behauptete man dann immer das Zeit alle Wunden heilen würde? Was ein Schwachsinn..
Ich schluckte. Ich wollte nicht aufstehen. Ich wusste selbst nicht wie ich es die ganze Woche überstanden hatte.
"Schatz? Du musst aufstehen.", die Stimme meiner Mutter drang zu mir durch.
"Mum?", meine Stimme war leise, sie klang verwirrt und verzweifelt und wenig später erschien meine Mutter im Türrahmen.
"Ja Spatz?", ihre Haare waren noch vereinzelt hoch gesteckt, sie war gerade dabei sich Locken zu machen.
"Warum bist du noch hier?", ich blinzelte, rieb mir mit meiner rechten Hand über die Augen. Als ob alles nur ein Traum wäre und ich gleich erwachen würde.
"Ich treffe mich heute mit Mrs McTyre in Manchester."
"Du fährst nach Manchester?", ich schlug die Beine über meine Bettkante und setzte mich aufrecht hin.
"Es ist ziemlich kurzfristig, Spatz. Ich hätte dich ja mit genommen, aber du fliegst doch schon nach Berlin.", wahrscheinlich auch besser als alleine in Manchester zu hocken.
"Ich will aber eigentlich gar nicht nach Berlin.", ich seufzte und bog meinen Rücken durch, streckte mich so.
"Es wird dich auf andere Gedanken bringen.", meine Brust zog sich zusammen und da war dieses Gefühl wieder, was eigentlich nicht wirklich verschwunden war.
"Na los Spatz, mach dich für die Schule fertig. Du willst doch nicht zu spät kommen.", sie lächelte mir liebevoll zu und wand sich dem gehen zu.
Ich lächelte gequält zurück, blieb lieber noch weiter in meinen verwirrenden Gedanken.
"Mum?"
"Ja Schatz?", sie drehte sich wieder zu mir um.
"Du liebst Dad doch oder?"
Die wunderschöne Frau vor mir verzog ihre Stirn und ein paar schon vorhandene blonde Locken fielen ihr ins Gesicht.
"Natürlich liebe ich deinen Vater. Liebling, das weißt du doch."
"Ja.", ich lächelte halbherzig und sie verzog ihre roten Lippen.
Sie wirkte auf einmal selbst in ihren Gedanken.
"Mum?", ihr Blick richtete sich wieder auf mich.
"Woran erkennt man Liebe?", ich ließ den Satz meinen Mund verlassen, studierte die Überraschung die sich im Gesicht meiner Mutter breit machte.
"Ich denke nicht das es für Liebe eine wirkliche Definition gibt, aber wenn sie da ist, dann wirst du es spüren."
"Ok..", ich schüttelte verwirrt meinen Kopf. "Danke Mum..", warum sprach ich mir ihr über Liebe?
Ich stand auf.
"Wahre Liebe findest du nur, wenn du Mut zur Katastrophe hast.", mein Blick richtete sich wieder auf meine Mutter.
Langsam nickte ich, bevor ich stirnrunzelnd in mein eignes Badezimmer lief.



Als ich in der U-Bahn saß, dachte ich immer noch über das Gespräch mit meiner Mutter nach.
Wahre Liebe findest du nur, wenn du Mut zur Katastrophe hast. Ihre Worte schwirrten mir immer noch im Kopf herum.
Ich denke nicht das es für Liebe eine wirkliche Definition gibt.
Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche hervor.
Nachrichten von Liam wurden in meinem Sperrdisplay angezeigt, ich entsperrte mein Iphone und ignorierte die Nachrichten gekonnt.
Stattdessen griff ich auf Twitter zurück.
Meine Finger schrieben wie von selbst einen neuen Tweet und ehe ich mich versehen hatte, schwebte mein Daumen nach denklich über der 'Posten' Fläche.
Ich entschloss mich urplötzlich dafür und ließ meinen Daumen auf die Fläche tippen, bevor ich ihn wieder vom Bildschirm löste.
Warum auch nicht? Verpassten wir Liam und meiner 'Beziehung' doch noch mal das perfekte Drama. Simon hätte sich so oder so bald bei mir gemeldet, schließlich ging ich meiner einzigen Aufgabe, Liams Fake Freundin zu spielen, nicht wirklich nach. Unser riesiger Streit war sozusagen das neuste Skandal in der Promi Welt.
Wahrscheinlich deswegen auch, weil er in aller Öffentlichkeit sich ereignete.
Nach dem ich diese verdammte schreckliche Wahrheit erfahren hatte und mich nun fühlte wie eine Schlampe, war ich abgehauen.
Liam ist mir hinter her gelaufen, dachte noch nicht mal daran das wir bald aus der Arena waren.
Er lief mir immer noch hinter her über den Parkplatz, wobei wir aber auch schnell entdeckt wurden. Weil er ununterbrochen meinen Namen schrie und mich aufforderte zu stoppen, da er mir alles erklären könnte. (Ein scheiß Dreck konnte er. Ich hatte eigene Ohren und wir mir mehr als bewusst darüber was er gesagt hatte.)
Außerdem hielten sich vor der Arena damals nicht gerade wenige Menschen auf.
Schließlich wurde er vor den Fans gestoppte und ich konnte entkommen, jedoch nicht mit seinen letzten Worten in meinem Ohren.
"Fuck, Mia! You were never supposed to mean this much to me."
Wobei dieser Satz eigentlich für mich gar nichts deutlich mehr machte. Er hatte mich verarscht um ins Bett zu bekommen das war alles. Wegen so einer befickten Wette, die er anscheint mit Niall abgeschlossen hatte.
Ich schüttelte meinen Kopf, das Ziehen in meinen Herzen war schon wieder so stark geworden, das ich erst zu spät die Tränen auf meinen Wangen bemerkte.
Schnell wischte ich sie von meinem Gesicht, in der Hoffnung das niemand etwas davon mitgekommen hatte. Währendessen ich einen neuen Anflug versuchte zu unterdrücken.
Ich war so eine Schlampe.
Mein Blick huschte erneut über meinen Bildschirm und mit einem mal bereute ich meinen Tweet.
Löschen?
Die U-Bahn stoppte und ich bemerkte erschrocken das ich aussteigen musste, ich sperrte schnell mein Handy und ließ es in meine Tasche fallen.
Und so landete mein 'You are everything I think about.' Tweet nicht in der Mülltonne.


Die ersten vier Stunden hatte ich ohne meine 3 besten Freunde und so sah ich sie erst zur Mittagpause wieder.
"Ich finde du siehst heute schon etwas besser aus.", empfing mich Merry aufmunternd als ich alle in der Mensa antraf.
"Ich hab trotzdem keinen Hunger.", ich starrte auf mein leeres Tablet, auf dem sich nur eine Wasserflasche befand.
Ein Seufzen ging an dem Tisch umher, bevor ich mich setzte.
"Was gibt es Neues?", murmelte ich und trank einen Schluck aus meiner Flasche.
"Die neuste Ausgabe der deutsprachigen Bravo ist heute morgen angekommen!", Sarah wirbelte triumphierend mit der Zeitschrift, in meiner Hand. Bevor sie mir sie unter die Nase hielt.
"Was steht so drin?", sie entzog mir die Titelseite so schnell wieder, wie sie mir sie hin gehalten hatte.
"Nicht viel.", sie versuchte eine abfällige Handbewegung zu machen, doch ich bemerkte das mehr dahinter steckte als sie zugeben wollte.
"Ich bin nicht dumm."
Merry rollte mit ihren Augen und Any scrollte auf ihrem Handy herum.
"Naja.. ist nur ein fetter doppelseitiger Artikel über euch zwei drin. Naja und Bravo behauptet ja immer nur scheiße."
"Und was?", ich tippte ungeduldig mit meinem Finger auf dem Tisch herum, obwohl ich die Wahrheit eigentlich lieber nicht wissen wollte.
"Naja.. also..", Sarah stotterte vor sich hin.
"Ihr sollt nur eine Fickbeziehug geführt haben. Er wollte dann mehr und du hast dich darauf hin quer gestellt, weil du nur Sex willst nichts weiter.", mein Mund blieb offen und ich starrte fassungslos Merry an, diese wohl die Wahrheit mir nicht länger verschweigen wollte.
"Bitte was?", mir fielen die Worte. Wie kam man auf so einen Mist?
"Ich hab auch keine Ahnung, soll wohl wieder von irgendwelchen komischen Bekannten kommen.", Merry schüttelte energisch den Kopf. Was ein Dreck.
"Oh, Liam hat gerade etwas getwittert!", Any schaute überrascht von ihren Handy auf und ihre Miene wechselte sofort ins Entschuldigene, als sie meinen Blick traf.
"Ups.", huschte über ihre Lippen und ich schüttelte bloß meinen Kopf.
"Was hat er getwittert?", ich versuchte es so beiläufig wie möglich zu fragen, leider klappte es nicht so.
"Moment.", Anys Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, als sie anfing wieder auf ihrem Handy zu tippen.
"You are everything I want."
Eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper und ein kleines Lächeln trat auf, als ich an meinen Tweet dachte.
Doch das Lächeln verschwand wieder und zurück blieb die Leere. Ich vermisste ihn. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich ihm sofort verzeihen würde, würde er mir gegenüber stehen.


Als ich endlich nach langem hin und her ziemlich erschöpft mit Sophia im Flugzeug saß, breite sich ein kleines Glückgefühl in mir aus.
Deutschland ich komme.
"Danke.", ich lächelte leicht zu Sophia.
"Das ist doch selbstverständlich, schließlich sitzen wir im selben Boot.", sie zeigte mir ihr wunderschönes Lächeln, dieses ihre strahlenden weißen Zähne entblößte.
"Du liebst ihn immer noch?", ich studierte überrascht Sophias Gesichtszüge, ich dachte sie hätte dies schon alles hinter sich.
"Hörst du auf das Meer zu lieben, wenn du aus dem Urlaub kommst, nur weil du es nicht mehr spürst?"
Mehr Überraschung machte sich in mir breit und natürlich verneinte ich. Dieser Satz hatte so viel Wahrheit in sich.
Mir wurde auf einmal bewusst, wie viel Schmerz Sophia wohl immer noch fühlte, wenn sie mit meinen Liam Problem kämpfen musste.
"Der Schmerz wird weniger und erträglicher. Ich könnte mir heute nicht mehr wirklich vorstellen mit Liam wieder etwas anfangen zu wollen. Vielleicht stimmt es ja doch und die Zeit heit wirklich Wunden. Zwar nicht alle, aber die meisten."

                                                                    


Hey! :) » l.p.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt