Kapitel 6

1.8K 57 3
                                    

P.o.V Hicks

Ich war zwar bei Viggo, aber ich stand nicht im Rampenlicht. Vielmehr waren die Drachenkäfige um mich herum, die mit Tüchern bedeckt waren. Man hatte mich alleine gelassen, obwohl ich mir schlecht vorstellen konnte, dass Viggo mich unbewacht ließ. Ich ging zum nächst besten Käfig, ein Regenschneider saß dort drinnen. Er hatte den Kopf gesenkt und sah sehr traurig aus. ,,Tut dir was weh?", fragte ihn in Drachensprache. Der Drache zuckte kurz zusammen, hob dann den Kopf und erblickte mich. ,,Wer bist du?" Seine Stimme war rau, vermutlich hatte er kaum etwas zu trinken bekommen. ,,Ich bin Hicks und ich versuche irgendwie alle hier zu befreien." ,,Ein Mensch, der die Drachensprache versteht und spricht... Sehr interessant. Naja, du willst uns also befreien?" ,,Ja! Hör zu, ich werde deine Käfigtür so aufmachen, dass du rauskannst, aber es nicht zu auffällig wird. Ich bin mit meinem Nachtschatten hier, der..." weiter kam ich nicht, der Regenschneider unterbrach mich ungläubig. ,,Ein Nachtschatten?" ,,Ja. Er ist mein Freund und ich wenn er einmal laut ruft, dann kommt ihr alle aus den Käfigen." ,,Wir?" ,,Ich möchte alle Drachen befreien, schon vergessen?" Der Drache schüttelte den Kopf und versprach auf das Zeichen zu achten. Also öffnete ich mit Mühe die Tür und besprach alles mit den anderen Drachen. Alle hatten den Plan verstanden und ich wurde gerade rechtzeitig fertig, da niemand anderes als Reyka auf mich zukam. ,,Viggo will dich jetzt dabei haben.", Das war sein einziger Kommentar bevor er mich grob an der Schulter packte und zum Platz der Auktion führte. Zwischendurch kamen wir bei meinem Freund vorbei. Bevor ich wieder ging, machte ich ein paar eindringliche Handzeichen und, den Göttern sei Dank, er verstand mich. Er sträubte sich, buckelte und versuchte, sich zu befreien. Reyka ließ locker, um nachzusehen, woher der Lärm kam, die Chance nutze ich, riss mich los und lief schnell zu Ohnezahn. Er beruhigte sich wieder und schnell erklärte ich ihm die Kurzfassung des Planes. ,,Hat er nicht gesagt, er benimmt sich ordentlich?" Reyka kam mir bedrohlich nahe. Sofort fing Ohnezahn an zu knurren, aber ich brachte ihn zum Schweigen. ,,Anscheinend ein Beschützerinstinkt. Er hat gesehen, wie du mich behandelst hast, also hat er versucht mir zu helfen." der Grimmborn schnaubte genervt, widersprach aber nicht. Er brachte mich schließlich zu dem offiziellen Platz, wo ich erstmal nur zuhörte. Insgesamt war es wie jede andere Auktion auch, nur mit Drachen, was mich wütend werden ließ, aber ich blieb ruhig. Aber natürlich konnte es nicht einfach bleiben, ein paar Minuten nach meiner Ankunft vernahm ich die Stimme von Taffnuss. ,,Man, die haben so coole Drachen hier." ,,Ja, total. Aber die sind alle so teuer." ,,Raffnuss, wie sind hier, um uns gezähmte Drachen zu kaufen und nicht irgendwelche gefährlichen Drachen. Die sind dann eher billig.", meinte Fischbein. ,,Ja ja, nur weil Berk nicht so viel Geld hat." Ich wunderte mich darüber, dass die Drachen kaufen wollten. Normalerweise fingen sie die doch. Und außerdem war die Insel ja außerhalb des Archipels, oder? Ich ließ mich nicht von der Diskussion ablenken und hielt Ausschau nach Astrid oder bekannten Drachen. Da ich aber nichts sah, konzentrierte ich mich auf die Auktion. ,,Wir hätten nun noch einen Gronkel, wunderbar in der Schmiede zu gebrauchen.", grölte ein mir unbekannter Mann. ,,10 Gallonen."
(Ich nehm das mal als Währung, ich hab nichts gefunden, wenn ich Internet danach gesucht habe. Verbesserungen bitte schreiben)
Ein paar Männer boten noch mehr, bis es schließlich zu einem Preis von 103 Gallonen kam. ,,3.. 2.. 1.. Verkauft!" Erstmalig kam nun Viggo auf die Bühne. Gemurmel wurde laut, er hatte immer die besten Angebote, wie ich hörte. ,,Ich freue mich, euch hier begrüßen zu dürfen! Ich bin wieder viel herumgefahren und habe besondere Arten mitgebracht!" Seine Redensart war gut, er betonte sehr viel und legte die richtige Emotion in die Stimme. Ich legte es in meinen Hinterkopf, dass dieser Mann nicht nur ein guter Stratege war, sondern auch ein guter Redner. ,,Was wollt ihr zuerst? Die Überraschung oder alles andere?", fragte Viggo in die Menge. Nur Sekunden später kam ,,ÜBERRASCHUNG" zurückgebrüllt. Seine Augen funkelten, ganz klar. ,,Nun denn, meine Freunde. Ich darf euch stolz meinen größten und einzigartigsten Fang präsentieren. Der Nachtschatten!" Viel Gemurmel wurde laut und Protestrufe wurden laut, dass der Nachtschatten nicht mehr existierte. Dann jedoch führten ein paar Wachen den besagten Drachen herbei und es wurde ganz still. Mein Freund war nervös, dass sah man ihm an. Dann jedoch bemerkte ich, dass die Drachenjäger den Sattel nicht abgemacht hatten, was mich amüsierte. 'Sie unterschätzen mich wirklich' dachte ich und bekam so die ersten Angebote nicht mit. ,,300!" ,,410" ,,607" Die wildesten Angebote wurden gemacht, es steigerte sich ins unermessliche. Jeder wollte den Drachen besitzen, der angeblich ausgestorben war. ,,999!" ,,1023" So ging es noch einige Minuten weiter, bis ein Mann nach vorne trat und ganz ruhig und klar seinen Preis verkündete, der jeden zusammenzucken ließ. ,,300000 Gallonen." Niemand widersprach. Ich wusste, wenn ich jetzt nichts unternahm, würde ich Ohnezahn nie wieder sehen. Schnell suchte ich Augenkontakt mit meinem Freund, nur Sekunden später erreichte ich ihn. Die Handzeichen, dass er den Plan durchführen sollten, verstand er schnell. Und nun ging das Spektakel los. Bevor Viggo den Nachtschatten verkaufen konnte, befreite sich dieser von seinem Maulkorb und stieß einen Ruf aus, den nur die Drachen, Astrid und ich verstehen konnten. Augenblicke danach flogen alle Drachen von Viggo's Käfigen in die Luft und zu der Auktion. Die meisten der Bewohner begriffen nicht, was vor sich ging, nur ich und mein Freund handelten noch während der Verwirrung. Er befreite sich von seinen Ketten und ich rannte so schnell ich konnte zu ihm hin. Die ehemals gefangenen Drachen schossen auf die Leute, die aufschrien und schnell in ihre Häuser flüchteten. Aber nicht nur diese Drachen waren anwesend, aus den Wäldern erhoben sich hunderte Drachen, an der Spitze war Sturmpfeil und niemand anderes als Astrid ritt auf ihr. Es war ein faszinierender Anblick, aber ich riss mich los, stieg auf Ohnezahn und gemeinsam erhoben wir uns in die Lüfte. ,,Gutes Timing.", rief ich ihr zu, sie antwortete jedoch nicht, da nun ein Rumpeln zu hören war. Die Erde bebte. Dann hörte es auf, nur um kurz darauf noch stärker anzufangen. ,,Der Berg!" Ich schaute auf Astrids Aussage hin zum Berg, der sich in einen Vulkan verwandelte. Die Berghänge platzten auf und glühend heiße Lava trat hervor. Ein erneutes Rumpeln und dann explodierte die Spitze des Berges. Bergstücke, so groß wie Häuser, flogen durch die Luft und fielen auf das Dorf. Rauchschwaden stiegen in die Luft und verdeckten langsam das Sonnenlicht. Lava spritzte ebenfalls aus dem Vulkan und alle Drachen mussten den Steinen und Funken ausweichen. Vom  ausbrechenden Vulkan abgelenkt, bemerkte ich nicht, wie Viggo unter mir mit einem seiner Drachenwurzpfeile auf Ohnezahn zielte und abschoss. Erst das Wimmern meines Freundes machte mich darauf aufmerksam. Anscheinend wurde sein Flügel getroffen, denn wir stürzten mit rasanter Geschwindigkeit ab. Als der Aufprall kam, wurde mir die Luft aus den Lungen gedrückt und mir wurde kurz schwarz vor Augen. Alles tat mir weh. ,,Hicks?" Astrid's Stimme klang weit weg. Ich öffnete die Augen und merkte, dass sie nicht wie erwartet neben mir stand, sondern hoch oben in den Lüften nach mir schrie. Aber ich konnte ihr nicht antworten. Ich hatte zu wenig Luft in den Lungen und brachte nur ein jämmerliches Krächzen raus. Meinem Freund schien es soweit gut zu gehen, er war definitiv weniger empfindlich als ich. Besorgt betrachtete er mich. ,,Ist schon gut. Ich brauch nur eine kurze Auszeit.", flüsterte ich beruhigend und streichelte ihn. Allerdings konnte ich lange so verweilen, weil ein Grummeln mich in die Realität zurückholte. Der Vulkan brach nämlich immernoch aus und ich lag mitten auf ihm. Ich wollte aufstehen, aber mein Bein gab unter mir nach und höllische Schmerz machte sich in meiner linken Wade breit. 'gebrochen' war mein erster Gedanke. Wenn mein Steuerbein gebrochen war, konnte ich Ohnezahn nicht fliegen. Angst und Panik kamen in mir auf, aber ich schob das beiseite. Plötzlich fing mein Freund auch das Schwanken an. ,,Der Pfei!", sagte ich meinen Gedanken laut. Um diese Aussage zu überprüfen schaute ich auf den Flügel von Ohnezahn und tatsächlich steckte der Pfeil noch drinnen. Es wäre also egal gewesen, ob ich mein gebrochen hätte. Ein lautes Geräusch machte mich auf meine Seite aufmerksam. Ich traute meinen Augen nicht, dort lag Viggo! 'Was macht denn der hier?' Er lag auf dem Bauch und schien bewusstlos, also humpelte ich zu ihm hin um nachzusehen. Noch bevor ich ihn erreichte, hob er den Kopf. ,,Wir müssen hier sofort weg!", sagte er müde. ,,Ohnezahn kann nicht fliegen, selbst wenn ich kein gebrochenes Bein hätte.",erwiderte ich leicht wütend, schließlich hatte er mich in diese Situation gebracht. Er richtete sich auf. ,,Kannst du einen Drachen oder so rufen?" Entgeistert starrte ich ihn an. Viggo Grimmborn, der größte Drachenjäger den ich kannte, wollte das ein Drache ihn rettete? Aber darum konnte ich mir später Gedanken machen. ,,Nein, durch den Lärm kann mich kein Drache hören." Auf einmal sah ich im Augenwinkel etwas. ,,Viggo, Pass auf!", rief ich und kroch von dem Spalt weg. Mein Freund ebenfalls, aber der Anführer war zu langsam. Es hatte sich ein kreisrunde Loch in Größe eines Bootes gebildet, welches mit kochend heißer Lava gefühlt war. Ich streckte meinen Arm aus, versuchte Viggo noch zu erwischen, aber es war zu spät. Ich sah nur die Augen von Viggo, sie zeigten zum ersten mal wahre Furcht, aber auch Akzeptanz. Dann verschluckte die Lava ihn und eine Feuerfontäne entstand. Ohnezahn riss mich nach hinten, aber er war nicht schnell genug. Mein linkes Bein wurde erwischt und ein so unbeschreiblicher Schmerz fuhr durch mich, dass ihr aufschrie. Keuchend vor Schmerz riss ich von dem verkohlten Anblick meines Beines los. Ich zitterte vor Schmerz und klar denken konnte ich auch nicht mehr. Wenige Sekunden später glitt ich in die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit.

Ich vernahm Stimmen. Verzerrt und weit entfernt. Nun fuhr auch der Schmerz wieder durch mich und ich erinnerte mich, was passiert war. Der Vulkan, Viggo, mein Bein. Ich wollte mich bewegen, aber meine Muskeln schienen zu zerschmelzen, wenn ich sie anspannte. Auch meine Augen konnte ich nicht öffnen und deswegen konzentrierte ich mich auf die Stimmen. Sie erreichten mein Bewusstsein lange nicht, aber nach ein paar Minuten warten, konnte ich sie verstehen. ,,Ich weiß nicht, ob er es schaffen wird. Er hat viel Blut verloren und hat sich viele Knochen gebrochen." Es war eine weibliche Stimme, aber ich erkannte sie nicht. ,,Hoffen wir das beste. Ich möchte ihn nicht verlieren, er... bedeutet mir viel." Auch diese Stimme kannte ich nicht. ,,Mir ist er auch wichtig, aber auf eine andere Weise. Oh Hicks, bitte wach wieder auf!" Astrid. Ich war schon mal erleichtert, dass sie lebte, aber ich fragte mich, wer die anderen waren. Wieder versuchte ich mich zu bewegen und dieses Mal klappte es besser. Ich konnte meine Hand leicht bewegen und das blieb auch nicht ganz unbemerkt. ,,Seine Hand hat gezuckt!" ,,Bist du dir sicher?" ,,Hundertprozentig." Ich hörte Schritte, die auf mich zukamen. ,,Hicks? Wenn du mich hörst, dann tu irgendwas!" Astrid klang sehr besorgt. Wieder zuckte ich mit der Hand und schaffte es diesesmal meine Augen leicht zu öffnen. ,,Seht ihr? Es war doch keine Einbildung!" Ich bemühte mich, meine Augen weiter zu öffnen, obwohl mir das grelle Licht in den Augen wehtat. Das erste was ich sah, war Astrid die zwei Leute überlegen anlächelte. ,,As..trid?", konnte ich gerade so noch krächzen. ,,Er ist wach!" Eine der unbekannten Personen kam zu mir. ,,Wir sollten in ruhen lassen. Er ist noch sehr schwach." Ich schaffte es nicht länger, meine Augen offen zu lassen und schlief wieder ein.
Das nächste mal als ich erwachte, war es nicht so schwer, mich zu bewegen. Ich öffnete meine Augen und hob leicht den Kopf. Niemand war mit im Raum. Ich lag auf einem Holzbett, auf mir eine Decke. Der Raum war groß gebaut, hatte Holzwände und war gut beleuchtet. Langsam richtete ich meinen Oberkörper auf und ignorierte die entstehenden Kopfschmerzen. Die Decke, welche über mir lag, zurückschlagend, erwartete ich an meinem linken Fuß wieder das verbrannte, blutende Stück Fleisch zu sehen, aber das war es nicht. Stattdessen war eine Metall Prothese angebracht. Ich setzte meine Füße auf den Boden und hievte mich an dem Bettpfosten hoch. Schwindel überkam mich, aber ich blieb stehen. Vorsichtig machte ich mit meinem rechten Fuß einen Schritt nach vorne. Als ich jedoch versuchte mich auf dem linken Bein aufzustützen, klappte mein Bein weg und ich fiel hin. Sofort rappelte ich mich wieder auf und versuchte es erneut. Auch diesesmal fiel ich hin, aber ich gab nicht auf und nach mehreren Minuten hatte ich die Tür erreicht. Es war mitten in der Nacht, der fast halbe Mond schien hell. Obwohl mein Körper protestierte, schleppte ich mich weiter durch das kleine Dorf. Auf dem Hauptplatz, so sah es für mich aus, waren zwei Personen, die heftig miteinander diskutieren zu schienen. ,,Mala, ich will ihn sehen! Er ist mein bester Freund verdammt!" Das war ohne Zweifel Astrid. ,,Astrid, beruhig dich, ich bin mir sicher, dass es Hicks gu.." sie stockte, als sie mich erblickte. Ungeduldig schaute das Wikingermädchen sie an, welches mich noch nicht entdeckt hatte. ,,Hicks?" Die Stimme der Frau, die anscheinend Mal hieß, war ungläubig. Astrid folgte ihrem Blick und schnappte überrascht nach Luft.

P.o.V. Astrid

Ich folgte Mala's Blick und dort stand niemand anderes als Hicks. Ich rannte zu ihm und umarmte ihn fest. Dann wandelte sich meine Erleichterung in Wut um. Ich ließ ihn los und schlug in gegen die Schulter. Er fiel fast um, aber das war mir fast egal. ,,Wehe du erschreckt mich nochmal so!!", schrie ich ihn an. ,,Was ist denn los? Wo bin ich? Und wer ist die Person hinter dir?" Meine Wut verrauchte auf einmal. Seine Stimme beruhigte mich. ,,Du bist bei den Beschützern der Flügel. Das hinter mir ist ihre Königin Mala und du solltest im Bett liegen!" Er lächelte nur schwach. ,,Vielleicht sollte ich das, aber kannst du mir erklären, was passiert war, während ich ohnmächtig war?" ,,Nur wenn du zurück in die Krankenstube gehst." Hicks zuckte nur mit den Schultern und lief dann los, Mala und ich hinterher. Angekommen setzte er sich erwartungsvoll auf sein Bett, ich mich auf einen der Stühle. ,,Also...

Ich bin fies und lass euch nochmal warten. Egal, dieses Kapitel ist eh schon länger als es sein sollte. Und das weil wir die hundert Reads geknackt haben!! Mit nur fünf Kapiteln!! 😀😁😍 Danke Danke Danke. Dieses Kapitel war so auf die Hälfte eigentlich gedacht, aber wegen dieser grandiosen Leistung bin ich mal nett. Hoffe es gefällt euch, Kosi is peace out✌

Dark Night: Der dunkle ReiterWhere stories live. Discover now